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Lernen ab 40: Vorurteile nerven

Lernen ab 40: Vorurteile nerven

Vorurteile ohne Nachfragen

Studium mit 40 beginnen, wie kann man nur freiwillig sowas machen? „Wurdest du gezwungen?“ „Musstest du das für den Job?“ Müssen, nein. Ich hätte genauso gut auch einfach nur weitermachen können wie bisher. Es war meine Entscheidung und Spoileralarm: Ich lerne gerne! Ich lerne gerne Neues, ich lerne gerne dazu, ich erweitere gerne mein Repertoire…

Für mich ist ein Stillstand wie ein vorzeitiger Abschied in den Komplettruhestand. Aber wenn du nicht sofort in den Sarg hüpfen willst, weshalb solltest du dann sowas freiwillig wollen?
(Und nein, ich spreche jetzt nicht davon, wenn du gerade ohnehin komplett überfordert mit all deinen Pflichten bist. Dass du dann Ruhe wünschst, ist nachvollziehbar und das einzig Richtige in diesem Moment.)

Was mir ebenfalls auffiel:
Warum gehen viele Menschen davon aus, dass man automatisch beim Lernen von den Jüngeren abgehängt wird? Und weshalb kommt dann gleich so ein: „Da packt man halt keine guten Noten mehr, gelle?“
Ist es neben der normalen Arbeit und das Studium beendet, kommt oft ein „War’s den Stress wert für so’ne miese Note?“, obwohl nicht mal nach der Note gefragt wurde.

Ich habe mein Studium in der von mir vorgesehenen Zeit durchgezogen und es war eher so, dass ich die Jüngeren abgehängt habe. Mir fiel allgemein auf, dass ältere Studierende viel strukturierter waren und meist dementsprechend überlegen bei der pünktlichen Abgabe ihrer Arbeiten, beim Lernen für die Prüfungen usw. Selbstverständlich kann mal das Leben dazwischen kommen, doch das ist bei jüngeren Studierenden ebenfalls so.

Also wenn jemand nicht lernen will, dann vielleicht doch wenigstens diese Kleinigkeit:
Lernen hat kein Verfallsdatum. Das Gehirn wird ab 40 nicht labbrig wie Toast in einem Regenschauer.

Was also steckt wirklich hinter solchen Sprüchen und Mutmaßungen?
Internalisierte Altersdiskriminierung!
Und die beginnt leider schon extrem früh.

Hier einige Gedanken, weshalb dieser Mist so weit verbreitet ist:

Die lineare Lebenslauf-Illusion

Viele Menschen glauben noch an die veraltete Formel: Kindheit → Ausbildung → Arbeit → Rente → Tod

Langweilig, aber funktionierte doch über Jahrzehnte. Über Jahrhunderte traue ich mich nicht zu sprechen, denn Kriege unterbrachen diese scheinbar beruhigende Abfolge, die eine gewisse Stabilität und Vorhersehbarkeit versprach.

Ein Studium mit 40 durchbricht dieses Narrativ. Wer das tut, zeigt: Man kann sich jederzeit neu erfinden.
Das ist beängstigend für jene, die sich mit ihrer eigenen Entscheidung abgefunden haben oder unbewusst spüren, dass sie es eigentlich auch gerne würden, aber sich nicht trauen. Außerdem: Hey, was würde dann alles auf uns zukommen wenn jeder einfach so nochmal irgendwann studieren würde? Am Ende gar als Rentner???
(Kleiner Hinweis am Rande:
Die „normalen“ Studierenden hatten kein Problem mit ihren älteren Kommiliton*innen. Die fanden das sogar sehr cool. Mehr Gegenwind gab es wohl von Menschen gleichen Alters.)

Die Abwertung („schlechte Note“) schützt das eigene Ego. Lohnt sich ja gar nicht, überhaupt etwas ändern zu wollen.

Updates des Hirns auch nach 40 möglich
…und was ist, wenn Berufe einfach wegfallen und neue entstehen?
Wenn sich die Lebenswelt ändert?
Wenn das alte Narrativ nicht mehr stimmt?

Die Verklärung mit den Worten „Früher war alles besser!“ sowie Totalverweigerung des Fortschritts / Lernwillens bringt uns dann nicht weiter, sondern hilft nur irgendwelchen Populisten mit ihren einfachen „Lösungen“.

Lernen vs. Job: Warum das Quatsch ist

Die Idee, dass nur junge Menschen wirklich gut lernen können, stammt aus einem Bildungs- und Arbeitssystem, das Menschen wie Maschinen behandelt:
Lernfähig in jungen Jahren, dann verwertbar im Job. Meist sogar: nur für den Job später lernen.

Was bei Sprüchen wie „Was Hänschen nicht lernt…“ übersehen wird:

  • Ältere haben oft bessere Zeitmanagement-Fähigkeiten, Erfahrung im Selbststudium und eine viel klarere Motivation.
  • Ältere müssen vieles gar nicht komplett neu lernen, da sie an Wissen und Erfahrung anknüpfen können.
  • Das Wissen wird dadurch verknüpfter, bleibt dann auch besser im Langzeitgedächtnis.
  • Viele sind emotional stabiler und vergleichen sich weniger.
  • Ältere wissen oft, wann „gut genug“ reicht, statt sich im Perfektionismus zu verheddern.
    (Außer natürlich, sie sind Perfektionisten. Dann schützt das Alter auch nicht.)
Hinzu kommt der Anspruch unserer Gesellschaft, alles müsse „verwertbar“ sein für den Beruf.
Persönliche Weiterentwicklung? Bringt nix, angeblich. Den eigenen Interessen folgen? „Kannst du machen, wenn du Rentner bist.“ (Und dann heißt es: „Warum in dem Alter… blablabla“)
Dass Lernen allgemein unser Hirn fit hält, wird gerne übersehen. Dass wir es uns in unserer Berufswelt nicht leisten können, uns nicht weiterzuentwickeln, wird ebenso ignoriert.

Merke:
Lebenslanges Lernen bezieht sich nicht nur auf kurze Weiterbildungen, um weiterhin den Beruf ausüben zu können!
Unser Hirn will und muss immer mal wieder gefordert werden, sonst baut es viel schneller ab.

Spätstudierende gegen Spätzünderin

Wie heftig die Vorurteile gegenüber Spätstudierenden sind, verdeutlichte mir auch eine jüngere Kollegin, die nach ihrem Studium bei uns arbeitete.

Sie wollte mir Tipps geben, wie ich mich besser im Studium organisiere, dabei war ich kurz vor der Bachelorarbeit innerhalb des Zeitraums, den ich mir gesetzt hatte(sogar dem Zeitraum etwa 1 Semester voraus). Sie hingegen war 2x in ihrem Nebenfach (machte auch einen Zweifach-Bachelor) bei einer Prüfung durchgefallen und brauchte als Vollzeitstudentin statt 3 Jahre 7 Jahre.

Sie wollte mir obendrein Lerntipps geben, fragte aber nicht mal, wie es überhaupt bei mir ausschaute. Meine schlechteste Note bei einer Prüfung war eine 3… Also vom Durchfallen weit entfernt. Ich musste auch keine einzige wiederholen.

Erst als ich sie darauf hinwies, dass ich ihr ja wohl eher hätte Tipps geben können, kam heraus, dass sie einfach mal so davon ausgegangen war, dass ich als Spätstudierende nicht wüsste, wie man überhaupt lernt.
Als langjährige Dozentin bei einem Bildungsträger, die sich auch vorher regelmäßig weiterbildete, wäre das allerdings sehr peinlich gewesen, oder?

Reminder:
Bevor du mit deinen Vorurteilen andere belästigst, frage doch einfach erst mal!

Und hinterfrage deine Vorannahmen, wenn du lernen willst.

Neuanfänge brauchen ihre Zeit

Neuanfänge brauchen ihre Zeit

Geduld statt Podium: Was uns Lewis Hamilton über Neuanfänge beibringt

1. Der Neuanfangsmythos

Wir leben in einer verrückten Zeit:
Alles muss jetzt sofort funktionieren, sofort verfügbar sein und sofort sollen wir auch alle Anforderungen erfüllen, die man an uns stellt.

Du bist neu im Job? Na dann, Vollgas!
Wie? Neues Team, neue Tools, neue Kultur, du brauchst Zeit? Du bringst Erfahrung mit, sogar ein Top-Zeugnis vom alten Arbeitgeber, also hast du sofort Spitzenleistungen zu bringen. Wenn spätestens nach zwei Wochen der Erste fragt, warum du „noch nicht ganz angekommen“ bist, weißt du, dass deine Uhr tickt. Willkommen im Erwartungssog!

Der Alltag verlangt oft, dass man sofort glänzt, am besten mit Sternchen und Konfetti. Dass man erst einmal beobachten, lernen, sich orientieren muss, wird gern übergangen. Außer du wagst es, Verbesserungsvorschläge zu unterbreiten, dann bist du die oder der Neue, die/der sich „aber ganz schön weit aus dem Fenster lehnt“. Das ist also auch nicht okay.

Dieser Erfolgsdruck kann heftig am Selbstwertgefühl nagen, obwohl wir es doch besser wissen:
Erst ein solides Fundament schafft die Voraussetzung für „Perfektion“. Erst wenn wir angekommen sind, die Abläufe verstanden haben und uns sicher fühlen, können wir wirklich glänzen.

2. Lewis Hamilton: Und das Rennen beginnt … auf einem neuen Kurs

Was im Büro oder im neuen Job passiert, lässt sich wunderbar auf die große Bühne des Sports übertragen.

Nehmen wir Lewis Hamilton. Siebenfacher Formel-1-Weltmeister, ein Gigant auf der Rennstrecke. Ein Jahrzehnt fuhr er für Mercedes und dominierte die Szene, bis er jetzt, 2025, für Ferrari startet. Neues Team, neues Auto, neues System.

Irrsinnigerweise erwarten scheinbar alle von ihm: „Na los, Lewis, auf zum nächsten Sieg! SOFORT!“

Aber auch ein Weltklasse-Fahrer braucht Zeit, um sich auf ein neues Fahrzeug einzustellen. Ein Ferrari fährt sich nicht wie Mercedes. Wäre dem so, dann bräuchte es keine verschiedenen Teams, die mit den Fahrern nach den immer besseren Fahrzeugen streben würden. Die Zusammenarbeit, die Strategie – alles muss erlernt werden.

Lewis Hamilton

Trotzdem wird jeder Platz außerhalb des Podiums als Rückschritt verkauft.
Platz 7? Waaaaas? Nuuur?
Hamilton hat Platz 8-20 abgehängt, trotz vollkommen neuem „Job“, für 95 % der Fahrer wäre das ein Riesenerfolg. Für Hamilton: „Er hat’s wohl nicht mehr drauf.“ oder noch fieser „Er wird alt.“ Wie alt sind dann all die anderen, die gar nicht rankommen? Ach warte, sie sind oft viel jünger.

Dass er immer noch den Großteil des Feldes hinter sich lässt – geschenkt. Die Schlagzeile will Drama, nicht Realität.

Und genau da liegt der Haken: Wer Höchstleistung zeigt, dem wird irgendwann nur noch Höchstleistung zugestanden.
Wachstum, Umgewöhnung, Lernphasen? Die sind für andere da, aber nicht für „die Besten“.
Doch Lewis Hamilton fährt nicht nur weiter. Er arbeitet mit dem Team, das glücklicherweise hinter ihm steht, entwickelt das Auto mit, denkt über den Tag hinaus.
Genau das macht ihn immer noch zu einem der Größten, auch ohne jeden Sonntag ganz oben zu stehen.

3. Was wir davon lernen können

Lewis Hamilton steht unter Beobachtung. Alles wird gewertet, gemessen, kommentiert, obwohl er gerade das tut, was wir im Alltag auch oft tun (oder tun müssten): lernen, sich einfinden, sich nicht vom ersten Rückschlag entmutigen lassen.

Doch wenn es ihm schon so geht – einem der erfolgreichsten Sportler seiner Generation –, was sagt das über unseren Umgang mit Neuanfängen aus?

Neuanfang im Job

Wir fordern von uns selbst oft dasselbe wie die Medien von Hamilton:

  • „Du hast doch Erfahrung, also warum läuft’s noch nicht perfekt?“
  • „Wenn du wirklich gut wärst, bräuchtest du keine Eingewöhnung.“
  • „Jetzt zeig mal, was du kannst. Keine Ausreden, keine Müdigkeit vortäuschen!“

Wir fordern es deshalb von uns selbst, weil es entweder tatsächlich erwartet wird oder wir denken, dass es erwartet wird. Dumm dabei ist nur, dass diese inneren Selbstgespräche keine Motivation ist, sondern destruktive Selbstkritik.

Egal ob Job, Projekt, Sprache, Sport, neue Stadt oder Therapie: Ein Neuanfang ist kein Abkürzungssprint, sondern ein Umlernen, Umgewöhnen, Umstellen.

Was wir statt dieser Selbstzermürbung brauchen:

  • Geduld mit uns selbst.
  • Teams, die nicht gleich mit der Stoppuhr dastehen, sondern sagen: „Schön, dass du da bist. Lass uns schauen, was du brauchst.“
  • Und einen kleinen inneren Hamilton, der trotz all der Kritik weiter an sich arbeitet.

Neuanfänge sind keine Tests, bei denen man durchfallen kann, sie sind Prozesse.
Niemand gewinnt das Rennen im ersten Trainingslauf, sogar eine Spitzenkraft nicht.

Lernen ist keine Schande, es ist Stärke. Tempo ist nicht immer alles.
(…und mal ganz ehrlich: Glaubst du, wenn jemand seine Muttersprache perfekt spricht, genügt dann eine Stunde Unterricht in einer anderen Sprache? Nein? Wieso nicht, Sprache ist doch Sprache…?)

4. Daumendrücken und Durchhalten

Nach all diesem Rumgebashe auf ihn bin ich absolut nicht unparteiisch: Ich drücke Lewis Hamilton die Daumen.

Nicht, weil er perfekt ist oder es nötig hätte, sondern weil ich es unglaublich stark finde, was er macht.
Hamilton hätte sich auf seinen Weltmeistertiteln ausruhen können, aber er suchte die Herausforderung und Weiterentwicklung. Er zeigt gerade, wie man sogar dann weiterarbeitet, wenn der Wind von vorn kommt und heftige Selbstzweifel an einem rütteln.

Ich wünsche ihm viel Geduld und Kraft.
So wie ich es uns allen wünsche, wenn wir etwas Neues beginnen.

„Skizze ≠ Schloss“: Über das Missverständnis namens Prozess

„Skizze ≠ Schloss“: Über das Missverständnis namens Prozess

1. „Das ist schon fertig, oder?“

Gerade hat mich eine Freundin irritiert. Ich erzählte ihr vor einer Weile von meiner Idee, eine Wissensgalaxie zu programmieren. Weshalb auch immer verstand sie es so, dass meine Website diese Wissensgalaxie ist. Ähm, nö. Definitiv nicht.

Die Website könnte nicht einmal das Zuhause sein, weil ich die Wissensgalaxie möglichst offline halten will, und weil eine Website vollkommen anders aufgebaut ist. Die Website verfolgt ihr eigenen Ziele und hat ihre eigene Struktr, obendrein basiert sie auf einer anderen Technik (bzw. Programmierung).

Kurz gesagt:
Die Website ist ein ganz anderes Projekt. Sie steht eigenständig da.
Sie braucht die Wissensgalaxie nicht – genauso wenig, wie die Wissensgalaxie die Website braucht.

Gleichzeitig stimmte mich das Missverständnis sehr nachdenklich, denn ich habe das schon so oft auch negativ erlebt:
(…bei meiner Freundin war es nicht negativ, um das gleich klarzustellen! Im Grunde sogar positiv, weil es mich zu diesem Beitrag hier brachte!)

Dass Skizzen und Kritzeleien für fertige Bilder gehalten werden. Dass daran herumgemäkelt wird, als sei es ein verpfuschtes Endprodukt, und ich hätte damit nur „bewiesen“, dass ich nichts könne.
Oder Ideen für Bücher totdiskutiert wurden, ohne die kleinste Chance, überhaupt zu reifen. (Rip, all ihr begrabenen Ideen!)

Oder diese Klassiker:
„Ich hab da eine Idee – du musst sie nur noch aufschreiben! Wird bestimmt ein Bestseller. Wir teilen uns dann den Gewinn.“
Kommt bevorzugt von Leuten, die nicht mal eine Kurzgeschichte geschrieben haben und sich überhaut nicht vorstellen können, dass zwischen Idee und Endprodukt ein Haufen Arbeit liegt.

Warum zum interstellaren Wahnsinn werden Ideen so oft behandelt, als wären sie bereits ein fertiges Produkt?
Ihr Menschen müsstet doch zumindest durch die Essenszubereitung gelernt haben, dass ein Sack Kartoffeln und eine Zwiebel keine Mahlzeit sind. Das Zeug ist ja noch nicht mal geschält, geschnitten, gekocht!

Dazwischen liegt ein Prozess. Mit Planung, Arbeit, Zeit. Der Prozess könnte scheitern oder man könnte umdenken.
Aus einem Sack Kartoffeln und einer Zwiebel könnte nichts (weil null Prozess), eine wunderbare Mahlzeit oder auch einfach nur angebranntes Zeug werden.

2. Warum Menschen Prozesse nicht begreifen (wollen?)

Wenn es doch so offensichtlich ist, warum verwechseln so viele eine grobe Vorskizze (die oft nicht mal der Bauplan ist)
mit dem fertigen Schloss?

Nun, es gibt mehrere mögliche Antworten. Keine davon ist wirklich schmeichelhaft. Doch als kleine Entschuldigung vorneweg:
Wir sind so „gebaut“ und vielleicht ist es sogar gut so. Denn vieles würden wir sonst vermutlich niemals in Angriff nehmen, wenn wir vorab wüssten, wie viele Zwischenschritte, Rückschläge und Neuanfänge auf uns warten.

Das Gehirn liebt Ergebnisse.

Unser Denkapparat liebt Abgeschlossenes. Ein fertiges Schloss? Verstanden!
Ein Haufen Mauersteine, ein Eimer Sand, ein Zettel mit Kritzeleien, ein genervter Mensch mit Kaffeetasse? Zu komplex, zu unaufgeräumt – meeeh!

Also erklärt sich das Gehirn das Ganze kurzerhand um:
„Ach, das da auf dem Zettel, DAS soll das Schloss sein. Aha. Komisch. Das kann ich doch nicht mal betreten!“

Ergebnisse geben Sicherheit.

Prozesse sind offen. Offen = unberechenbar = angsteinflößend.

Wenn du sagst: „Ich arbeite gerade an etwas“, heißt das für viele: „Ich weiß nicht, ob es funktioniert.“
…und das ist in einer Welt, die auf Kontrolle, Effizienz und Zielorientierung gebürstet ist, geradezu existenzbedrohlich. Also lieber die Illusion eines fertigen Produkts aufrechterhalten. Dann lieber die Skizze für das Endprodukt halten!

Prozesse sind nicht das Endergebnis
Projektionsfläche statt echtes Zuhören

Oft hören Menschen gar nicht dich, sondern nur das Echo ihrer eigenen Vorstellungen: „Ah, sie hat ’ne Idee. Dann ist das bestimmt bald fertig.“
Denn alles andere würde bedeuten, dass sie sich mit einem lebendigen Prozess beschäftigen müssen, was unbequem sein kann. Vielleicht erinnert es sie daran, dass ihre eigenen Ideen seit Jahren in irgendeiner Schublade vergammeln.

Oder sie blenden all die Schritte dazwischen aus, vielleicht weil sie davon ohnehin keine Ahnung haben. Menschen blenden oft sogar all die Schritte zwischen Skizze und Endprodukt aus, obwohl sie diese kennen und vielleicht schon selbst gegangen sind, weil sie es ja nicht umsetzen (müssen). Und vieles in der Rückschau einfacher wirkt.

Die magische Sofort-Erwartung

Willkommen in der Ära von „Ich hab’s bei TikTok gesehen. Mach das doch auch!“
Prozess? Pah. Du hast doch das Tool! Den Rechner! Die KI! „Das ist doch heute alles ganz einfach.“Weil viele nie selbst etwas erschaffen haben, verstehen sie nicht, was dazwischen liegt, zwischen Idee und Schloss.

3. Die Idee-Illusion: „Ich hab da was – du musst es nur noch schreiben.“

Ganz ehrlich? Ich hätte gerne 5 Euro für jedes Mal, wenn ich diesen bekloppten Spruch hörte, denn dann wäre ich bereits Millionärin.

Es ist genauso bescheuert wie die Annahme, dass ich automatisch im Geld schwimme, sobald ich mich selbstständig mache oder ein Buch schreibe. Viele Selbstständige gehen in den ersten fünf Jahren insolvent. Bei meiner Recherche stieß ich auf Angaben wie 80%, einige Seiten nannten sogar 90%.
Und wie viele Bücher Bestseller werden? Lass uns besser nicht darüber reden. Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Buch ein Ladenhüter wird, ist viel höher…

Aber wieso kommen mir (und anderen Schriftstellern) immer wieder Leute mit so einem Spruch?
Weil sie allen Ernstes denken, eine Idee wäre gleichbedeutend mit „fast fertig geschrieben“. Wenn dem so wäre, weshalb schreiben sie dann nicht selbst? Zeitgründe können dann ja wohl kaum noch als Grund herhalten, sonst wäre die Idee ja nicht gleichbedeutend mit „fast fertig“, oder?

Oder ist hier eine fiese Unterstellung im Gange nach dem Motto: „Du hast eh nicht genügend eigene Ideen?“ Nun, davon will ich mal lieber nicht ausgehen, sonst habe ich schnell viele Bekannte weniger.

Ideen sind, auch bei mir, mehr als genug vorhanden. Es sind so viele, dass ich mich nicht einmal ärgere, wenn mir jemand die ersten Gedanken ‚klaut‘ und etwas Eigenes daraus macht. Denn ich kann all meine Ideen ohnehin nicht in diesem Leben umsetzen.

Mir ist schon klar, dass die Leute, die sowas sagen, es nicht ubedingt böse meinen, aber es ist wie, als würde man einem Architekten einen Lego-Stein in die Hand drücken und sagen:
„Hier – kannst du doch eben mal schnell ein Haus draus bauen. Ich hatte die Idee.“

Absurd? Ja. Warum?
Weil die Umsetzung immer Zeit braucht, sogar wenn es um eine kurze, kurze Kurzgeschichte geht: Idee ausarbeiten, schreiben, durchlesen, überarbeiten, durchlesen, überarbeiten, durchlesen, nochmal was ändern, durchlesen und auf Fehlerjagt gehen… Eventuell Testlesern vorsetzen und nochmals überarbeiten… Und das bei einer Geschichte. Bücher sind da ein ganz anderes Kaliber!

Oder dachte da tatsächlich einer, ich würde wie im Rausch mal einfach so eine fertig ausgearbeiteten, druckreifen Roman in drei Tagen auswerfen? Leute, selbst wenn ich in Lichtgeschwindigkeit tippen könnte, das würde ich echt nicht packen!

Ganz davon abgesehen, dass diese Romantisierung des Schreibprozesses einfach nur gnadenlos an der Realität vorbei geht…
Eigentlich sagt das mehr über die Leute aus, die das von sich geben: Sie wünschten, es wäre so, denn dann könnten sie es selbst machen. Oder es als Vergnügen mit „Ich habe Pflichten zu erfüllen!“ sich selbst versagen. Kleiner Hinweis an all diese Traumtänzer: Beim Schreiben habe ich oft den Punkt, an dem ich verzweifeln könnte oder sogar den Prozess hasse. Dann steht endlich der Rohentwurf, R-O-H! ENTWURF!!! Das Machwerk ist nicht einmal ein Manuskript, das ist es bei den Allerwenigsten. Es benötigt noch viele Überarbeitungsphasen.

Schreiben ist nicht wie ein Spaziergang durch den Park. Es ist wie ein Orientierungslauf in einem dornigen Dschungel bei Nacht, bei dem zu allem Überfluss dein Kompass beleidigt ist und willkürlich die Richtung wechselt.

Um es also nochmals deutlich zu sagen: Verabschiede dich von dieser Idee-Illusion. Sie ist eine Illusion und im Grunde eine Beleidigung für jeden, der diesen Prozess durchlaufen will, durchläuft oder durchlaufen ist.

4. Skizzen brauchen Raum

Der Prozess ist nicht das Endergebnis.

Auch wenn wir alle gerne Endergebnisse sehen, sollten wir endlich anfangen, auch den Prozess als wertvoll zu betrachten.

Um den Gedanken aus einer anderen Perspektive zu beleuchten:
Ein Schüler, der vorher 100 Rechtschreibfehler hatte und sich so verbesserte, dass es 50 beim letzten Diktat waren, hat sich stark verbessert. Oder etwa nicht? Er ist noch nicht am Ende seines Lernprozesses angekommen und es sind bereits riesige Fortschritte zu erkennen. Trotzdem ist das Endergebnis immer noch die Note 6. Gehe ich nun nur von der Note aus, hat das Lernen und Üben nichts gebracht. Gehe ich von der Verbesserung aus, war das bereits ein gigantischer Schritt nach vorne und ich darf gespannt sein, wie sich dieser Schüler weiter verbessert. Wille, Hartnäckigkeit und Lernfähigkeit sind schließlich vorhanden.

Das heißt: Ich muss immer auch den Prozess honorieren. Gescheitert, wie es so viele Unternehmer sind? Ja. Trotzdem mit neuen Erkenntnissen wieder selbstständig machen? Warum nicht?
Menschen sind lernfähig, Vorhaben und Umstände ändern sich, neue Erkenntnisse erleichtern vieles… Wir brauchen Raum, damit sich unsere Skizzen entfalten können und dürfen. Kein doofes Gequatsche und Selbstverurteilungen.

Scheitern ist kein Beweis für Wertlosigkeit.
Es ist oft nur ein Zeichen dafür, dass jemand mutig genug war, es überhaupt zu versuchen.

Auch ohne ein Scheitern: Beim nächsten Mal weiß ich vieles besser.
Bei einem Roman habe ich für mich vielleicht herausgefunden, wie ich besser vorankomme und was meinen Schreibfluss stören kann. Mit jedem Mal, wenn ich diesen Prozess durchlaufe, kann ich weiter lernen und mich und/ oder meinen Schreibstil verbessern.

Achte ich nur auf das Endergebnis, das Schloss, verpasse ich die Magie des Bauens, dank der ich beim nächsten Bauprojekt all das einbringen kann, was ich entdeckt habe.

Was ich dabei sehr schön finde:
Es gibt Mitreisende, so wie die Freundin von der ich anfangs schrieb. Sie sind vielleicht nicht direkt in ein Projekt oder Projekte involviert, aber sie schauen sich mit dir die Skizze an und sagen: „Erzähl mal – was soll das werden?“
Das sind die Menschen, die sich neben dich setzen, statt dich von außen zu beurteilen. Daher weiß ich auch, dass es hier ein kleines Missverständnis gab: Sie schaut, fragt nach, regt an. Und ich darf entscheiden, was ich davon annehme, so als ob sie mir eine Schachtel mit leckeren Pralinen hinhält, von denen ich mir meine Lieblinge schnappen darf.

Das ist es, was ich mir von vielen anderen Menschen wünsche:
Hört auf mit den vorschnellen Urteilen. Fragt lieber einmal mehr nach, wie gerade der Stand ist.
Und wenn ihr meckern wollt (oder müsst), dann bitte konstruktiv!

Euch gegenüber sitzt ein Mensch, der viel Arbeit in etwas hineingesteckt hat. Nichtgefallen ist okay, hilfreiche Kritik ist okay.
Vernichtungsaktionen oder dämliche Sprüche wie „Na, ich erzähle dir mal meine Idee. Das kannst du ja dann gleich schnell schreiben, damit es keine Eintagsfliege bleibt, mit deinem Buch da.“ sind einfach nur… absoluter Mist!

Die häufigsten Ideenfresser und wie du sie besiegst

Die häufigsten Ideenfresser und wie du sie besiegst

Kreativität, also die Fähigkeit, neue Ideen zu entwickeln und Probleme zu lösen, ist oft sehr empfindlich. Manchmal braucht es nur einen kleinen Dämpfer, und schon fühlen sich die besten Ideen wie ein ferner Traum an. Ideenfresser, Dinge, die uns daran hindern, kreativ zu denken, lauern überall. Und sie sind gemeiner als man denkt!

Hier sind die bekanntesten Ideenfresser und wie du sie in Schach halten kannst, damit deine Kreativität nicht auf der Strecke bleibt.

  • Schlafmangel Der größte Feind der Kreativität Schlaf ist der Akku für unseren Kopf. Wenn er leer ist, kann der kreativste Geist nicht mehr richtig funktionieren. Ideen wollen einfach nicht sprudeln, und stattdessen plagen uns die Gedanken, wie wir den nächsten Tag überhaupt überstehen.

    Tipp: Gönn dir ausreichend Schlaf und entwickle eine gute Schlafroutine. Erwachsene brauchen zum Beispiel meist mehr als die oft gewohnten 6 Stunden Schlafzeit. Dein Gehirn braucht Erholung, um die besten Ideen zu entwickeln.


  • Zeitdruck Kreativität braucht Raum Wenn der Zeitdruck über uns schwebt, ist die Kreativität wie ein scheues Reh, das einfach nicht auftaucht. In einer stressigen Umgebung verkrampft sich alles, und die besten Ideen fliehen. Du hast das bestimmt schon mal erlebt: In dem Moment, in dem du am meisten in Eile bist, fällt dir nichts mehr ein.

    Tipp 1: Plane bewusst Zeit für kreative Arbeit ein. Wenn du unter Druck stehst, lass die Idee ruhig mal ruhen und komm später darauf zurück.

    Tipp 2: Schreibe dir jede Idee auf. Sie können gerade in Stresszeiten neue Ideen hervorlocken oder zu brauchbaren weiterentwickelt werden. Schaffe dir also so etwas wie ein kleines „Ideenpolster“ an, so wie du es von Ersparnissen für Notfälle kennst.

  • Die „Nicht-gut-genug“-Gedanken Wie oft hast du eine Idee verworfen, weil du dachtest, sie sei nicht perfekt genug? Der Perfektionismus ist ein heimlicher Ideenfresser, der dafür sorgt, dass du nie etwas Neues ausprobierst, weil du es immer wieder in Frage stellst.

    Tipp: Lass den Perfektionismus los! Ideen müssen nicht perfekt sein, um wertvoll zu sein. Fange einfach an und verfeinere später. Maler skizzieren oft zuerst, Schriftsteller schreiben einen Rohentwurf – daraus entsteht dann erst das spätere fertige Meisterstück.

Ideenfreser
  • Lärm und Ablenkungen: Feinde der Konzentration
    Lärm, sei es durch Baustellen, Gespräche von Kollegen oder das ständige Ping oder Brummen von Benachrichtigungen, macht es schwer, fokussiert zu bleiben. Kreativität braucht Ruhe und Konzentration.

    Es ist ebenfalls nicht immer einfach, kreative Ruhe zu finden, wenn Kollegen oder Familienmitglieder ständig um einen herumschwirren und mit Fragen, Gesprächen oder anderen Anliegen auf dich zukommen. Das kann den kreativen Fluss massiv stören.

    Ablenkungen rauben uns nicht nur die Zeit, sondern auch den Fokus.

    Tipp 1: Suche dir eine ruhige Ecke oder arbeite zu bestimmten Zeiten, in denen du weniger gestört wirst. Manchmal hilft auch das Einrichten von „Ablenkungszeiten“ – eine kleine Belohnung für deine kreative Arbeit.

    Tipp 2: Setze klare Grenzen, wenn du kreative Zeit brauchst. Sag freundlich Bescheid, dass du in einer „Kreativzone“ bist und später gerne zur Verfügung stehst.

  • Temperatur Zu heiß oder zu kalt für kreative Gedanken? Du wirst es kaum glauben, aber auch die Raumtemperatur kann ein Ideenfresser sein! Ein zu heißer Raum sorgt dafür, dass du dich schläfrig fühlst, und in einem zu kalten Raum frieren dir die Gedanken förmlich ein.

    Tipp: Achte auf eine angenehme Temperatur. Schaffe dir eine Umgebung, in der du dich wohlfühlst und die Kreativität fließen kann.


  • Kein Platz zum Ausprobieren, keine Freiheit für Ideen

    Kreativität braucht Platz! Sowohl im Kopf als auch in der Umgebung. Wenn du dich ständig in engen, unorganisierten Räumen befindest, kannst du deinen Ideen keine Freiheit geben.

    Tipp: Gestalte deinen Arbeitsbereich so, dass du dich darin kreativ entfalten kannst. Es muss nicht perfekt sein, aber ein bisschen Platz für kreative Freiheit macht einen großen Unterschied.

  • Angst vor dem Scheitern – Der Killer der Ideen

    Die Angst vor dem Scheitern kann uns davon abhalten, neue Ideen zu entwickeln. Viele blockieren ihre Kreativität, weil sie befürchten, dass ihre Ideen nicht gut genug sind oder dass der Versuch, etwas Neues zu erschaffen, in einem Misserfolg enden wird. Diese Angst lässt uns oft lieber bei dem bleiben, was wir kennen, anstatt Neues zu wagen.

    Tipp: Scheitern ist kein Ende, sondern ein Schritt zum Erfolg. Jeder Fehlschlag ist eine Gelegenheit zu lernen. Lass dich nicht von der Angst lähmen und erlaube dir, Fehler zu machen. Oft entstehen die besten Ideen gerade durch die Überwindung von Rückschlägen.

Ideenfresser besiegen und die Kreativität entfesseln

Ideenfresser sind gesellig, meistens tauchen sie in Rudeln auf und feuern sich gegenseitig an. Die Angst vorm Scheitern kann zu Perfektionismus führen, dem Gefühl, dass es „nicht gut genug“ ist. Sie sind überall, aber sie sind nicht unbesiegbar.

Indem du dir bewusst machst, welche Faktoren deine Kreativität blockieren, kannst du gezielt an ihrer Bekämpfung arbeiten. Gib dir selbst den Raum, die Zeit und die Freiheit, die du für kreative Gedanken brauchst.

Das Wichtigste ist: Kreativität wächst nicht unter Druck, sondern in einem Umfeld, das Freiheit und Raum für Entfaltung bietet. Lass es dir gut gehen!

Inspiration finden: Ein einfaches Rezept für kreative Ideen

Inspiration finden: Ein einfaches Rezept für kreative Ideen

Inspiration ist wie ein gut gehütetes Geheimnis, das nur darauf wartet, entdeckt zu werden. Aber manchmal bleibt die Kreativität aus, selbst wenn man sie dringend braucht. Was tun, wenn der Kopf leer ist und die Ideen einfach nicht kommen wollen? Ein einfaches Rezept für frische Inspiration könnte genau das sein, was du brauchst. Keine komplizierten Techniken, keine Hektik – nur eine Handvoll kleiner, bewährter Aktivitäten, die dir helfen, den kreativen Fluss zu aktivieren.

1. Mach einen Spaziergang
Du hast sicher schon gehört, dass frische Luft gut für den Kopf ist – und das stimmt! Ein kurzer Spaziergang kann Wunder wirken. Er hilft nicht nur, den Kopf zu befreien, sondern auch, den Körper zu aktivieren. Häufig kommen die besten Ideen, wenn wir nicht mehr aktiv nachdenken müssen. Der Wechsel der Umgebung sorgt dafür, dass sich Gedanken neu sortieren können. Und manchmal kommt die Idee genau in dem Moment, in dem du nicht darauf wartest.

2. Plane kleine Pausen
Arbeit und Kreativität brauchen Raum zum Atmen. Wenn du merkst, dass du festhängst, gönn dir eine kurze Pause. Schau aus dem Fenster, schließe die Augen, atme tief ein. Auch fünf Minuten reichen aus, um den Kopf zu klären. Pausen sind nicht nur erholsam, sondern auch ein fruchtbarer Boden für Ideen. Die besten Geistesblitze kommen oft, wenn du nicht auf sie wartest.

Inspiration und ein Rezept für Ideen

3. Nutze Musik oder Geräusche
Musik ist ein bewährtes Mittel, um den Geist zu öffnen und neue Perspektiven zu finden. Lass dich von sanften Klängen oder sogar Naturgeräuschen inspirieren. Vielleicht brauchst du etwas Lebendigeres, um deine Kreativität anzutreiben. Probier es aus und finde heraus, welche Musik dich wirklich in den kreativen Flow bringt!

4. Wechsle den Fokus
Manchmal hilft es, den Blickwinkel zu ändern. Hast du schon einmal versucht, ein anderes Medium zu nutzen, um deine Ideen zu entwickeln? Zeichne eine Skizze, schreibe ein paar Notizen oder rede laut über dein Projekt. Der Wechsel vom Denken zum Handeln kann oft neue, unerforschte Ideen aufwerfen.

5. Tauch ein in die Stille
Es mag kontraintuitiv erscheinen, aber Stille ist ein wertvoller Bestandteil des kreativen Prozesses. Setze dich einfach für einige Minuten in einen ruhigen Raum und lass deinen Gedanken freien Lauf. Du wirst überrascht sein, wie viele kreative Ideen aus der Ruhe heraus entstehen können.

Und nein, es ist kein Widerspruch. Manches Mal hilft Musik, manches Mal Stille mehr. Probiere aus, was du gerade in diesem Moment brauchst.

Inspiration braucht Raum

Inspiration kann man nicht erzwingen, aber einladen. Manchmal braucht es einfach einen kleinen Moment der Ruhe, der Bewegung oder des Perspektivwechsels. Indem du dir die Zeit nimmst, auf diese einfachen, wenig aufwändigen Techniken zurückzugreifen, schaffst du einen Raum für neue Ideen und kreative Lösungen.

Also, warum nicht einfach mal den Kopf durchlüften oder eine kleine Pause einlegen? Die besten Ideen kommen oft dann, wenn man am wenigsten daran denkt.

Du willst mehr? Vielleicht ist dieses kleine Lern-Nugget etwas für dich: Die Geister, die ich rief

Bild: Dall-E 3
Text: Yvonne Hensgen, unterstützt von Chat GPT

Das Problem mit der Selbstoptimierung

Das Problem mit der Selbstoptimierung

„Wie du produktiver wirst“, „Leiste mehr in 24 Stunden“, „So strukturierst du deinen Tag richtig und schaffst 90 % mehr“, „Mit Biohacking holst du das Optimum aus dir heraus“.

Klingt bekannt?

Wir rennen durch den Tag, jonglieren zig Aufgaben, geben immer unser Bestes – und in unserer Freizeit? Selbstoptimierung statt Erholung! Schließlich können wir doch nicht einfach nur faul vor der Glotze versacken. Da geht doch noch was! Noch ein Buch über Produktivität, noch ein Podcast über Zeitmanagement, vielleicht ein Selbstexperiment mit Biohacking?
Mehr, mehr, mehr und noch mehr. Anstatt dann irgendwann einfach nur zu schlafen, wollen wir den dann auch noch optimieren.

Diesen Wahnsinn kenne ich nur zu gut.

Schlafoptimierung

Neben einer Vollzeitstelle schrieb ich meine Bachelorarbeit – und fand das normal. In meinen Regalen stapeln sich noch immer Bücher über Zeitmanagement, Prokrastinationsvermeidung, Selbstdisziplin und Willenskraft mit Methoden für alles, von der perfekten Morgenroutine bis zur effizientesten Art, Kaffee zu trinken. (Okay, das mit dem Kaffee nicht, aber fast.)

Trotzdem fühlte ich mich niemals fleißig genug. Wenn ich abends fix und fertig ins Bett fiel, war da immer dieses Gefühl: „Hätte ich nicht noch etwas mehr schaffen können?“ Und wenn ich mir einfach mal eine Pause gönnte, Computerspiele statt To-Do-Listen, kam sofort das schlechte Gewissen: „Faulheit!“

Doch stimmt das überhaupt? Können wir wirklich immer besser und produktiver werden? Wo liegt die Grenze zwischen gesunder Weiterentwicklung und Selbstzerfleischung? Wann wird Selbstoptimierung zur Belastung?

1. Woher kommt dieser Drang, immer besser zu werden?

Die Idee, dass wir uns ständig optimieren müssen, kommt nicht aus dem Nichts. Sie ist tief in unserer Gesellschaft verwurzelt – von der Leistungskultur über die Vergleichskultur bis hin zur Psychologie des Erfolgsgefühls.

Unsere Leistungsgesellschaft: Mehr Produktivität = mehr Wert

Der Gedanke, dass ein Mensch nur dann wertvoll ist, wenn er ständig etwas leistet, erinnert stark an die protestantische Arbeitsethik, besonders an den rigiden Pflichtgedanken von Johannes Calvin. Der Soziologe Max Weber bezeichnete ihn auch deshalb als den Vater des Kapitalismus.

Das Prinzip: Arbeit ist heilig, Faulheit ist Sünde.

Und auch wenn wir heute in einer weitgehend säkularen Welt leben, steckt dieses Denken immer noch in uns. Unser Wert scheint daran gekoppelt, wie viel wir schaffen, wie produktiv wir sind – und wie effizient wir unser Leben gestalten.

Gesellschaftlicher Druck und Vergleichskultur

„Schau, was ich geschafft habe!“
Auf Social Media präsentieren Menschen ihre Erfolge, ihr perfektes Zeitmanagement, ihre durchoptimierten Morgenroutinen. Was nicht gezeigt wird:

  • Die negativen Erlebnisse
  • Die Überforderung, die oft dahintersteckt
  • Die Kredite oder Schulden, die oft dazugehören

Glücklicherweise ändert sich das langsam. Aber über Jahrzehnte wurde vor allem das Ergebnis, nicht der Weg dorthin gezeigt, interessierte scheinbar auch keinen. Auch vor dem Social-Media-Zeitalter, was viele Kritiker vergessen. „Was? Der Nachbar hat einen neuen Mercedes? Jetzt muss ich aber mindestens mit einem Pool aufwarten! Oder einem Porsche! Oder beidem?“ Wer nicht mithalten kann, fühlt sich automatisch unzureichend.

Vergleichsdenken gab es schon immer – sei es im Kollegenkreis, im Freundeskreis oder in der Gesellschaft. Aber die Digitalisierung hat das permanente Schaufenster für Erfolge verstärkt.

Die „Produktivitätskultur“ und die Selbstoptimierungsindustrie

Wer profitiert eigentlich davon, dass wir uns nie gut genug fühlen?

  • Der Boom von Selbsthilfe-Büchern, Coachings und Online-Kursen ist kein Zufall.

  • Hunderte Ratgeber versprechen „die perfekte Methode“ für mehr Produktivität.

  • Zeitmanagement-Experten und Selbstoptimierungs-Gurus verdienen daran, dass wir glauben, unser Leben sei nicht effizient genug. Und wenn es nicht im Office ist, dann wenigstens im spirituellen Bereich. Ommmmm!

Interessant ist, dass ausgerechnet der „Zeitmanagement-Papst“ Lothar Seiwert mittlerweile weniger über Effizienz und mehr über Balance und Selbstbestimmung spricht. Warum? Weil er gemerkt hat, dass Menschen sich immer weiter optimieren – und dann nur noch mehr Arbeit bekommen, statt mehr Freiheit. Etwas läuft hier also gewaltg schief.

Außerdem:
Das Hamsterrad bleibt ein Hamsterrad, egal, wie gut man darin läuft.

Die Psychologie hinter der Selbstoptimierung

Warum fühlt sich Selbstverbesserung kurzfristig gut an?

Jeder kleine Erfolg schüttet Dopamin aus und unser Belohnungssystem wird aktiviert.
Die Kontrolle über den eigenen Fortschritt gibt uns das Gefühl von Macht und Stabilität.

„Ich verbessere mich = Ich wachse“, das klingt erstmal gesund, oder?
Aber warum fühlen wir uns trotzdem nie genug?

Viele von uns besitzen (leider) ein leistungsabhängiges Selbstwertgefühl: Unser Wert scheint davon abzuhängen, wie viel wir tun. Wir wollen (müssen) viel erreichen, um wenigstens einen Moment mit uns zufrieden zu sein. Wir paaren Perfektionismus mit Selbstkritik und der „notwendigen“ Selbstoptimierung.
Doch leider ist es hier so wie mit vielem: Es kommt zu einer Anpassung, einer neuen Normalität, wie bei einer Sucht. Je mehr wir erreichen, desto höher setzen wir die Messlatte.

Hinzu kommt die Illusion der Kontrolle: Wir denken, wenn wir uns nur genug optimieren, haben wir unser Leben „im Griff“. Doch das ist eine Falle – denn das Leben bleibt unberechenbar.

Wissenschaftliche Perspektive: Was sagen Soziologen dazu?

Bei meiner Recherche fand ich ein spannendes Interview mit der Soziologin Anja Röcke sowie einen Artikel über ihr Buch in der Zeitschrift „Psychologie Heute“.
Laut der Soziologin Anja Röcke ist Selbstoptimierung nicht nur ein individueller Drang. Sie entsteht durch eine Kombination aus Kultur, Wirtschaft und Technologie:

Kulturelle Faktoren:
Körper- & Fitnesskult, Exzellenzdenken
Individualisierung („Mach was aus deinem Leben!“)
Therapeutische Kultur („Verbessere nicht nur deine Krankheit, sondern dich selbst!“)

Ökonomische Faktoren:
Flexibilisierung & Unsicherheiten im Arbeitsmarkt (Wer sich nicht optimiert, fliegt raus)
Selbstoptimierung als Überlebensstrategie gegen soziale Unsicherheit

Technologische Faktoren:
Digitalisierung und daraus resultierend permanente Verfügbarkeit
Selbstvermessungstools (Fitness-Tracker, Apps)
Social Media (Vergleich mit inszenierten Erfolgen)

Interessant finde ich den Hinweis, dass der Begriff „Selbstoptimierung“ vor allem in der deutschsprachigen Nachkriegszeit populär wurde. In den USA ist „self-optimization“ als Konzept gar nicht so geläufig.
Warum? Laut Röcke liegt das an gesellschaftlichen Entwicklungen – während in den USA individuelle Freiheit stärker betont wird, war die deutsche Gesellschaft stärker auf Effizienz, Kontrolle und Strukturen ausgerichtet.

Die Links zu den Artikeln:
Das Interview auf Forschung & Lehre
Der Artikel bei Psychologie Heute

2. Wann Selbstoptimierung gut ist – und wann sie kippt

Endlostreppe

Selbstverbesserung ist nicht grundsätzlich schlecht – im Gegenteil!
Lernen, Neues ausprobieren, sich weiterentwickeln – all das bringt uns weiter. Manchmal ist sie sogar notwendig, um unsere Ziele zu erreichen.
Wer in einer Band spielen will, muss ein Instrument lernen, selbst in einer Punkband. Trotz aller Mythen braucht es ein Mindestmaß an Können, um Songs spielen zu können.

Doch wo liegt die Grenze?

  • Wenn aus Motivation ein Zwang wird.
  • Wenn Fortschritt nie genug ist und in Selbstkritik & Überforderung umschlägt.

Genau das schauen wir uns jetzt an: Die feine Linie zwischen Fortschritt & Selbstzerfleischung.

3. Wann Selbstoptimierung ins Ungesunde kippt

Wenn du dich in der Selbstoptimierungsfalle befindest, könnten diese Anzeichen bekannt vorkommen:
  • Du setzt dir ständig neue Ziele, ohne jemals zufrieden zu sein.
  • Du bist mehr an der Anzahl deiner Schritte interessiert als an deinem schmerzenden Knie.
  • Du ignorierst Warnsignale deines Körpers oder schiebst sie darauf, „nicht genug getan zu haben.“
  • Erholung fühlt sich wie Zeitverschwendung an. (Spoiler: Erholung ist essenziell für langfristigen Erfolg!)
  • Du hast ein schlechtes Gewissen, wenn du mal „nichts tust“.
  • Bei jeder Kleinigkeit wirfst du dir selbst vor, zu faul zu sein.
  • Die Selbstkritik wird immer härter, egal, wie viel du erreichst.
  • Du optimierst nicht nur deine Arbeit und dein Lernen, sondern auch deinen Schlaf, deine Ernährung und dein komplettes Leben bis zur Erschöpfung.
  • „Noch nicht perfekt“ ersetzt „gut genug“. Du feilst ewig an allem, anstatt Dinge einfach abzuschließen.
  • Du hast Schwierigkeiten, spontane Entscheidungen zu treffen. Alles muss durchdacht und optimiert sein. (FOMO-Gefahr droht ebenso.)
  • Freizeit fühlt sich „nutzlos“ an, wenn sie keinen Mehrwert bringt. Wobei der Mehrwer nur noch der Produktivitätsfaktor ist, nicht mehr der Spaß.
  • Du vergleichst deine Erfolge ständig mit anderen. Und fühlst dich immer nur maximal zweitrangig.
  • Dein Alltag ist durchgetaktet. Wenn du „aus dem Plan“ fällst, stresst dich das extrem.
Erkennst du dich hier wieder? Dann lohnt es sich, genauer hinzusehen. Denn was als Verbesserung beginnt, kann schnell zur Selbstzerfleischung durch Optimierung und Perfektionismus werden.

4. Folgen des Selbstoptimierungswahns

„Keine Zeit, keine Zeit!“
Wer sich selbst immer weiter optimiert, lebt irgendwann wie das weiße Kaninchen aus Alice im Wunderland. Alles ist durchgetaktet, jede Handlung muss einen Zweck haben, jede Sekunde wird genutzt. Doch wo bleibt das eigentliche Leben?

Was als harmloser Wunsch nach Verbesserung beginnt, kann sich schnell in eine Dauerschleife aus Selbstkritik, Perfektionismus und Erschöpfung verwandeln. Die Folgen? Sie betreffen nicht nur die eigene mentale und körperliche Gesundheit, sondern auch unser soziales Leben.

Selbstoptimierung-Meditation

Psychische und körperliche Überlastung

  • Überforderung und Erschöpfung
  • der Körper kommt nicht mehr hinterher, weil er ja keine Pausen machen darf
  • Verspannungen durch ständige Anspannung
  • immer auf „Leistungsmodus“
  • Schlafstörungen, weil der Kopf nicht mehr abschalten kann
  • das Leben besteht nur noch aus Zielen, aus Selbstkontrolle und Zwang – jede Handlung wird analysiert, jede Gewohnheit überwacht
  • Burnout und Depressionen können sogar daraus folgen!

Anja Röcke warnt in ihrem Interview, dass Selbstoptimierungsdruck von Frustration bis hin zu manifesten Depressionen oder Burnout führen kann. Sogar psychosomatische Beschwerden und der Griff zu Psychopharmaka sind keine Seltenheit.

Fixierung auf das „Optimale“, und damit nur noch auf sich selbst

Was passiert, wenn alles im Leben nur noch um die eigene Verbesserung kreist?

  • Das Leben wird nur noch nach Effizienz gemessen.
  • Spontaneität und Kreativität nehmen ab, weil sie „Zeitverschwendung“ sind.
  • Soziale Beziehungen leiden. (Du hast dann ja eh keinen Blick mehr für andere.)

Röcke stellt fest, dass übersteigerte Selbstoptimierung oft dazu führt, dass Menschen weniger Zeit für Freunde, Familie und gesellschaftliches Engagement haben. Wer immer „besser“ werden will, muss Prioritäten setzen und entscheidet sich dann vielleicht für die nächste Fortbildung statt für ein Treffen mit Freunden.

Die digitale Selbstvermessungsspirale

Apps, Smartwatches, digitale Gesundheits-Tracker… Sie alle sollen helfen, unser Leben zu verbessern. Aber sie bringen auch Gefahren mit sich, denn plötzlich wird jede Handlung überwacht und bewertet.
Schritte, Kalorien, Arbeitszeit, alles wird gemessen, nichts wird einfach nur erlebt. Die Kontrolle über das eigene Leben wird zur Kontrolle DURCH Optimierungsziele.

Wer nur noch Zahlen und Fortschritte im Blick hat, verliert das Gefühl für sein eigenes Wohlbefinden.
Was bringt es, 10.000 Schritte zu machen, wenn dabei das Knie schmerzt?

Die Perfektionismus-Falle: Mehr ist nicht immer besser

„Mache ich Feierabend oder arbeite ich noch an meinem perfekten Lebenslauf?“
„Gehe ich zur Demo oder optimiere ich lieber meine nächste Präsentation?“

„Ich bin erst zufrieden, wenn…“ – genau hier liegt die Falle.
Perfektionismus macht aus Fortschritt eine endlose Spirale. Je mehr wir erreichen, desto mehr erwarten wir von uns selbst. Selbst kleine Pausen fühlen sich wie Versagen an. Erfolg wird nie richtig gefeiert, weil schon das nächste Ziel wartet.
Beispiel gefällig? Bachelorabschluss erreicht = eine Aufgabe weniger. Feiern? Keine Zeit / keine Energie mehr dafür.

Selbst Zeitmanagement wird oft so perfektioniert, dass am Ende nur noch mehr Arbeit dabei herauskommt – und keine echte Freiheit.

Aber ist es das, was wir wirklich wollen?

5. Strategien, um aus dem Optimierungswahn auszubrechen

Selbstoptimierung kann motivierend sein, aber wenn sie uns zum Ausbrennen treibt, brauchen wir neue Strategien. Hier sind einige praktische Wege, um aus der „Nie genug“-Spirale auszusteigen und wieder mehr Lebensqualität zu gewinnen.

Fitnesstracker zur Selbstoptimierung

Erfolge bewusst feiern und wertschätzen

  • Statt sofort zum nächsten Ziel zu springen: Halte kurz inne!
  • Feiere kleine und große Erfolge ohne direkt „Ja, aber…“ zu denken.
  • Schreibe erreichte Ziele auf, denn unser Gehirn vergisst schnell, was wir schon geschafft haben.
  • Setze einen klaren Fokus! Nichts stresst mehr, als zu viele Optimierungsziele auf einmal. Beschränke dich auf 2-3 Verbesserungen, statt alles gleichzeitig anzugehen.

Wer nie innehält, merkt gar nicht, wie weit er eigentlich schon gekommen ist.

Pausen und Langeweile wieder zulassen

Langeweile ist kein Feind. Sie fördert Kreativität und Erholung. Und Erholung ist keine Zeitverschwendung, sondern eine Notwendigkeit für langfristige Produktivität.

Wenn du Pausen nur „erlaubst“, wenn du sie „verdient“ hast, ist das ein Warnsignal. Du steckst in der Falle! Willst du dagegen ausbrechen und kreativer sein, dann wage mehr Müßiggang. Kreativität entsteht nicht im durchgetakteten Modus, sondern oft im „Nichts-Tun“. Archimedes’ Heureka-Moment kam nicht am Schreibtisch, sondern der Legende nach beim Baden.
Manchmal sind die besten Ideen ein Nebenprodukt von Ruhe.

Ziele mit echter Zufriedenheit verknüpfen

statt mit „Höher, schneller, weiter“ Frage dich: Warum will ich das überhaupt? Optimiere nicht um des Optimierens willen, sondern für das, was dir wirklich wichtig ist. Ziele sollten nicht nur „höher, schneller, weiter“ sein, sie sollten sich richtig anfühlen. Überlege dir genau, welchem höheren Ziel deine Optimierung dient. Bringt sie dir wirklich etwas oder optimierst du nur, weil es „chic“ und trendig ist? Nicht alles muss verbessert werden, manches darf einfach sein.

Sich selbst akzeptieren – mit Macken und Unvollkommenheiten

Menschen mögen dich nicht wegen deiner Perfektion, sondern oft gerade wegen deiner Ecken und Kanten. Was dich einzigartig macht, sind nicht deine optimierten Fähigkeiten. Es sind dein Charakter, deine Eigenheiten, deine Art. Das japanische Wabi-Sabi-Prinzip besagt, dass das Unvollkommene oft die größte Schönheit in sich trägt. Lerne, dich selbst anzunehmen.
Oder ist das als Selbstoptimierungsziel nicht „gut genug“? 😉

Warum zwanghaft nach Perfektion streben, wenn Unvollkommenheit oft die größere Stärke ist?

Du kannst nicht jedem gefallen und du musst es auch nicht

Manchmal steckt hinter dem Selbstoptimierungswahn noch eine ordentliche Portion Gefallsucht. Doch leider ist das eine Tatsache: Egal, wie viel du optimierst, es wird immer Menschen geben, die dich nicht mögen. Du bist nicht für alle kompatibel und das ist gut so.

Versuche nicht, jemand zu sein, der du gar nicht wirklich bist, nur um irgendwo reinzupassen. Es ist okay, nicht jedem zu gefallen. Es ist okay, du selbst zu sein.

Lass die Kontrolle los und akzeptiere, dass du nicht alles optimieren kannst

Nicht alles im Leben kann vermessen, getrackt und optimiert werden. Und das ist gut so.
Durch die permanente Selbstvermessung wollen wir die Kontrolle über alles erreichen, auch über das Leben selbst. E gibt aber weder eine Geling-Grantie noch die Möglichkeit, wirklich alles unter Kontrolle zu haben. Das Leben ist launig! Also lerne besser, dich auf das Unkontrollierbare und Nichtmessbare einzulassen. Wer sich immer nur an Zahlen und Fortschritten orientiert, verpasst oft das Wesentliche.

Manchmal liegt der größte Fortschritt darin, die Kontrolle loszulassen und einfach nur zu leben.

6. Fazit: Wann hast du dir das letzte Mal erlaubt, einfach zu sein?

Selbstoptimierung kann inspirierend sein, aber sie kann auch in eine Falle führen. Eine, in der wir ständig nach „mehr“ streben, ohne jemals wirklich zufrieden zu sein.

Was bleibt, wenn wir uns immer nur verbessern wollen?
Wann ist es genug?
Und wann haben wir das letzte Mal einfach das Leben genossen? Ohne To-Do-Listen, Fortschrittskontrollen und Optimierungsziele?

Vielleicht ist die wertvollste Optimierung von allen, sich selbst zu erlauben, einfach zu existieren.

Denn du bist nicht wertvoll, weil du produktiv bist.
Du bist wertvoll, weil du du bist!

Und manchmal ist das vollkommen genug.