
Neue eLearning-Kategorie: Wissensmanagement
Und damit du nicht wild herumklicken musst, kannst du auch über diesen Link direkt zu dieser Seite gelangen:
https://yhensgen.de/lern-nuggets/wissensmanagement/
Viel Spaß!

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Wir leben in einer verrückten Zeit:
Alles muss jetzt sofort funktionieren, sofort verfügbar sein und sofort sollen wir auch alle Anforderungen erfüllen, die man an uns stellt.
Du bist neu im Job? Na dann, Vollgas!
Wie? Neues Team, neue Tools, neue Kultur, du brauchst Zeit? Du bringst Erfahrung mit, sogar ein Top-Zeugnis vom alten Arbeitgeber, also hast du sofort Spitzenleistungen zu bringen. Wenn spätestens nach zwei Wochen der Erste fragt, warum du „noch nicht ganz angekommen“ bist, weißt du, dass deine Uhr tickt. Willkommen im Erwartungssog!
Der Alltag verlangt oft, dass man sofort glänzt, am besten mit Sternchen und Konfetti. Dass man erst einmal beobachten, lernen, sich orientieren muss, wird gern übergangen. Außer du wagst es, Verbesserungsvorschläge zu unterbreiten, dann bist du die oder der Neue, die/der sich „aber ganz schön weit aus dem Fenster lehnt“. Das ist also auch nicht okay.
Dieser Erfolgsdruck kann heftig am Selbstwertgefühl nagen, obwohl wir es doch besser wissen:
Erst ein solides Fundament schafft die Voraussetzung für „Perfektion“. Erst wenn wir angekommen sind, die Abläufe verstanden haben und uns sicher fühlen, können wir wirklich glänzen.
Was im Büro oder im neuen Job passiert, lässt sich wunderbar auf die große Bühne des Sports übertragen.
Nehmen wir Lewis Hamilton. Siebenfacher Formel-1-Weltmeister, ein Gigant auf der Rennstrecke. Ein Jahrzehnt fuhr er für Mercedes und dominierte die Szene, bis er jetzt, 2025, für Ferrari startet. Neues Team, neues Auto, neues System.
Irrsinnigerweise erwarten scheinbar alle von ihm: „Na los, Lewis, auf zum nächsten Sieg! SOFORT!“
Aber auch ein Weltklasse-Fahrer braucht Zeit, um sich auf ein neues Fahrzeug einzustellen. Ein Ferrari fährt sich nicht wie Mercedes. Wäre dem so, dann bräuchte es keine verschiedenen Teams, die mit den Fahrern nach den immer besseren Fahrzeugen streben würden. Die Zusammenarbeit, die Strategie – alles muss erlernt werden.
Trotzdem wird jeder Platz außerhalb des Podiums als Rückschritt verkauft.
Platz 7? Waaaaas? Nuuur?
Hamilton hat Platz 8-20 abgehängt, trotz vollkommen neuem „Job“, für 95 % der Fahrer wäre das ein Riesenerfolg. Für Hamilton: „Er hat’s wohl nicht mehr drauf.“ oder noch fieser „Er wird alt.“ Wie alt sind dann all die anderen, die gar nicht rankommen? Ach warte, sie sind oft viel jünger.
Dass er immer noch den Großteil des Feldes hinter sich lässt – geschenkt. Die Schlagzeile will Drama, nicht Realität.
Und genau da liegt der Haken: Wer Höchstleistung zeigt, dem wird irgendwann nur noch Höchstleistung zugestanden.
Wachstum, Umgewöhnung, Lernphasen? Die sind für andere da, aber nicht für „die Besten“.
Doch Lewis Hamilton fährt nicht nur weiter. Er arbeitet mit dem Team, das glücklicherweise hinter ihm steht, entwickelt das Auto mit, denkt über den Tag hinaus.
Genau das macht ihn immer noch zu einem der Größten, auch ohne jeden Sonntag ganz oben zu stehen.
Lewis Hamilton steht unter Beobachtung. Alles wird gewertet, gemessen, kommentiert, obwohl er gerade das tut, was wir im Alltag auch oft tun (oder tun müssten): lernen, sich einfinden, sich nicht vom ersten Rückschlag entmutigen lassen.
Doch wenn es ihm schon so geht – einem der erfolgreichsten Sportler seiner Generation –, was sagt das über unseren Umgang mit Neuanfängen aus?
Wir fordern von uns selbst oft dasselbe wie die Medien von Hamilton:
Wir fordern es deshalb von uns selbst, weil es entweder tatsächlich erwartet wird oder wir denken, dass es erwartet wird. Dumm dabei ist nur, dass diese inneren Selbstgespräche keine Motivation ist, sondern destruktive Selbstkritik.
Egal ob Job, Projekt, Sprache, Sport, neue Stadt oder Therapie: Ein Neuanfang ist kein Abkürzungssprint, sondern ein Umlernen, Umgewöhnen, Umstellen.
Was wir statt dieser Selbstzermürbung brauchen:
Neuanfänge sind keine Tests, bei denen man durchfallen kann, sie sind Prozesse.
Niemand gewinnt das Rennen im ersten Trainingslauf, sogar eine Spitzenkraft nicht.
Lernen ist keine Schande, es ist Stärke. Tempo ist nicht immer alles.
(…und mal ganz ehrlich: Glaubst du, wenn jemand seine Muttersprache perfekt spricht, genügt dann eine Stunde Unterricht in einer anderen Sprache? Nein? Wieso nicht, Sprache ist doch Sprache…?)
Nicht, weil er perfekt ist oder es nötig hätte, sondern weil ich es unglaublich stark finde, was er macht.
Hamilton hätte sich auf seinen Weltmeistertiteln ausruhen können, aber er suchte die Herausforderung und Weiterentwicklung. Er zeigt gerade, wie man sogar dann weiterarbeitet, wenn der Wind von vorn kommt und heftige Selbstzweifel an einem rütteln.
Ich wünsche ihm viel Geduld und Kraft.
So wie ich es uns allen wünsche, wenn wir etwas Neues beginnen.
Die Website könnte nicht einmal das Zuhause sein, weil ich die Wissensgalaxie möglichst offline halten will, und weil eine Website vollkommen anders aufgebaut ist. Die Website verfolgt ihr eigenen Ziele und hat ihre eigene Struktr, obendrein basiert sie auf einer anderen Technik (bzw. Programmierung).
Kurz gesagt:
Die Website ist ein ganz anderes Projekt. Sie steht eigenständig da.
Sie braucht die Wissensgalaxie nicht – genauso wenig, wie die Wissensgalaxie die Website braucht.
Gleichzeitig stimmte mich das Missverständnis sehr nachdenklich, denn ich habe das schon so oft auch negativ erlebt:
(…bei meiner Freundin war es nicht negativ, um das gleich klarzustellen! Im Grunde sogar positiv, weil es mich zu diesem Beitrag hier brachte!)
Dass Skizzen und Kritzeleien für fertige Bilder gehalten werden. Dass daran herumgemäkelt wird, als sei es ein verpfuschtes Endprodukt, und ich hätte damit nur „bewiesen“, dass ich nichts könne.
Oder Ideen für Bücher totdiskutiert wurden, ohne die kleinste Chance, überhaupt zu reifen. (Rip, all ihr begrabenen Ideen!)
Oder diese Klassiker:
„Ich hab da eine Idee – du musst sie nur noch aufschreiben! Wird bestimmt ein Bestseller. Wir teilen uns dann den Gewinn.“
Kommt bevorzugt von Leuten, die nicht mal eine Kurzgeschichte geschrieben haben und sich überhaut nicht vorstellen können, dass zwischen Idee und Endprodukt ein Haufen Arbeit liegt.
Warum zum interstellaren Wahnsinn werden Ideen so oft behandelt, als wären sie bereits ein fertiges Produkt?
Ihr Menschen müsstet doch zumindest durch die Essenszubereitung gelernt haben, dass ein Sack Kartoffeln und eine Zwiebel keine Mahlzeit sind. Das Zeug ist ja noch nicht mal geschält, geschnitten, gekocht!
Dazwischen liegt ein Prozess. Mit Planung, Arbeit, Zeit. Der Prozess könnte scheitern oder man könnte umdenken.
Aus einem Sack Kartoffeln und einer Zwiebel könnte nichts (weil null Prozess), eine wunderbare Mahlzeit oder auch einfach nur angebranntes Zeug werden.
Wenn es doch so offensichtlich ist, warum verwechseln so viele eine grobe Vorskizze (die oft nicht mal der Bauplan ist)
mit dem fertigen Schloss?
Nun, es gibt mehrere mögliche Antworten. Keine davon ist wirklich schmeichelhaft. Doch als kleine Entschuldigung vorneweg:
Wir sind so „gebaut“ und vielleicht ist es sogar gut so. Denn vieles würden wir sonst vermutlich niemals in Angriff nehmen, wenn wir vorab wüssten, wie viele Zwischenschritte, Rückschläge und Neuanfänge auf uns warten.
Das Gehirn liebt Ergebnisse.
Unser Denkapparat liebt Abgeschlossenes. Ein fertiges Schloss? Verstanden!
Ein Haufen Mauersteine, ein Eimer Sand, ein Zettel mit Kritzeleien, ein genervter Mensch mit Kaffeetasse? Zu komplex, zu unaufgeräumt – meeeh!
Also erklärt sich das Gehirn das Ganze kurzerhand um:
„Ach, das da auf dem Zettel, DAS soll das Schloss sein. Aha. Komisch. Das kann ich doch nicht mal betreten!“
Prozesse sind offen. Offen = unberechenbar = angsteinflößend.
Wenn du sagst: „Ich arbeite gerade an etwas“, heißt das für viele: „Ich weiß nicht, ob es funktioniert.“
…und das ist in einer Welt, die auf Kontrolle, Effizienz und Zielorientierung gebürstet ist, geradezu existenzbedrohlich. Also lieber die Illusion eines fertigen Produkts aufrechterhalten. Dann lieber die Skizze für das Endprodukt halten!
Oft hören Menschen gar nicht dich, sondern nur das Echo ihrer eigenen Vorstellungen: „Ah, sie hat ’ne Idee. Dann ist das bestimmt bald fertig.“
Denn alles andere würde bedeuten, dass sie sich mit einem lebendigen Prozess beschäftigen müssen, was unbequem sein kann. Vielleicht erinnert es sie daran, dass ihre eigenen Ideen seit Jahren in irgendeiner Schublade vergammeln.
Oder sie blenden all die Schritte dazwischen aus, vielleicht weil sie davon ohnehin keine Ahnung haben. Menschen blenden oft sogar all die Schritte zwischen Skizze und Endprodukt aus, obwohl sie diese kennen und vielleicht schon selbst gegangen sind, weil sie es ja nicht umsetzen (müssen). Und vieles in der Rückschau einfacher wirkt.
Die magische Sofort-Erwartung
Willkommen in der Ära von „Ich hab’s bei TikTok gesehen. Mach das doch auch!“
Prozess? Pah. Du hast doch das Tool! Den Rechner! Die KI! „Das ist doch heute alles ganz einfach.“Weil viele nie selbst etwas erschaffen haben, verstehen sie nicht, was dazwischen liegt, zwischen Idee und Schloss.
Es ist genauso bescheuert wie die Annahme, dass ich automatisch im Geld schwimme, sobald ich mich selbstständig mache oder ein Buch schreibe. Viele Selbstständige gehen in den ersten fünf Jahren insolvent. Bei meiner Recherche stieß ich auf Angaben wie 80%, einige Seiten nannten sogar 90%.
Und wie viele Bücher Bestseller werden? Lass uns besser nicht darüber reden. Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Buch ein Ladenhüter wird, ist viel höher…
Oder ist hier eine fiese Unterstellung im Gange nach dem Motto: „Du hast eh nicht genügend eigene Ideen?“ Nun, davon will ich mal lieber nicht ausgehen, sonst habe ich schnell viele Bekannte weniger.
Ideen sind, auch bei mir, mehr als genug vorhanden. Es sind so viele, dass ich mich nicht einmal ärgere, wenn mir jemand die ersten Gedanken ‚klaut‘ und etwas Eigenes daraus macht. Denn ich kann all meine Ideen ohnehin nicht in diesem Leben umsetzen.
Mir ist schon klar, dass die Leute, die sowas sagen, es nicht ubedingt böse meinen, aber es ist wie, als würde man einem Architekten einen Lego-Stein in die Hand drücken und sagen:
„Hier – kannst du doch eben mal schnell ein Haus draus bauen. Ich hatte die Idee.“
Absurd? Ja. Warum?
Weil die Umsetzung immer Zeit braucht, sogar wenn es um eine kurze, kurze Kurzgeschichte geht: Idee ausarbeiten, schreiben, durchlesen, überarbeiten, durchlesen, überarbeiten, durchlesen, nochmal was ändern, durchlesen und auf Fehlerjagt gehen… Eventuell Testlesern vorsetzen und nochmals überarbeiten… Und das bei einer Geschichte. Bücher sind da ein ganz anderes Kaliber!
Oder dachte da tatsächlich einer, ich würde wie im Rausch mal einfach so eine fertig ausgearbeiteten, druckreifen Roman in drei Tagen auswerfen? Leute, selbst wenn ich in Lichtgeschwindigkeit tippen könnte, das würde ich echt nicht packen!
Ganz davon abgesehen, dass diese Romantisierung des Schreibprozesses einfach nur gnadenlos an der Realität vorbei geht…
Eigentlich sagt das mehr über die Leute aus, die das von sich geben: Sie wünschten, es wäre so, denn dann könnten sie es selbst machen. Oder es als Vergnügen mit „Ich habe Pflichten zu erfüllen!“ sich selbst versagen. Kleiner Hinweis an all diese Traumtänzer: Beim Schreiben habe ich oft den Punkt, an dem ich verzweifeln könnte oder sogar den Prozess hasse. Dann steht endlich der Rohentwurf, R-O-H! ENTWURF!!! Das Machwerk ist nicht einmal ein Manuskript, das ist es bei den Allerwenigsten. Es benötigt noch viele Überarbeitungsphasen.
Schreiben ist nicht wie ein Spaziergang durch den Park. Es ist wie ein Orientierungslauf in einem dornigen Dschungel bei Nacht, bei dem zu allem Überfluss dein Kompass beleidigt ist und willkürlich die Richtung wechselt.
Auch wenn wir alle gerne Endergebnisse sehen, sollten wir endlich anfangen, auch den Prozess als wertvoll zu betrachten.
Um den Gedanken aus einer anderen Perspektive zu beleuchten:
Ein Schüler, der vorher 100 Rechtschreibfehler hatte und sich so verbesserte, dass es 50 beim letzten Diktat waren, hat sich stark verbessert. Oder etwa nicht? Er ist noch nicht am Ende seines Lernprozesses angekommen und es sind bereits riesige Fortschritte zu erkennen. Trotzdem ist das Endergebnis immer noch die Note 6. Gehe ich nun nur von der Note aus, hat das Lernen und Üben nichts gebracht. Gehe ich von der Verbesserung aus, war das bereits ein gigantischer Schritt nach vorne und ich darf gespannt sein, wie sich dieser Schüler weiter verbessert. Wille, Hartnäckigkeit und Lernfähigkeit sind schließlich vorhanden.
Scheitern ist kein Beweis für Wertlosigkeit.
Es ist oft nur ein Zeichen dafür, dass jemand mutig genug war, es überhaupt zu versuchen.
Auch ohne ein Scheitern: Beim nächsten Mal weiß ich vieles besser.
Bei einem Roman habe ich für mich vielleicht herausgefunden, wie ich besser vorankomme und was meinen Schreibfluss stören kann. Mit jedem Mal, wenn ich diesen Prozess durchlaufe, kann ich weiter lernen und mich und/ oder meinen Schreibstil verbessern.
Achte ich nur auf das Endergebnis, das Schloss, verpasse ich die Magie des Bauens, dank der ich beim nächsten Bauprojekt all das einbringen kann, was ich entdeckt habe.
Was ich dabei sehr schön finde:
Es gibt Mitreisende, so wie die Freundin von der ich anfangs schrieb. Sie sind vielleicht nicht direkt in ein Projekt oder Projekte involviert, aber sie schauen sich mit dir die Skizze an und sagen: „Erzähl mal – was soll das werden?“
Das sind die Menschen, die sich neben dich setzen, statt dich von außen zu beurteilen. Daher weiß ich auch, dass es hier ein kleines Missverständnis gab: Sie schaut, fragt nach, regt an. Und ich darf entscheiden, was ich davon annehme, so als ob sie mir eine Schachtel mit leckeren Pralinen hinhält, von denen ich mir meine Lieblinge schnappen darf.
Das ist es, was ich mir von vielen anderen Menschen wünsche:
Hört auf mit den vorschnellen Urteilen. Fragt lieber einmal mehr nach, wie gerade der Stand ist.
Und wenn ihr meckern wollt (oder müsst), dann bitte konstruktiv!
Euch gegenüber sitzt ein Mensch, der viel Arbeit in etwas hineingesteckt hat. Nichtgefallen ist okay, hilfreiche Kritik ist okay.
Vernichtungsaktionen oder dämliche Sprüche wie „Na, ich erzähle dir mal meine Idee. Das kannst du ja dann gleich schnell schreiben, damit es keine Eintagsfliege bleibt, mit deinem Buch da.“ sind einfach nur… absoluter Mist!
Szene:
Du suchst nach einer einfachen Anleitung, die dir kurz eine Frage beantwortet.
Du gibst den Suchbegriff ein, aber statt klarer Antworten wirst du – schon wieder! – mit Videos bombardiert. Keine klaren Textschritte, keine übersichtliche Liste, sondern:
„Heeeeeey Leute, willkommen zu meinem neuen Tutorial!“
(Übersetzung: „Ich rede jetzt vier Minuten über mein Leben, bevor überhaupt etwas Relevantes passiert.“)
Was du willst:
– Schritt-für-Schritt-Anleitung
– Übersicht
– Struktur
Was du bekommst:
– Bling
– Rumgescrolle
– Klickgeräusche
– Smalltalk
– Deko
– Glitzer
– Und einen Cursor, der sich aufführt wie ein hyperaktives Haustier
Und so beginnt es:
„Uuuuh, und hier das Blümchen blablabla, und dann blalabla… Weißt du, also mir geht es blubber bla. Aber das geht ganz einfach, habe ich herausgefunden. Und weil ich so toll bin, blablabla… zeige und erkläre ich dir jetzt, dass du hier drauf klicken musst!“
In der Zwischenzeit steht dein inneres Alien kurz davor, durch den Monitor zu greifen und mit bester Untergrundbossstimme zu fauchen:
„Sag’s mir gefälligst in einem einzigen Satz! Jeder weitere verkürzt dein Leben, weil du mir gerade kostbare Lebenszeit und vor allem Nerven raubst!“
Aber schau mal, kleiner NPC, hier darfst du klicken. Siehst du es? Hiiiiier:
Logbuch-Eintrag #42.198 – Beobachtungseinheit Seven of Nonni
Archivbereich: Kognitive Verzerrungen, Kategorie „Homo sapiens“
Bei der Untersuchung des Planeten Terra im Sol-System wurden erneut signifikante Abweichungen im logischen Entscheidungsverhalten der dominanten Spezies festgestellt.
Die Entität „Mensch“ zeigt eine auffällige Tendenz, Ereignissen eine höhere Eintrittswahrscheinlichkeit zuzuschreiben, wenn diese visuell oder emotional greifbar sind, unabhängig von deren objektiver Wahrscheinlichkeit.
Beispielhafte Beobachtung:
Wichtiger Hinweis: Die kognitive Matrix dieser Spezies operiert stark bildbasiert, bei gleichzeitiger Abwehr gegenüber abstrakten Konzepten wie Ursache-Wirkung oder Langzeitfolgen.
Dagegen werden reale Bedrohungen, wie das sukzessive Zusammenbrechen ökologischer Gleichgewichte, selten verfilmt oder nur mit melancholischer Musik und viel Regen, was beim Zielpublikum zur emotionalen Abschaltung führt.
Eine weitere Auffälligkeit ist die Unfähigkeit der Spezies, zwischen kurzfristigem Komfort und langfristigem Überleben zu priorisieren. Die Menge an erzeugtem und nicht abgebautem Müll (physisch wie digital) legt nahe, dass sie ihren Planeten entweder nicht versteht oder als temporäre Einwegverpackung betrachtet.
Beobachtung:
Kommentar des Protokollanten:
Das entspricht der Aussage „Ich bin doppelt so weise, weil ich’s zweimal sage.“
Selbstüberschätzung scheint evolutionär fest verdrahtet.
Basierend auf den bisher gesammelten Daten ist von direkter Kontaktaufnahme mit dieser Spezies abzuraten.
Die Wahrscheinlichkeit, dass ein individueller Homo sapiens ein intergalaktisches Signal erkennt, korrekt interpretiert und nicht in eine religiöse Bewegung umwandelt, liegt bei 0.002 %.
Empfohlene Alternativen:
(Archivierte Quelle: Feldnotiz #22354 der Untereinheit KlarDenken-7)
Die Spezies neigt dazu, unerklärliche Ereignisse wie herunterfallende Toastbrote mit der „falschen Seite nach unten“ als Beleg für metaphysische Fehlfunktionen ihrer Realität zu interpretieren.
Diese Schlussfolgerungen geschehen trotz fehlender mathematischer Korrelationen, was darauf hinweist, dass Zufall als solcher nicht akzeptiert, sondern durch Narrative ersetzt wird.
Die doppelt „weise“ Spezies Homo sapiens sapiens zeichnet sich durch ihre bemerkenswerte Fähigkeit aus, gegen bessere Erkenntnis zu handeln, während sie sich gleichzeitig für die Krone der Schöpfung hält.
Ein Handel oder Austausch ist derzeit und vermutlich auch in mittelfristiger Zukunft nicht zielführend, da fundamentale Prinzipien wie Logik, Nachhaltigkeit und Reflexionsfähigkeit in vielen Untergruppen systematisch unterdrückt werden.
Abschlussnotiz:
Die Erde eignet sich hervorragend zur Ablage von schwer zerlegbarem Material.
Die Einheimischen bezeichnen es als „fortschrittlich“, wenn es leuchtet und sind sogar davon fasziniert, wenn eigener Müll wie Raketenrückstände „hübsche“ Lichteffekte beim Eintritt in ihrer Atmosphäre erzeugen.
Hinweis:
Dieser Bericht wurde von Commander Chatthulhu verifiziert.
Warum machen wir das?
Vielleicht, um uns selbst ein Gefühl von Kontrolle zu geben. Es ist doch schließlich unser Leben! Da müssen wir doch das Ideal erfüllen, die Zügel fest in der Hand zu halten!
Oder (vielleicht auch und), um anderen zu zeigen: Hey, guck, ich hatte IMMER alles im Griff! Das war alles Teil eines großen Plans!
Vielleicht auch, weil wir fast nur „logische“ Lebensläufe präsentiert bekommen und uns sonst unzulänglich fühlen.
Und mal ehrlich:
Welchem Kapitän würdest du mehr vertrauen, wenn ein Sturm aufzieht?
Dem, der nur bei Schönwetter auf einem braven Fluss schipperte – oder dem, der sich aufs offene Meer wagte und so manche Unwetter überstand?
Es wird Zeit, dass wir’s endlich kapieren:
Unsere Brüche sind kein Makel. Sie sind der Beweis, dass wir gelebt haben.
Da haben wir wunderbare Stärken, die uns weit bringen können – und plötzlich werden sie zu Stolperfallen. Oder schlimmer noch: Wir wenden sie gegen uns selbst.
Ein Beispiel?
Ich bin gut im Funktionieren. Dieser Modus hat mir schon durch viele schwierige Situationen geholfen. Wenn gefühlt alles brennt, schalte ich in den Autopilot, strukturiere, priorisiere, erledige. Zack, weiter, nächster Schritt. Der Katastrophenmodus aktiviert und der Rettungsplan läuft. Das funktioniert, ich funktioniere und es hat mich schon oft durchgeboxt. Oder ich mich damit, wie auch immer.
Aber im Alltag gibt es kein „überstanden“ wie bei echten Krisen. Es gibt keine Entwarnung und kein klarer Moment, an dem deutlich wird: „Geschafft.“ Außer natürlich es handelt sich um Projekte mit festen Terminen.
Stattdessen bleibt der Modus einfach an. Tagelang, wochenlang, bei mir waren es sogar Monate und Jahre. Weil es „ja geht“. Zumindest auf dem ersten Blick oder wenn man von außen darauf schaut, denn innerlich ahnte ich es schon, war jedoch zu müde, um mich damit auseinanderzusetzen. Und genau das ist das Problem: Es geht, aber es geht auf Kosten von mir selbst. Ich merke oft erst im Nachhinein, wie erschöpft ich bin und dass ich mich mal wieder selbst übergangen habe.
Ist meine Fähigkeit, einfach zu funktionieren, also eine Schwäche?
Eigentlich nicht. Aber sie wird es, wenn ich sie in Situationen aktiviere, die keine Notfälle sind, sondern bloß der ganz normale Alltagswahnsinn aus Überforderung, zu viel Verantwortung und dem Wunsch, allem gerecht zu werden.
Die Lösung liegt nicht darin, mein inneres Notfallprogramm abzuschalten. Es ist wertvoll, wenn es gebraucht wird. Die Lösung liegt vielmehr darin, es bewusst wieder zu deaktivieren und mich zurückzuholen. Mich zu erinnern, dass ich kein System bin, das rund um die Uhr im Krisenmodus laufen muss, sondern dass ich „nur“ ein Mensch bin.
Vielleicht liegt die wahre Stärke darin, das zu erkennen und dann neue Kräfte zu entwickeln: für die eigene Selbstfürsorge und für die mentale Selbstverteidigung. Und für die Kunst, rechtzeitig auf „Stopp“ zu drücken, auch wenn’s noch „geht“.
Du hörst zu, filterst Informationen, analysierst, ordnest, entwickelst im Kopf schon die ersten Lösungsansätze und versuchst, möglichst schnell wieder Struktur ins Chaos zu bringen. Klingt super? Ist es oft auch. Nur eben nicht immer.
Die Stolpersteine:
Problem 1: Vielleicht wollte sich die Person nur ausk***. Du hilfst also ungefragt.
Problem 2: Dein Problemlöser-Modus läuft im Hintergrund weiter, auch wenn dir längst gesagt wurde, dass keine Hilfe gewünscht ist. Mentale Überlastung droht.
Problem 3: Statt einfach nur einen Kaffee mit einer Freundin zu trinken, wirst du in ihr aktuelles Beziehungsdrama gezogen. Du hörst zu, leidest mit und gehst anschließend gestresst nach Hause.
Problem 4: Dein eigener Akku leert sich, ohne dass du es merkst. Du bist erschöpft von einem Problem, das gar nicht deins war.
Stell dir ehrlich ein paar Fragen:
Das klingt vielleicht hart, aber lohnt sich, mal darüber nachzudenken. Denn manchmal versteckt sich hinter dem ständigen Helfen auch etwas anderes: der Wunsch, sich nicht mit den eigenen Themen beschäftigen zu müssen.
Daher eine letzte kleine Frage zum Schluss: Lenkst du dich mit den Problemen anderer vielleicht gerade von deinen eigenen ab?
Warum ich es trotzdem nicht „Verantwortungsbewusstsein“ nenne? Weil Verantwortung zu tragen bedeutet, die Konsequenzen für ein Handeln zu übernehmen. Außerdem hat uns meistens niemand offiziell diese Verantwortung übertragen. Wir übernehmen sie freiwillig aus Pflichtbewusstsein, aus einem inneren Antrieb heraus. Meist ohne Lob, ohne Anerkennung, und schon gar nicht mit entsprechender Bezahlung.
Und ja, auch im Privaten.
Natürlich ist es schön, sagen zu können: „Auf mich kann man sich verlassen.“
Das bedeutet im Kern: „Ich erledige Aufgaben und Zusagen so gut ich kann.“ Du ziehst durch, auch wenn dein Inneres längst „Nein!“ schreit. Du bringst es zu Ende, selbst wenn du dabei auf dem letzten Loch pfeifst.
Doch so ehrenwert das klingt: Du schadest dir damit selbst. Denn genau wie beim Funktionier-Modus führt dieses Verhalten dazu, dass du dich selbst übergehst und irgendwann nicht mehr kannst.
Wenn du beides hast – Pflichtbewusstsein und Funktionier-Modus – bist du regelrecht dazu auserkoren, immer mehr zu übernehmen. Immer weiter. Immer durchhalten. Bis du umkippst.
Wenn du dich hier wiedererkennst, probiere mal eine kleine Übung:
Lehne eine Woche lang bewusst Aufgaben ab, die nicht deine sind. Oder wenigstens jede zweite.
Du trainierst damit, Grenzen zu setzen. Du lernst, mehr auf dich selbst zu hören. Und keine Sorge: Die Welt wird nicht untergehen.
Naja, weil das seine Aufgabe ist. Dein innerer Kritiker, wenn er in einem gesunden Maß agiert, hilft dir beim Wachsen.
Er zeigt dir deine Schwächen, macht dich auf Wissenslücken aufmerksam oder weist dich darauf hin, wo du dein Verhalten vielleicht überdenken solltest. Ohne ihn würdest du dich nicht selbst reflektieren, nicht weiterentwickeln und nicht verbessern.
Er warnt dich vor möglichen Stolperfallen, stellt unbequeme Fragen, prüft deine Argumentation.
Kurz: In seiner besten Form ist er konstruktiv und hilfreich.
Aber wehe, er mutiert.
Dann wird aus dem inneren Lehrer ein überkritischer Korinthenkacker mit Hang zur totalen Vernichtung. Er zerlegt nicht nur das, was du gerade tust, sondern gleich noch alles, was du bisher geschafft hast und was du jemals schaffen wirst. Er ist der Fleischwolf und du das Hackfleisch.
Gerade bei pflichtbewussten Menschen hat dieser Tyrann leichtes Spiel. Er flüstert dir ein, dass nichts je gut genug ist, dass du versagt hast, dass alle anderen ohnehin besser sind, und dass du dich bitte schön doppelt so sehr anstrengen sollst, um halb so viel zu erreichen. Er untergräbt dein Selbstvertrauen. Nicht dein Selbstbewusstsein. Denn wenn du dir deiner selbst wirklich bewusst wärst, würdest du erkennen, wie überzogen seine Urteile oft sind, wie ungerecht und vor allem wie kontraproduktiv. Als ob du ohne Selbstvertrauen mehr schaffen würdest…!
Doch eigentlich meint er es gut. Er will verbessern, vorbereiten und schützen. Dein innerer Kritiker ist nur irgendwann einfach entgleist und übertreibt es seitdem gnadenlos.
Eine kleine Frage zur Zwischenreflexion:
Darfst du Fehler machen?
Gibt es deinen kleinen Meckerzwerg auch in konstruktiv und freundlich?
Und falls nicht:
Magst du ihm vielleicht mal das Schreien abgewöhnen und ihm stattdessen einen Lehrauftrag geben?
Mitleid heißt: „Oh je, das tut mir leid für dich.“ (Wir bedauern die Person und die Umstände.)
Mitgefühl meint: „Ich fühle zwar nicht das Gleiche, aber ich sehe deinen Schmerz und möchte dir helfen.“
Empathie dagegen bedeutet: „Ich fühle mit dir. Wirklich. Ich spüre, was du spürst.“
In der Psychologie Heute (hier geht’s zum Artikel) wird ein schönes Beispiel genannt: Ein Kind hat Angst vor einem kläffenden Dackel. Wir haben keine Angst, aber wollen dem Kind helfen. Das ist Mitgefühl.
Hätten wir Empathie, würden wir gemeinsam mit dem Kind Reißaus nehmen oder zitternd in der Ecke stehen.
Und genau hier liegt das Problem.
Natürlich: Empathie hilft, Menschen auf einer tieferen Ebene zu verstehen. Manche öffnen sich, weil sie spüren, dass da jemand ist, der nicht urteilt, sondern versteht. Doch diese Verbindung hat ihren Preis und wenn du keine klare Grenze ziehst, zahlst du diesen Preis.
Wenn du es schaffst, vom Mitfühlen ins Mitgefühl zu wechseln, dann kannst du helfen, ohne dich selbst dabei zu verlieren. Wenn nicht, trägst du fremde Lasten mit dir herum, oft ohne es zu merken. Du wunderst dich dann, warum du so erschöpft bist, obwohl der Tag eigentlich „ganz okay“ war.
Genau hier liegt die eigentliche Gefahr: Empathie kann dich auslaugen, wenn du nicht rechtzeitig auf dich selbst achtest.
Besonders tragisch wird es, wenn empathische Menschen im sozialen Bereich oder in der Pflege arbeiten.
Oft sind sie darin besonders gut, aber nicht besonders gut geschützt. Von außen sagt man ihnen nach, sie seien für solche Berufe wie gemacht, doch das stimmt nicht. Oder, um die Leiterin unserer Gesprächsgruppe in der Psychiatrischen Institutsambulanz zu zitieren:
„Sie sind alle sehr empathisch. Und deswegen für so einen Job nicht geeignet.“
Daher nur ein einziger Tipp:
Wenn du spürst, dass du Ruhe brauchst, auch und gerade von anderen Menschen, dann erlaube dir selbst den Rückzug.
Du bist nicht verantwortlich für jeden Schmerz.
Du darfst dich abgrenzen.
Und du darfst lernen, dass Abgrenzung und Rückzug kein Mangel an Mitgefühl sind, sondern ein Akt der Selbstachtung.
Warum?
Tja, so genau weiß ich das selbst nicht. Es artet sogar beim Spielen manchmal aus und ist dann plötzlich gar nicht mehr witzig oder unterhaltsam, sondern beginnt zu nerven und anzustrengen. Was eigentlich entspannen sollte, fühlt sich an wie Arbeit.
Ich habe einen riesigen Anspruch an mich selbst, was Qualität und Tiefgang angeht. Gefühlt ist es nie genug. So wie ich selbst ja nie genug bin. Und genau hier liegt das Problem:
Ich bin so auf Leistung getrimmt, dass ich immer nur sehe, was noch besser, schneller, höher, weiter geht.
Und ja – mein innerer Kritiker ist sehr laut und sehr antreibend.
Wie sieht es bei dir aus?
Wann ist es für dich „gut genug“?
Und nun, als Fazit? Wollte ich hier in epischer Breite noch etwas schreiben, aber eigentlich genügt es. Ich lasse das hier jetzt „gut genug“ sein und wünsche dir einen wunderschönen Tag!