Falsche Spielregeln, fehlerhafte Realität
Oft habe ich das Gefühl, dass ich einfach nicht dazu gehöre. Die scheinbaren Regeln dieser Welt, die mich umgibt, verstehe ich nicht.
Da werden auf schwierige Fragen einfachste Lösungen aus dem Hut gezaubert und ich denke mir: „Ähm, nö… Da fehlen noch Punkt X und Y und Z. So ist das nicht richtig.“
Ständig soll ich mich für Schwarz oder Weiß entscheiden, dabei sehe ich dazwischen zig Graustufen und halte beide Extreme für falsch.
Oder mir wird etwas erzählt, was alle um mich herum völlig normal finden. Aber ich sehe und spüre, dass selbst die erzählende Person merkt, dass da etwas nicht stimmt. Den Hintergrund herauszufinden ist jedoch unglaublich kräftezehrend und führt oft dazu, dass ich als Quertreiber gelte, der es einfach nicht „mal gut sein lassen kann“.
Versuche ich hingegen, mich an diese seltsame Welt anzupassen, werde ich rasend schnell müde und überreizt. Zahlen, Fakten, Geschichten, Bilder, Musik – all das mag ich, verstehe ich, bereichert mich. Doch Menschen sind mir ein Rätsel.
Ich komme mir vor, als wäre ich eine Spielfigur in einem Spiel, das ich nicht ändern kann.
Kommt dir das bekannt vor?
Willkommen im Debug-Modus der Realität
Du hingegen? Du fragst dich, ob du mit einer Beta-Version des Spiels unterwegs bist, die voller Bugs steckt. Während du noch versuchst, einen halbwegs logischen Questverlauf zu rekonstruieren oder dir den Nacken massierst, weil dir der ganze Bockmist eher Kopfschmerzen als Fortschritt beschert, stoßen die anderen mit Champagner an und feiern ihre glänzenden Erfolge. Dass überall riesige Plotlöcher in der Story klaffen? Interessiert offenbar niemanden.
Dein Spiel hingegen läuft vollkommen anders: Du hangelst dich von einem Bug zum nächsten, triggerst unfreiwillig Glitches in der sozialen Interaktion und fragst dich regelmäßig, ob du gleich einen Fatal Error auslöst. Und wenn du Pech hast, friert das gesamte System ein, du bekommst einen mentalen Bluescreen – und darfst den ganzen Kram von vorne beginnen.
Was läuft hier verkehrt?
- Bist du verbuggt?
- Hat dein Charakter einfach unpassende Skills?
- Oder ist das Spiel selbst schlecht designt?
Tief durchatmen, Debug-Modus aktivieren – und weiter geht’s.

Die typischen Anzeichen, dass du in einem Paralleluniversum festhängst
(☑️ Kreuze an, was auf dich zutrifft.)
Du stellst ständig Dinge in Frage, die für andere völlig normal sind.
Smalltalk fühlt sich an wie eine unnötige Tutorial-Sequenz, die du immer skippen willst.
Du hast das Gefühl, dass die Regeln des Spiels für dich nicht gelten. Oder dass du sie einfach nicht verstehst.
Dir kommt vieles absurd oder sinnlos vor, während andere sich problemlos anpassen.
Du brauchst eine andere Art von Input als die meisten Menschen – tiefgründiger, skurriler oder spielerischer.
Deine Logik kollidiert ständig mit dem, was als „normal“ gilt.
Du siehst Widersprüche in Aussagen und Verhaltensweisen, die niemand zu bemerken scheint.
Anpassung kostet dich massiv Energie, während andere sie scheinbar mühelos hinbekommen.
Menschen sagen Dinge, die für dich keinen Sinn ergeben. Und wenn du nachhakst, bist du das Problem.
Je mehr du angekreuzt hast, desto mehr geht es dir wie mir.
Darf ich dir ein Geheimnis verraten? Ja, du bist anders. Aber weißt du was? Das ist kein Bug. Das ist dein Feature!
Die Wahrheit: Ja, du bist anders und das ist dein Feature!
Natürlich wäre es sehr oft leichter, „normal“ zu sein.
Aber um Morticia Addams zu zitieren: „Normal is an illusion. What is normal for the spider is chaos for the fly.”
Oder noch schöner: „Darling girl, when are you going to realize that being normal is not necessarily a virtue? It rather denotes a lack of courage!“ Das sagte in Practical Magic Tante Frances zu Sally, die sich nichts mehr wünschte, als eine ganz normale Frau zu sein.

Jede Perspektive ist wertvoll, auch deine. Sogar die Perspektiven, die uns nicht gefallen, da sie uns zum Diskutieren und nachdenken bringen. Vielleicht nicht diejenigen zum nachdenken, die nur Recht behalten wollen, aber wenn du dich schon fragst, ob du falsch bist, dann kannst du nicht zu diesen Menschen gehören.
Ja, viele bleiben an der Oberfläche und fühlen sich mit ihren Schubladen und einfachen Antworten wohl. Du siehst dagegen tiefer, erkennst Muster, spürst, wenn etwas nicht stimmt und hinterfragst. In der Welt gibt es „Anpasser“, die für eine Grundstabilität sorgen, und „Grenzensprenger“, die etwas voran bringen. Es braucht beide.
Jetzt denke mal genau nach:
Welche Spezialfähigkeiten hast du, die viele andere nicht haben?
Vielleicht bist du keine fehlerhafte Spielfigur, sondern eine Sonderedition mit erweiterten Features. Vielleicht sollst du sogar auffallen und anders sein, denn sonst wärst du doch nur eine Standardversion, oder?
Und mal ehrlich – willst du das wirklich?
Anpassung versus Selbstverrat: Die Kunst des bewussten Glitchens
Du bewegst dich ständig in einem Spannungsfeld zwischen zwei Extremen: totale Anpassung oder totaler Widerstand. Ja, genau diese Schwarz-Weiß-Logik, die ich in der Einleitung schon angesprochen habe. Als gäbe es nur die Wahl zwischen:
- Völlige Anpassung, bis du dein eigenes System – dich selbst – verlierst.
- Kompletter Widerstand, bis du alle als Feinde siehst, allein bist und dich am Frust aufreibst.
Ziemlich absurde Optionen, oder? Dabei gibt es so viel mehr als nur Schwarz oder Weiß. Es gibt Graustufen! Und du kannst dich jeden Tag und in jeder Situation neu entscheiden, welchen Ton du wählst.
Das ist der eigentliche Trick:
Strategisches Anpassen, wo es sinnvoll ist, und gezieltes Glitchen, wo du deinen Unterschied feiern kannst. Manchmal auch eine clevere Mischung: ein bisschen anpassen, aber doch ein wenig anders machen, und so neue Verbündete oder ungeahnte Wege entdecken.
Ein Beispiel für strategisches Anpassen:
Du kannst die „Smalltalk-Tutorials“ einfach überfliegen, aber trotzdem die Basics mitspielen, um durchs Leben zu navigieren.
Ein simples „Guten Morgen“ und ein Lächeln oder ein „Bitte“ und „Danke“ kosten dich kaum Energie, und doch werden sie oft seltener genutzt als die tausend Buzzwords, die auf Netzwerkveranstaltungen durch den Raum fliegen. Woran das liegt? Keine Ahnung. Vielleicht ein Bug im System.
Ein Beispiel für gezieltes Glitchen:
Setze deinen Humor, deine Eigenheiten und deine besonderen Denkweisen bewusst ein, anstatt sie zu verstecken.
Denn seien wir ehrlich: Gerade die Dinge, die du als Macken empfindest, können genau das sein, was dich erinnerungswürdig macht.
Darum frage dich immer:
Wo ist ein Cheat erlaubt?
Und wo solltest du dich einfach durchs Level kämpfen?
Die Welt ist nicht für Leute wie dich gemacht – oder vielleicht genau für dich?
Stell sie dir einfach wie die ganzen Townies in The Sims vor:
Sie laufen ziellos umher, meist gut gelaunt, führen belanglose Gespräche und gehen ihrem Alltag nach. Und du? Du steuerst deinen eigenen Charakter durch diese Welt, erkundest sie, versuchst, Sinn in ihr zu finden.
Manchmal willst du einfach nur deine Ruhe, aber selbst im tiefsten Dschungel stolperst du plötzlich über ein paar Townies (keine Ahnung, wie sie da hingekommen sind, aber gut…). Doch im Grunde behindern sie nicht wirklich dein Spiel. Zur Not kannst du sie nach Hause schicken. 😏

Menschen, die du magst. Vielleicht sogar andere „Aliens“ oder Glitch-Liebhaber. Für sie und für das große Spiel bist du wichtig. Denn mal ehrlich: Dieses Spiel gibt es nur für dich. Oder habe ich da etwas falsch verstanden? Vielleicht sollte ich mal den nächsten Townie fragen…
Fakt ist:
Ohne dich passiert in deinem Leben nun mal nichts. Also gestalte es so, dass es zu dir passt.
- Suche Nischen, die zu dir passen.
(Berufe, Freundeskreise, Online-Communities… Es gibt deine Leute!) - Erstelle deine eigene „Alien-Kultur“.
(Pflege bewusst Routinen, Rituale & Denkweisen, die für dich sinnvoll sind.) - Erkenne deine Stärken und nutze sie.
(Was macht dich einzigartig? Setze es gezielt ein!) - Sei dein eigener Bugfixer.
(Erlaube dir, zwischen Anpassung und Rebellion zu wechseln, ohne dich selbst zu verlieren.) - Stelle dir manche Menschen als NPCs mit schlechten Gesprächsoptionen vor. Sie wurden so programmiert, das ist nichts Persönliches.
(Sehr hilfreich in frustrierenden Gesprächen!) - Wenn dir plötzlich ein Drache vor die Nase gesetzt wird, analysiere ihn:
Gibt es einen alternativen Weg?
Kannst du dich mit einer Horde drachenjagender Zwerge zusammenschließen?
Oder wirst du einfach Freundschaft mit dem Drachen schließen?
(Kurz: Es gibt immer mehrere Wege. Nicht alle sind gut, aber du entscheidest.) - Der Kobayashi-Maru-Test: Das unfaire Spiel ohne Siegchance.
Manchmal steckst du in einer Situation, in der du „verlieren“ sollst.
James T. Kirk bestand den Test, indem er die Regeln hackte.
Musst du dich also wirklich an die Spielregeln halten?
Gedankenausflug und Beispiel zum letzten Punkt (dem Kobayashi-Maru-Test), um ihn zu verdeutlichen
Ein heftiges Beispiel dafür sind Mobbing, Bossing (Mobbing durch Vorgesetzte) & Co. Denn manchmal bist du nicht nur in einem schlecht designten Spiel, sondern in einem manipulierten System, das dir bewusst keine Chance gibt.
Ziel: Dich kleinhalten, dich in die Enge treiben, dafür sorgen, dass du dich nicht wehren kannst.
Die Regeln sind so gemacht, dass du verlieren sollst. Aber muss man sich dann noch an alle Regeln halten?
Ein Beispiel für das „Cheaten“:
Gespräche heimlich aufzeichnen ist in Deutschland rechtlich problematisch, weil es ohne Einwilligung gegen das Datenschutz- und Persönlichkeitsrecht verstößt. Aber… Auch wenn die Aufnahmen nicht vor Gericht nutzbar sind, könnten sie verhindern, dass Außenstehende den Tätern blind glauben.
Die bloße Existenz solcher Beweise (auch ohne Veröffentlichung!) kann Täter abschrecken. Oft reicht es, ihnen subtil klarzumachen, dass du dich wehren kannst.
Regelhack:
Statt heimlich aufnehmen: Direkt nach einem Mobbing-Vorfall eine schriftliche Notiz an die Person schicken (z. B. per Mail): „Bezüglich unseres Gesprächs von heute um 14:30 Uhr…“
Ergebnis: Du hast einen Zeitstempel.
Du zwingst sie, sich festzulegen.
Falls es zu einem späteren Streit kommt, kannst du darauf verweisen.
Manchmal gibt es keinen fairen Sieg. Aber du entscheidest, ob du nach unfairen Regeln spielst – oder ob du wie Kirk das System hackst.
Oder doch lieber der Designer deines eigenen Spiels?
Fazit: Die Realität ist vielleicht falsch gepatcht, aber du bist in Ordnung

- Vielleicht bist du ganz einfach eine Sonderedition. Du sollst überhaupt nicht „Standart“ sein.
- Das bedeutet also nicht, dass du in diesem Spiel nicht trotzdem deinen Weg finden kannst.
- Die spannendsten Charaktere sind immer die, die nicht perfekt in die Welt passen, sondern „anders“ sind. Welche, die die Welt auf ihre Weise hacken.
Bonus: Selbsttest – Bin ich ein Alien oder ist die Welt falsch gepatcht?
a) Sofort lostanzen.
b) Gespräche über das Wetter führen.
c) Den Sinn der Party hinterfragen und versuchen, das Sozialsystem zu analysieren.
Du siehst jemanden mit einem T-Shirt, das ein obskures Nerd-Referenz enthält. Was tust du?
a) Weitergehen.
b) Denken: „Aha, ein Nerd.“
c) Sofort ansprechen und den Insider-Joke weiterführen.
Wie oft hast du dich gefragt, ob die Realität ein Bug ist?
a) Noch nie.
b) Manchmal.
c) Täglich, und ich sammle Beweise.
0–3 Punkte:
Herzlichen Glückwunsch! Du scheinst optimal ins System zu passen. Entweder bist du ein perfekt getarntes Alien, das seine Tarnung perfektioniert hat – oder du hast die Bugs einfach akzeptiert und lebst damit. Weiter so!
4–7 Punkte:
Hmm… Du hast einige verdächtige Glitches entdeckt. Vielleicht bist du ein Hybrid zwischen Standard-Spielercharakter und Alien? Oder du hast dich einfach zu gut an die Fehler im System angepasst.
8–10 Punkte:
Willkommen im Debug-Modus! Du bist entweder ein vollständig bewusster Glitch im System oder das Spiel ist einfach völlig kaputt. Aber hey – wer sagt, dass das was Schlechtes ist? Vielleicht bist du genau dazu da, neue Wege zu finden. Lade deinen persönlichen Patch herunter und spiel das Spiel nach deinen Regeln!
Moment… Da gab’s keine Punkte? Du erwartest ein logisches Testergebnis? In einem fehlerhaften System?
Willkommen in der Realität!
Ob du nun ein Alien bist oder die Welt einfach falsch gepatcht wurde, vielleicht ist das gar nicht die entscheidende Frage. Vielleicht ist es eher so: Du hast bemerkt, dass hier was nicht stimmt. Und das allein macht dich schon besonders.
Also, was machst du jetzt mit diesem Wissen? Glitch weiter oder schreibe deinen eigenen Patch?
💾 [Patch herunterladen] (leider nicht verfügbar)