Die Bubble als Goldfischglas
Goldfische haben angeblich eine Aufmerksamkeitsspanne von nur wenigen Sekunden. Das ist zwar ein Mythos, aber der moderne Mensch schlägt diesen Mythos inzwischen locker. Zumindest wenn man einem neuen Mythos glaubt.
Und dank Social Media, Reizüberflutung und algorithmischer Filterblasen sind viele Menschen gefangen in einem ständigen Kreislauf von sich selbst verstärkenden Informationen.
Jeder lebt in seiner eigenen kleinen Informationsblase, die perfekt an die eigenen Vorlieben angepasst ist. Wer einmal in einem bestimmten Themenspektrum durch seine Klicks angekommen ist, bekommt automatisch mehr davon – unabhängig davon, ob die Informationen korrekt oder völlig daneben sind.
Das ist, als würde ein Goldfisch in einem Glas schwimmen, das nur mit einer einzigen Sorte von Futter gefüllt ist. Selbst wenn draußen eine riesige Welt voller anderer Perspektiven existiert, der Goldfisch sieht und bekommt immer nur das Gleiche.
Warum Fake News so gut funktionieren
- Der Wiederholungseffekt:
Je öfter wir eine Aussage hören, desto wahrer erscheint sie uns. Selbst wenn sie völliger Unsinn ist. - Bestätigung statt Widerspruch:
Die Algorithmen liefern uns genau das, was wir hören wollen. Widersprüchliche Fakten? Werden ausgefiltert. - Die Illusion der Mehrheit:
Wenn alle in der Bubble das Gleiche sagen, muss es doch stimmen, oder? - Emotion schlägt Logik:
Schlagzeilen, die Wut oder Angst auslösen, verbreiten sich schneller als nüchterne Fakten. Das Gehirn speichert sie besonders gut ab. - Stärkere Gewichtung von Negativem:
Was früher ein Überlebensinstinkt war, wird schon seit langem gerne von Zeitungen, Populisten und den Verbreitern von Fake-News ausgenutzt. Es entsteht ein „Negativity Bias“, durch den „alles“ plötzlich negativer erscheint als es eigentlich ist.

Die Folgen des Goldfisch-Effekts
- Menschen hinterfragen nicht mehr, woher eine Information stammt. Hauptsache, sie klingt vertraut.
- Diskussionen zwischen verschiedenen Gruppen werden unmöglich, weil jede Seite nur ihre eigene Realität kennt.
- Manipulation durch Fake News und Propaganda funktioniert besser als je zuvor.
Was kann man dagegen tun?
- Neues Futter ins Glas lassen:
Ab und zu bewusst andere Perspektiven lesen, auch wenn sie unbequem sind. - Skepsis bewahren:
Nur weil man etwas oft gehört hat, heißt das nicht, dass es stimmt. - Fakten checken:
Seriöse Quellen nutzen, bevor man eine Information weiterverbreitet. Wissenschaftliche Quellen sind, entgegen der Behaupungen von Populisten und Verschwörungserzählern, seriös. Werden der Versuchsaufbau, Anzahl der Stichproben usw. nicht genannt bzw. die Vorgehensweise nicht begründet, wird eine Quelle nicht als „wissenschaftlich“ in der Wissenschaft anerkannt. Das fällt allenfalls unter Pseudo-Wissenschaft. - Den Algorithmus überlisten:
Durch gezielte Suche nach anderen Meinungen dem Goldfischglas entkommen.