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Lernen ist ein Abenteuer.
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„Skizze ≠ Schloss“: Über das Missverständnis namens Prozess

„Skizze ≠ Schloss“: Über das Missverständnis namens Prozess

1. „Das ist schon fertig, oder?“

Gerade hat mich eine Freundin irritiert. Ich erzählte ihr vor einer Weile von meiner Idee, eine Wissensgalaxie zu programmieren. Weshalb auch immer verstand sie es so, dass meine Website diese Wissensgalaxie ist. Ähm, nö. Definitiv nicht.

Die Website könnte nicht einmal das Zuhause sein, weil ich die Wissensgalaxie möglichst offline halten will, und weil eine Website vollkommen anders aufgebaut ist. Die Website verfolgt ihr eigenen Ziele und hat ihre eigene Struktr, obendrein basiert sie auf einer anderen Technik (bzw. Programmierung).

Kurz gesagt:
Die Website ist ein ganz anderes Projekt. Sie steht eigenständig da.
Sie braucht die Wissensgalaxie nicht – genauso wenig, wie die Wissensgalaxie die Website braucht.

Gleichzeitig stimmte mich das Missverständnis sehr nachdenklich, denn ich habe das schon so oft auch negativ erlebt:
(…bei meiner Freundin war es nicht negativ, um das gleich klarzustellen! Im Grunde sogar positiv, weil es mich zu diesem Beitrag hier brachte!)

Dass Skizzen und Kritzeleien für fertige Bilder gehalten werden. Dass daran herumgemäkelt wird, als sei es ein verpfuschtes Endprodukt, und ich hätte damit nur „bewiesen“, dass ich nichts könne.
Oder Ideen für Bücher totdiskutiert wurden, ohne die kleinste Chance, überhaupt zu reifen. (Rip, all ihr begrabenen Ideen!)

Oder diese Klassiker:
„Ich hab da eine Idee – du musst sie nur noch aufschreiben! Wird bestimmt ein Bestseller. Wir teilen uns dann den Gewinn.“
Kommt bevorzugt von Leuten, die nicht mal eine Kurzgeschichte geschrieben haben und sich überhaut nicht vorstellen können, dass zwischen Idee und Endprodukt ein Haufen Arbeit liegt.

Warum zum interstellaren Wahnsinn werden Ideen so oft behandelt, als wären sie bereits ein fertiges Produkt?
Ihr Menschen müsstet doch zumindest durch die Essenszubereitung gelernt haben, dass ein Sack Kartoffeln und eine Zwiebel keine Mahlzeit sind. Das Zeug ist ja noch nicht mal geschält, geschnitten, gekocht!

Dazwischen liegt ein Prozess. Mit Planung, Arbeit, Zeit. Der Prozess könnte scheitern oder man könnte umdenken.
Aus einem Sack Kartoffeln und einer Zwiebel könnte nichts (weil null Prozess), eine wunderbare Mahlzeit oder auch einfach nur angebranntes Zeug werden.

2. Warum Menschen Prozesse nicht begreifen (wollen?)

Wenn es doch so offensichtlich ist, warum verwechseln so viele eine grobe Vorskizze (die oft nicht mal der Bauplan ist)
mit dem fertigen Schloss?

Nun, es gibt mehrere mögliche Antworten. Keine davon ist wirklich schmeichelhaft. Doch als kleine Entschuldigung vorneweg:
Wir sind so „gebaut“ und vielleicht ist es sogar gut so. Denn vieles würden wir sonst vermutlich niemals in Angriff nehmen, wenn wir vorab wüssten, wie viele Zwischenschritte, Rückschläge und Neuanfänge auf uns warten.

Das Gehirn liebt Ergebnisse.

Unser Denkapparat liebt Abgeschlossenes. Ein fertiges Schloss? Verstanden!
Ein Haufen Mauersteine, ein Eimer Sand, ein Zettel mit Kritzeleien, ein genervter Mensch mit Kaffeetasse? Zu komplex, zu unaufgeräumt – meeeh!

Also erklärt sich das Gehirn das Ganze kurzerhand um:
„Ach, das da auf dem Zettel, DAS soll das Schloss sein. Aha. Komisch. Das kann ich doch nicht mal betreten!“

Ergebnisse geben Sicherheit.

Prozesse sind offen. Offen = unberechenbar = angsteinflößend.

Wenn du sagst: „Ich arbeite gerade an etwas“, heißt das für viele: „Ich weiß nicht, ob es funktioniert.“
…und das ist in einer Welt, die auf Kontrolle, Effizienz und Zielorientierung gebürstet ist, geradezu existenzbedrohlich. Also lieber die Illusion eines fertigen Produkts aufrechterhalten. Dann lieber die Skizze für das Endprodukt halten!

Prozesse sind nicht das Endergebnis
Projektionsfläche statt echtes Zuhören

Oft hören Menschen gar nicht dich, sondern nur das Echo ihrer eigenen Vorstellungen: „Ah, sie hat ’ne Idee. Dann ist das bestimmt bald fertig.“
Denn alles andere würde bedeuten, dass sie sich mit einem lebendigen Prozess beschäftigen müssen, was unbequem sein kann. Vielleicht erinnert es sie daran, dass ihre eigenen Ideen seit Jahren in irgendeiner Schublade vergammeln.

Oder sie blenden all die Schritte dazwischen aus, vielleicht weil sie davon ohnehin keine Ahnung haben. Menschen blenden oft sogar all die Schritte zwischen Skizze und Endprodukt aus, obwohl sie diese kennen und vielleicht schon selbst gegangen sind, weil sie es ja nicht umsetzen (müssen). Und vieles in der Rückschau einfacher wirkt.

Die magische Sofort-Erwartung

Willkommen in der Ära von „Ich hab’s bei TikTok gesehen. Mach das doch auch!“
Prozess? Pah. Du hast doch das Tool! Den Rechner! Die KI! „Das ist doch heute alles ganz einfach.“Weil viele nie selbst etwas erschaffen haben, verstehen sie nicht, was dazwischen liegt, zwischen Idee und Schloss.

3. Die Idee-Illusion: „Ich hab da was – du musst es nur noch schreiben.“

Ganz ehrlich? Ich hätte gerne 5 Euro für jedes Mal, wenn ich diesen bekloppten Spruch hörte, denn dann wäre ich bereits Millionärin.

Es ist genauso bescheuert wie die Annahme, dass ich automatisch im Geld schwimme, sobald ich mich selbstständig mache oder ein Buch schreibe. Viele Selbstständige gehen in den ersten fünf Jahren insolvent. Bei meiner Recherche stieß ich auf Angaben wie 80%, einige Seiten nannten sogar 90%.
Und wie viele Bücher Bestseller werden? Lass uns besser nicht darüber reden. Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Buch ein Ladenhüter wird, ist viel höher…

Aber wieso kommen mir (und anderen Schriftstellern) immer wieder Leute mit so einem Spruch?
Weil sie allen Ernstes denken, eine Idee wäre gleichbedeutend mit „fast fertig geschrieben“. Wenn dem so wäre, weshalb schreiben sie dann nicht selbst? Zeitgründe können dann ja wohl kaum noch als Grund herhalten, sonst wäre die Idee ja nicht gleichbedeutend mit „fast fertig“, oder?

Oder ist hier eine fiese Unterstellung im Gange nach dem Motto: „Du hast eh nicht genügend eigene Ideen?“ Nun, davon will ich mal lieber nicht ausgehen, sonst habe ich schnell viele Bekannte weniger.

Ideen sind, auch bei mir, mehr als genug vorhanden. Es sind so viele, dass ich mich nicht einmal ärgere, wenn mir jemand die ersten Gedanken ‚klaut‘ und etwas Eigenes daraus macht. Denn ich kann all meine Ideen ohnehin nicht in diesem Leben umsetzen.

Mir ist schon klar, dass die Leute, die sowas sagen, es nicht ubedingt böse meinen, aber es ist wie, als würde man einem Architekten einen Lego-Stein in die Hand drücken und sagen:
„Hier – kannst du doch eben mal schnell ein Haus draus bauen. Ich hatte die Idee.“

Absurd? Ja. Warum?
Weil die Umsetzung immer Zeit braucht, sogar wenn es um eine kurze, kurze Kurzgeschichte geht: Idee ausarbeiten, schreiben, durchlesen, überarbeiten, durchlesen, überarbeiten, durchlesen, nochmal was ändern, durchlesen und auf Fehlerjagt gehen… Eventuell Testlesern vorsetzen und nochmals überarbeiten… Und das bei einer Geschichte. Bücher sind da ein ganz anderes Kaliber!

Oder dachte da tatsächlich einer, ich würde wie im Rausch mal einfach so eine fertig ausgearbeiteten, druckreifen Roman in drei Tagen auswerfen? Leute, selbst wenn ich in Lichtgeschwindigkeit tippen könnte, das würde ich echt nicht packen!

Ganz davon abgesehen, dass diese Romantisierung des Schreibprozesses einfach nur gnadenlos an der Realität vorbei geht…
Eigentlich sagt das mehr über die Leute aus, die das von sich geben: Sie wünschten, es wäre so, denn dann könnten sie es selbst machen. Oder es als Vergnügen mit „Ich habe Pflichten zu erfüllen!“ sich selbst versagen. Kleiner Hinweis an all diese Traumtänzer: Beim Schreiben habe ich oft den Punkt, an dem ich verzweifeln könnte oder sogar den Prozess hasse. Dann steht endlich der Rohentwurf, R-O-H! ENTWURF!!! Das Machwerk ist nicht einmal ein Manuskript, das ist es bei den Allerwenigsten. Es benötigt noch viele Überarbeitungsphasen.

Schreiben ist nicht wie ein Spaziergang durch den Park. Es ist wie ein Orientierungslauf in einem dornigen Dschungel bei Nacht, bei dem zu allem Überfluss dein Kompass beleidigt ist und willkürlich die Richtung wechselt.

Um es also nochmals deutlich zu sagen: Verabschiede dich von dieser Idee-Illusion. Sie ist eine Illusion und im Grunde eine Beleidigung für jeden, der diesen Prozess durchlaufen will, durchläuft oder durchlaufen ist.

4. Skizzen brauchen Raum

Der Prozess ist nicht das Endergebnis.

Auch wenn wir alle gerne Endergebnisse sehen, sollten wir endlich anfangen, auch den Prozess als wertvoll zu betrachten.

Um den Gedanken aus einer anderen Perspektive zu beleuchten:
Ein Schüler, der vorher 100 Rechtschreibfehler hatte und sich so verbesserte, dass es 50 beim letzten Diktat waren, hat sich stark verbessert. Oder etwa nicht? Er ist noch nicht am Ende seines Lernprozesses angekommen und es sind bereits riesige Fortschritte zu erkennen. Trotzdem ist das Endergebnis immer noch die Note 6. Gehe ich nun nur von der Note aus, hat das Lernen und Üben nichts gebracht. Gehe ich von der Verbesserung aus, war das bereits ein gigantischer Schritt nach vorne und ich darf gespannt sein, wie sich dieser Schüler weiter verbessert. Wille, Hartnäckigkeit und Lernfähigkeit sind schließlich vorhanden.

Das heißt: Ich muss immer auch den Prozess honorieren. Gescheitert, wie es so viele Unternehmer sind? Ja. Trotzdem mit neuen Erkenntnissen wieder selbstständig machen? Warum nicht?
Menschen sind lernfähig, Vorhaben und Umstände ändern sich, neue Erkenntnisse erleichtern vieles… Wir brauchen Raum, damit sich unsere Skizzen entfalten können und dürfen. Kein doofes Gequatsche und Selbstverurteilungen.

Scheitern ist kein Beweis für Wertlosigkeit.
Es ist oft nur ein Zeichen dafür, dass jemand mutig genug war, es überhaupt zu versuchen.

Auch ohne ein Scheitern: Beim nächsten Mal weiß ich vieles besser.
Bei einem Roman habe ich für mich vielleicht herausgefunden, wie ich besser vorankomme und was meinen Schreibfluss stören kann. Mit jedem Mal, wenn ich diesen Prozess durchlaufe, kann ich weiter lernen und mich und/ oder meinen Schreibstil verbessern.

Achte ich nur auf das Endergebnis, das Schloss, verpasse ich die Magie des Bauens, dank der ich beim nächsten Bauprojekt all das einbringen kann, was ich entdeckt habe.

Was ich dabei sehr schön finde:
Es gibt Mitreisende, so wie die Freundin von der ich anfangs schrieb. Sie sind vielleicht nicht direkt in ein Projekt oder Projekte involviert, aber sie schauen sich mit dir die Skizze an und sagen: „Erzähl mal – was soll das werden?“
Das sind die Menschen, die sich neben dich setzen, statt dich von außen zu beurteilen. Daher weiß ich auch, dass es hier ein kleines Missverständnis gab: Sie schaut, fragt nach, regt an. Und ich darf entscheiden, was ich davon annehme, so als ob sie mir eine Schachtel mit leckeren Pralinen hinhält, von denen ich mir meine Lieblinge schnappen darf.

Das ist es, was ich mir von vielen anderen Menschen wünsche:
Hört auf mit den vorschnellen Urteilen. Fragt lieber einmal mehr nach, wie gerade der Stand ist.
Und wenn ihr meckern wollt (oder müsst), dann bitte konstruktiv!

Euch gegenüber sitzt ein Mensch, der viel Arbeit in etwas hineingesteckt hat. Nichtgefallen ist okay, hilfreiche Kritik ist okay.
Vernichtungsaktionen oder dämliche Sprüche wie „Na, ich erzähle dir mal meine Idee. Das kannst du ja dann gleich schnell schreiben, damit es keine Eintagsfliege bleibt, mit deinem Buch da.“ sind einfach nur… absoluter Mist!

Du willst wissen, wie etwas funktioniert? Zu dumm, hier ist ein Erklärvideo.

Du willst wissen, wie etwas funktioniert? Zu dumm, hier ist ein Erklärvideo.

Szene:
Du suchst nach einer einfachen Anleitung, die dir kurz eine Frage beantwortet.
Du gibst den Suchbegriff ein, aber statt klarer Antworten wirst du – schon wieder! – mit Videos bombardiert. Keine klaren Textschritte, keine übersichtliche Liste, sondern:
„Heeeeeey Leute, willkommen zu meinem neuen Tutorial!“
(Übersetzung: „Ich rede jetzt vier Minuten über mein Leben, bevor überhaupt etwas Relevantes passiert.“)

Was du willst:
– Schritt-für-Schritt-Anleitung
– Übersicht
– Struktur

Was du bekommst:
– Bling
– Rumgescrolle
– Klickgeräusche
– Smalltalk
– Deko
– Glitzer
– Und einen Cursor, der sich aufführt wie ein hyperaktives Haustier

Erklärvideos
Irgendjemand, irgendwo in einem Paralleluniversum, das wohl der Hölle der Klardenker entsprechen dürfte, hatte offenbar die Schnapsidee:
„Hey! Warum schreiben, wenn wir labern können? Lass uns ALLES in Videos packen – mit Blümchen, Emojis und superlieber Stimme!“

Und so beginnt es:
„Uuuuh, und hier das Blümchen blablabla, und dann blalabla… Weißt du, also mir geht es blubber bla. Aber das geht ganz einfach, habe ich herausgefunden. Und weil ich so toll bin, blablabla… zeige und erkläre ich dir jetzt, dass du hier drauf klicken musst!“

In der Zwischenzeit steht dein inneres Alien kurz davor, durch den Monitor zu greifen und mit bester Untergrundbossstimme zu fauchen:
„Sag’s mir gefälligst in einem einzigen Satz! Jeder weitere verkürzt dein Leben, weil du mir gerade kostbare Lebenszeit und vor allem Nerven raubst!“

Wenn du 8 Minuten warten muss, bis du endlich erfährst, dass du nur auf „Einstellungen“ hättest klicken brauchen (oder etwas in der Art), hat dein inneres Alien längst das gesamte Raumschiff in die Luft gejagt, YouTube ausgelöscht und den Planeten, auf dem dein plapperndes Gegenüber wohnt, mit konfettibunter Strahlenkanone vaporisiert.
Echt… Ich kapier’s nicht.
Du auch nicht? Dann bist du wohl auch ein Alien.
Du hast dir das Video in 1,75-facher Geschwindigkeit angesehen und bist trotzdem eingepennt? Willkommen im Debug-Modus!
Du verstehst das jetzt gar nicht und findest Glitzer-VideoTutorials supertoll? …??? Was machst du NPC hier auf meiner Website???

Aber schau mal, kleiner NPC, hier darfst du klicken. Siehst du es? Hiiiiier:

Strahlebutton
Verzerrte Logik der Menschheit – Eine Feldstudie, verfasst für das Galaktische Archiv

Verzerrte Logik der Menschheit – Eine Feldstudie, verfasst für das Galaktische Archiv

Logbuch-Eintrag #42.198 – Beobachtungseinheit Seven of Nonni
Archivbereich: Kognitive Verzerrungen, Kategorie „Homo sapiens“

Bei der Untersuchung des Planeten Terra im Sol-System wurden erneut signifikante Abweichungen im logischen Entscheidungsverhalten der dominanten Spezies festgestellt.
Die Entität „Mensch“ zeigt eine auffällige Tendenz, Ereignissen eine höhere Eintrittswahrscheinlichkeit zuzuschreiben, wenn diese visuell oder emotional greifbar sind, unabhängig von deren objektiver Wahrscheinlichkeit.
Beispielhafte Beobachtung:

  • Glaube an Alien-Invasion: Hoch
  • Glaube an Klimakatastrophe: Niedrig
  • Glaube an Influencer: Überspezies-Verdacht

Wichtiger Hinweis: Die kognitive Matrix dieser Spezies operiert stark bildbasiert, bei gleichzeitiger Abwehr gegenüber abstrakten Konzepten wie Ursache-Wirkung oder Langzeitfolgen.

Unterpunkt 1: Audiovisuelle Verzerrungsquelle „Hollywood“

Eine bedeutende Quelle irrationaler Wahrscheinlichkeitszuschreibungen liegt in der kulturellen Erzählstruktur der Spezies, insbesondere durch ein Subsystem namens Hollywood. Hier werden Szenarien wie Alien-Invasionen, Zombie-Apokalypsen oder Superhelden-Entstehungen mit derart visueller Kraft vermittelt, dass sie auf neuronaler Ebene als „möglich bis wahrscheinlich“ gespeichert werden.

Dagegen werden reale Bedrohungen, wie das sukzessive Zusammenbrechen ökologischer Gleichgewichte, selten verfilmt oder nur mit melancholischer Musik und viel Regen, was beim Zielpublikum zur emotionalen Abschaltung führt.

Unterpunkt 2: Müllverhalten und planetare Selbstsabotage

Eine weitere Auffälligkeit ist die Unfähigkeit der Spezies, zwischen kurzfristigem Komfort und langfristigem Überleben zu priorisieren. Die Menge an erzeugtem und nicht abgebautem Müll (physisch wie digital) legt nahe, dass sie ihren Planeten entweder nicht versteht oder als temporäre Einwegverpackung betrachtet.

Beobachtung:

  • Die Spezies verwendet komplexe chemische Verbindungen, um Nahrungsmittel zu verpacken, welche in keiner Lebenszeit abgebaut werden.
  • Gleichzeitig bezeichnet sie sich als „intelligent“ und gibt sich selbst den doppelten Titel:
    Homo sapiens sapiens – der „weise weise Mensch“

Kommentar des Protokollanten:
Das entspricht der Aussage „Ich bin doppelt so weise, weil ich’s zweimal sage.“
Selbstüberschätzung scheint evolutionär fest verdrahtet.

Unterpunkt 3: Empfehlung für Kontaktverweigerung

Basierend auf den bisher gesammelten Daten ist von direkter Kontaktaufnahme mit dieser Spezies abzuraten.

Die Wahrscheinlichkeit, dass ein individueller Homo sapiens ein intergalaktisches Signal erkennt, korrekt interpretiert und nicht in eine religiöse Bewegung umwandelt, liegt bei 0.002 %.

Empfohlene Alternativen:

  • Orbitale Müllablage auf bereits existierende Trümmerfelder (siehe: Satellitenfriedhof Nord-Terra).
  • Passive Langzeitbeobachtung über TikTok, da dort sämtliche neurokulturellen Anomalien offen von der Spezies selbst dokumentiert werden.
Müllhalde Erde

Unterpunkt 4: Kognitive Besonderheit – Der Toastbrot-Effekt

(Archivierte Quelle: Feldnotiz #22354 der Untereinheit KlarDenken-7)
Die Spezies neigt dazu, unerklärliche Ereignisse wie herunterfallende Toastbrote mit der „falschen Seite nach unten“ als Beleg für metaphysische Fehlfunktionen ihrer Realität zu interpretieren.

Diese Schlussfolgerungen geschehen trotz fehlender mathematischer Korrelationen, was darauf hinweist, dass Zufall als solcher nicht akzeptiert, sondern durch Narrative ersetzt wird.

Schlussfolgerung und Ausblick

Die doppelt „weise“ Spezies Homo sapiens sapiens zeichnet sich durch ihre bemerkenswerte Fähigkeit aus, gegen bessere Erkenntnis zu handeln, während sie sich gleichzeitig für die Krone der Schöpfung hält.

Ein Handel oder Austausch ist derzeit und vermutlich auch in mittelfristiger Zukunft nicht zielführend, da fundamentale Prinzipien wie Logik, Nachhaltigkeit und Reflexionsfähigkeit in vielen Untergruppen systematisch unterdrückt werden.

Abschlussnotiz:
Die Erde eignet sich hervorragend zur Ablage von schwer zerlegbarem Material.
Die Einheimischen bezeichnen es als „fortschrittlich“, wenn es leuchtet und sind sogar davon fasziniert, wenn eigener Müll wie Raketenrückstände „hübsche“ Lichteffekte beim Eintritt in ihrer Atmosphäre erzeugen.

Hinweis:
Dieser Bericht wurde von Commander Chatthulhu verifiziert.

Bin ich das Alien – oder ist die Welt einfach falsch gepatcht?

Bin ich das Alien – oder ist die Welt einfach falsch gepatcht?

Falsche Spielregeln, fehlerhafte Realität

Oft habe ich das Gefühl, dass ich einfach nicht dazu gehöre. Die scheinbaren Regeln dieser Welt, die mich umgibt, verstehe ich nicht.

Da werden auf schwierige Fragen einfachste Lösungen aus dem Hut gezaubert und ich denke mir: „Ähm, nö… Da fehlen noch Punkt X und Y und Z. So ist das nicht richtig.“
Ständig soll ich mich für Schwarz oder Weiß entscheiden, dabei sehe ich dazwischen zig Graustufen und halte beide Extreme für falsch.
Oder mir wird etwas erzählt, was alle um mich herum völlig normal finden. Aber ich sehe und spüre, dass selbst die erzählende Person merkt, dass da etwas nicht stimmt. Den Hintergrund herauszufinden ist jedoch unglaublich kräftezehrend und führt oft dazu, dass ich als Quertreiber gelte, der es einfach nicht „mal gut sein lassen kann“.

Versuche ich hingegen, mich an diese seltsame Welt anzupassen, werde ich rasend schnell müde und überreizt. Zahlen, Fakten, Geschichten, Bilder, Musik – all das mag ich, verstehe ich, bereichert mich. Doch Menschen sind mir ein Rätsel.

Ich komme mir vor, als wäre ich eine Spielfigur in einem Spiel, das ich nicht ändern kann.
Kommt dir das bekannt vor?

Willkommen im Debug-Modus der Realität

Stell dir vor, du bist ein Charakter in einem Multiplayer-Spiel. Um dich herum huschen unzählige andere Spieler herum – oder sind es NPCs? So genau kannst du das gar nicht sagen. Aber egal, wer sie sind, bei ihnen scheint alles reibungslos zu laufen. Sie leveln sich mühelos durchs Leben, bestehen selbst die schwierigsten Quests mit Leichtigkeit: Afterwork-Partys mit einem Haufen Smalltalk, Büro-Meetings voller Buzzwords, gleichzeitig perfekt und authentisch wirken, und das alles, während sie noch genügend Ressourcen übrig haben, um sich nebenbei selbst zu optimieren.

Du hingegen? Du fragst dich, ob du mit einer Beta-Version des Spiels unterwegs bist, die voller Bugs steckt. Während du noch versuchst, einen halbwegs logischen Questverlauf zu rekonstruieren oder dir den Nacken massierst, weil dir der ganze Bockmist eher Kopfschmerzen als Fortschritt beschert, stoßen die anderen mit Champagner an und feiern ihre glänzenden Erfolge. Dass überall riesige Plotlöcher in der Story klaffen? Interessiert offenbar niemanden.

Dein Spiel hingegen läuft vollkommen anders: Du hangelst dich von einem Bug zum nächsten, triggerst unfreiwillig Glitches in der sozialen Interaktion und fragst dich regelmäßig, ob du gleich einen Fatal Error auslöst. Und wenn du Pech hast, friert das gesamte System ein, du bekommst einen mentalen Bluescreen – und darfst den ganzen Kram von vorne beginnen.

Was läuft hier verkehrt?

  • Bist du verbuggt?
  • Hat dein Charakter einfach unpassende Skills?
  • Oder ist das Spiel selbst schlecht designt?

Tief durchatmen, Debug-Modus aktivieren – und weiter geht’s.

Alien oder Weltenfehler weil Welt falsch gepatscht

Die typischen Anzeichen, dass du in einem Paralleluniversum festhängst

(☑️ Kreuze an, was auf dich zutrifft.)

Du stellst ständig Dinge in Frage, die für andere völlig normal sind.

Smalltalk fühlt sich an wie eine unnötige Tutorial-Sequenz, die du immer skippen willst.

Du hast das Gefühl, dass die Regeln des Spiels für dich nicht gelten. Oder dass du sie einfach nicht verstehst.

Dir kommt vieles absurd oder sinnlos vor, während andere sich problemlos anpassen.

Du brauchst eine andere Art von Input als die meisten Menschen – tiefgründiger, skurriler oder spielerischer.

Deine Logik kollidiert ständig mit dem, was als „normal“ gilt.

Du siehst Widersprüche in Aussagen und Verhaltensweisen, die niemand zu bemerken scheint.

Anpassung kostet dich massiv Energie, während andere sie scheinbar mühelos hinbekommen.

Menschen sagen Dinge, die für dich keinen Sinn ergeben. Und wenn du nachhakst, bist du das Problem.

Je mehr du angekreuzt hast, desto mehr geht es dir wie mir.
Darf ich dir ein Geheimnis verraten? Ja, du bist anders. Aber weißt du was? Das ist kein Bug. Das ist dein Feature!

Die Wahrheit: Ja, du bist anders und das ist dein Feature!

Natürlich wäre es sehr oft leichter, „normal“ zu sein.

Aber um Morticia Addams zu zitieren: „Normal is an illusion. What is normal for the spider is chaos for the fly.”

Oder noch schöner: „Darling girl, when are you going to realize that being normal is not necessarily a virtue? It rather denotes a lack of courage!“ Das sagte in Practical Magic Tante Frances zu Sally, die sich nichts mehr wünschte, als eine ganz normale Frau zu sein.

Simulation
Klar, „normal“ wäre leichter. Aber was ist „normal“? Wo ist etwas „normal“? Und ist es wirklich besser, wenn alle wie Klone durch die Welt laufen, denen ein einziger Weg und eine einzige Perspektive einprogrammiert wurde? Ziemlich langweilige Welt, oder?

Jede Perspektive ist wertvoll, auch deine. Sogar die Perspektiven, die uns nicht gefallen, da sie uns zum Diskutieren und nachdenken bringen. Vielleicht nicht diejenigen zum nachdenken, die nur Recht behalten wollen, aber wenn du dich schon fragst, ob du falsch bist, dann kannst du nicht zu diesen Menschen gehören.

Ja, viele bleiben an der Oberfläche und fühlen sich mit ihren Schubladen und einfachen Antworten wohl. Du siehst dagegen tiefer, erkennst Muster, spürst, wenn etwas nicht stimmt und hinterfragst. In der Welt gibt es „Anpasser“, die für eine Grundstabilität sorgen, und „Grenzensprenger“, die etwas voran bringen. Es braucht beide.

Jetzt denke mal genau nach:

Welche Spezialfähigkeiten hast du, die viele andere nicht haben?

Vielleicht bist du keine fehlerhafte Spielfigur, sondern eine Sonderedition mit erweiterten Features. Vielleicht sollst du sogar auffallen und anders sein, denn sonst wärst du doch nur eine Standardversion, oder?

Und mal ehrlich – willst du das wirklich?

Anpassung versus Selbstverrat: Die Kunst des bewussten Glitchens

Du bewegst dich ständig in einem Spannungsfeld zwischen zwei Extremen: totale Anpassung oder totaler Widerstand. Ja, genau diese Schwarz-Weiß-Logik, die ich in der Einleitung schon angesprochen habe. Als gäbe es nur die Wahl zwischen:

  • Völlige Anpassung, bis du dein eigenes System – dich selbst – verlierst.
  • Kompletter Widerstand, bis du alle als Feinde siehst, allein bist und dich am Frust aufreibst.

Ziemlich absurde Optionen, oder? Dabei gibt es so viel mehr als nur Schwarz oder Weiß. Es gibt Graustufen! Und du kannst dich jeden Tag und in jeder Situation neu entscheiden, welchen Ton du wählst.

Das ist der eigentliche Trick:
Strategisches Anpassen, wo es sinnvoll ist, und gezieltes Glitchen, wo du deinen Unterschied feiern kannst. Manchmal auch eine clevere Mischung: ein bisschen anpassen, aber doch ein wenig anders machen, und so neue Verbündete oder ungeahnte Wege entdecken.

Ein Beispiel für strategisches Anpassen:
Du kannst die „Smalltalk-Tutorials“ einfach überfliegen, aber trotzdem die Basics mitspielen, um durchs Leben zu navigieren.

Ein simples „Guten Morgen“ und ein Lächeln oder ein „Bitte“ und „Danke“ kosten dich kaum Energie, und doch werden sie oft seltener genutzt als die tausend Buzzwords, die auf Netzwerkveranstaltungen durch den Raum fliegen. Woran das liegt? Keine Ahnung. Vielleicht ein Bug im System.

Ein Beispiel für gezieltes Glitchen:
Setze deinen Humor, deine Eigenheiten und deine besonderen Denkweisen bewusst ein, anstatt sie zu verstecken.

Denn seien wir ehrlich: Gerade die Dinge, die du als Macken empfindest, können genau das sein, was dich erinnerungswürdig macht.

Darum frage dich immer:
Wo ist ein Cheat erlaubt?
Und wo solltest du dich einfach durchs Level kämpfen?

Die Welt ist nicht für Leute wie dich gemacht – oder vielleicht genau für dich?

Viele Menschen rennen wie NPCs durch ihr Leben und bemerken gar nicht, dass sie ein kaputtes Spiel am Laufen halten. Solange sie damit wirklich glücklich sind, ist das völlig in Ordnung.

Stell sie dir einfach wie die ganzen Townies in The Sims vor:
Sie laufen ziellos umher, meist gut gelaunt, führen belanglose Gespräche und gehen ihrem Alltag nach. Und du? Du steuerst deinen eigenen Charakter durch diese Welt, erkundest sie, versuchst, Sinn in ihr zu finden.

Manchmal willst du einfach nur deine Ruhe, aber selbst im tiefsten Dschungel stolperst du plötzlich über ein paar Townies (keine Ahnung, wie sie da hingekommen sind, aber gut…). Doch im Grunde behindern sie nicht wirklich dein Spiel. Zur Not kannst du sie nach Hause schicken. 😏

Sims
Und dann gibt es diese seltenen Begegnungen:
Menschen, die du magst. Vielleicht sogar andere „Aliens“ oder Glitch-Liebhaber. Für sie und für das große Spiel bist du wichtig. Denn mal ehrlich: Dieses Spiel gibt es nur für dich. Oder habe ich da etwas falsch verstanden? Vielleicht sollte ich mal den nächsten Townie fragen…

Fakt ist:
Ohne dich passiert in deinem Leben nun mal nichts. Also gestalte es so, dass es zu dir passt.

Praktische Tipps, um aus dem Bug ein Feature zu machen:

  • Suche Nischen, die zu dir passen.
    (Berufe, Freundeskreise, Online-Communities… Es gibt deine Leute!)
  • Erstelle deine eigene „Alien-Kultur“.
    (Pflege bewusst Routinen, Rituale & Denkweisen, die für dich sinnvoll sind.)
  • Erkenne deine Stärken und nutze sie.
    (Was macht dich einzigartig? Setze es gezielt ein!)
  • Sei dein eigener Bugfixer.
    (Erlaube dir, zwischen Anpassung und Rebellion zu wechseln, ohne dich selbst zu verlieren.)
  • Stelle dir manche Menschen als NPCs mit schlechten Gesprächsoptionen vor. Sie wurden so programmiert, das ist nichts Persönliches.
    (Sehr hilfreich in frustrierenden Gesprächen!)
  • Wenn dir plötzlich ein Drache vor die Nase gesetzt wird, analysiere ihn:
    Gibt es einen alternativen Weg?
    Kannst du dich mit einer Horde drachenjagender Zwerge zusammenschließen?
    Oder wirst du einfach Freundschaft mit dem Drachen schließen?
    (Kurz: Es gibt immer mehrere Wege. Nicht alle sind gut, aber du entscheidest.)
  • Der Kobayashi-Maru-Test: Das unfaire Spiel ohne Siegchance.
    Manchmal steckst du in einer Situation, in der du „verlieren“ sollst.
    James T. Kirk bestand den Test, indem er die Regeln hackte.
    Musst du dich also wirklich an die Spielregeln halten?
Gedankenausflug und Beispiel zum letzten Punkt (dem Kobayashi-Maru-Test), um ihn zu verdeutlichen

Ein heftiges Beispiel dafür sind Mobbing, Bossing (Mobbing durch Vorgesetzte) & Co. Denn manchmal bist du nicht nur in einem schlecht designten Spiel, sondern in einem manipulierten System, das dir bewusst keine Chance gibt.

Ziel: Dich kleinhalten, dich in die Enge treiben, dafür sorgen, dass du dich nicht wehren kannst.
Die Regeln sind so gemacht, dass du verlieren sollst. Aber muss man sich dann noch an alle Regeln halten?

Ein Beispiel für das „Cheaten“:
Gespräche heimlich aufzeichnen ist in Deutschland rechtlich problematisch, weil es ohne Einwilligung gegen das Datenschutz- und Persönlichkeitsrecht verstößt. Aber… Auch wenn die Aufnahmen nicht vor Gericht nutzbar sind, könnten sie verhindern, dass Außenstehende den Tätern blind glauben.
Die bloße Existenz solcher Beweise (auch ohne Veröffentlichung!) kann Täter abschrecken. Oft reicht es, ihnen subtil klarzumachen, dass du dich wehren kannst.

Regelhack:
Statt heimlich aufnehmen: Direkt nach einem Mobbing-Vorfall eine schriftliche Notiz an die Person schicken (z. B. per Mail): „Bezüglich unseres Gesprächs von heute um 14:30 Uhr…“
Ergebnis: Du hast einen Zeitstempel.
Du zwingst sie, sich festzulegen.
Falls es zu einem späteren Streit kommt, kannst du darauf verweisen.

Manchmal gibt es keinen fairen Sieg. Aber du entscheidest, ob du nach unfairen Regeln spielst – oder ob du wie Kirk das System hackst.

Willst du wirklich ein Townie sein?
Oder doch lieber der Designer deines eigenen Spiels?

Fazit: Die Realität ist vielleicht falsch gepatcht, aber du bist in Ordnung

Realitätsglitch
  • Vielleicht bist du ganz einfach eine Sonderedition. Du sollst überhaupt nicht „Standart“ sein.
  • Das bedeutet also nicht, dass du in diesem Spiel nicht trotzdem deinen Weg finden kannst.
  • Die spannendsten Charaktere sind immer die, die nicht perfekt in die Welt passen, sondern „anders“ sind. Welche, die die Welt auf ihre Weise hacken.

Bonus: Selbsttest – Bin ich ein Alien oder ist die Welt falsch gepatcht?

Du gehst auf eine Party. Was tust du?
a) Sofort lostanzen.
b) Gespräche über das Wetter führen.
c) Den Sinn der Party hinterfragen und versuchen, das Sozialsystem zu analysieren.

Du siehst jemanden mit einem T-Shirt, das ein obskures Nerd-Referenz enthält. Was tust du?
a) Weitergehen.
b) Denken: „Aha, ein Nerd.“
c) Sofort ansprechen und den Insider-Joke weiterführen.

Wie oft hast du dich gefragt, ob die Realität ein Bug ist?
a) Noch nie.
b) Manchmal.
c) Täglich, und ich sammle Beweise.

Testergebnis:

0–3 Punkte:
Herzlichen Glückwunsch! Du scheinst optimal ins System zu passen. Entweder bist du ein perfekt getarntes Alien, das seine Tarnung perfektioniert hat – oder du hast die Bugs einfach akzeptiert und lebst damit. Weiter so!

4–7 Punkte:
Hmm… Du hast einige verdächtige Glitches entdeckt. Vielleicht bist du ein Hybrid zwischen Standard-Spielercharakter und Alien? Oder du hast dich einfach zu gut an die Fehler im System angepasst.

8–10 Punkte:
Willkommen im Debug-Modus! Du bist entweder ein vollständig bewusster Glitch im System oder das Spiel ist einfach völlig kaputt. Aber hey – wer sagt, dass das was Schlechtes ist? Vielleicht bist du genau dazu da, neue Wege zu finden. Lade deinen persönlichen Patch herunter und spiel das Spiel nach deinen Regeln!

Moment… Da gab’s keine Punkte? Du erwartest ein logisches Testergebnis? In einem fehlerhaften System?
Willkommen in der Realität!

Ob du nun ein Alien bist oder die Welt einfach falsch gepatcht wurde, vielleicht ist das gar nicht die entscheidende Frage. Vielleicht ist es eher so: Du hast bemerkt, dass hier was nicht stimmt. Und das allein macht dich schon besonders.

Also, was machst du jetzt mit diesem Wissen? Glitch weiter oder schreibe deinen eigenen Patch?

💾 [Patch herunterladen] (leider nicht verfügbar)

Homo depressivus: Die geheime Bedrohung

Homo depressivus: Die geheime Bedrohung

Oder: Warum psychische Erkrankungen immer als Gefahr dargestellt werden, während körperliche Krankheiten Mitleid bekommen

Schon wieder eine Meldung, in der extra betont wird: „Der Täter ist pychisch erkrankt.“ Was soll das? Ist es immer noch nicht bekannt, dass es eine ganze Bandbreite an psychischen Erkrankungen gibt und nur die wenigsten „Täter machen“? Ich habe noch nie gehört, dass ein Täter „körperlich erkrankt“ ist. Warum?

Eins wird damit klar: Ich muss schon wieder zu einer speziellen Spezies gehören, die kein Teil dieser Gesellschaft ist. So wie viele andere auch. In Zahlen sind das laut der Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie,
Psychosomatik und Nervenheilkunde e. V. (DGPPN) 27,8% der deutschen Bevölkerung. Hier nachzulesen: Basisdaten Psychische Erkrankungen, Stand April 2024

Ich gehöre somit zur Spezies „Homo depressivus“. „Sapiens Sapiens“ ist ja bereits durch all die besetzt, die „normal“ sind, also keine psychische Erkrankung haben. Oder?
Zeit, diese Spezies genauer zu beschreiben. Und nicht wundern, wir haben Verwandte und einige von uns sind sogar Mischwesen, die mehr als „nur“ eine Depression haben.

1. Spezies-Profil: Homo depressivus

Lateinischer Name: Homo depressivus

Alternative Bezeichnungen:
„Der/Die unsichtbare Gefährliche“, „Der/Die Selbstmitleidige“, „Faulpelz mit Attest“

Erkennungsmerkmale:
Hat wahlweise ein unsichtbares Messer zwischen den Zähnen oder eine Spotify-Playlist voller trauriger Lieder.

Häufige Mutationen:
Dysthymia persistens (chronisch düstere Grundstimmung, auch „Dysthymie“ genannt), Anxiety primaris (ständig mit Worst-Case-Szenarien beschäftigt)

Eng verwandt: Bipolaris extremis (fährt Achterbahn ohne Sicherheitsgurt)

Gefahrenpotenzial:
Laut Medienberichten potenziell extrem gefährlich. Laut Statistik deutlich ungefährlicher als der durchschnittliche Montagmorgen im Straßenverkehr.

Häufige (Vor-)Urteile:
Homo depressivus „macht das doch nur für Aufmerksamkeit“ (Tatsächlich zieht er sich eher in seine Höhle zurück, weil er nicht als Belastung wahrgenommen werden will.)

„Die sind doch alle gefährlich!“ (Tatsächlich ist Homo depressivus deutlich häufiger Opfer als Täter.)

„Ist doch nur eine Modekrankheit!“ (Schon in der Antike beschrieben, aber klar, TikTok ist Schuld.)

Das erklärt trotzdem nicht, weshalb eine psychische Erkrankung in den Nachrichten ständig betont wird. Daher gleich auf zur nächsten Frage:

2. Warum ist „psychisch krank“ immer eine Schlagzeile?

Man stelle sich folgende Nachrichten vor:

„Mann ersticht Ehefrau – litt an chronischer Migräne“

„Rentner schlägt Nachbarn zusammen – hatte Bluthochdruck“

„Junger Mann begeht Attentat – litt an Diabetes“

Klingt absurd? Ja. Aber sobald es eine psychische Erkrankung ist, wird sie zur Ursache hochstilisiert.

Warum? Weil sich psychische Erkrankungen perfekt als Buhmann eignen. Es ist ein einfacher Schuldiger, der es den Medien ermöglicht, komplexe gesellschaftliche Probleme auf eine Schlagzeile zu reduzieren. „Psychisch krank“ klingt wie eine Erklärung, während es in Wahrheit oft nichts mit der Tat zu tun hat.

Die Realität? Menschen mit psychischen Erkrankungen sind deutlich häufiger Opfer als Täter. Laut Studien erleiden sie dreimal häufiger Gewalt als der Durchschnitt, aber das macht eben keine Schlagzeilen.
Menschen mit psychischen Erkrankungen sind sogar eher eine Gefahr für sich selbst, zumindest wenn man den Schätzungen glaubt. Das Statistische Bundesamt nennt für 2023 69.445 Personen, die eine psychische Erkrankung oder Verhaltensstörungen hatten und Suizid begangen. Schätzung, die Dunkelziffer ist höher. Hier nachzulesen: Statistik Todesfälle Depression (im Text darunter wird die Gesamtzahl mit 69.445 beziffert).

3. Die Doppelmoral: Psychische vs. Körperliche Krankheiten

Ein Selbstexperiment: Erzähle verschiedenen Menschen, dass du eine chronische Krankheit hast. Und wechsle dann die Diagnose.
(Ich habe beides, also kenne ich aus eigener Erfahrung die Reaktionen auf beide Erkrankungen.)

Variante A: Colitis ulcerosa (Autoimmuerkrankung, chronisch-entzündliche Darmerkrankung)

„Oh, weia! Wie geht’s dir damit?“
„Das muss doch echt belastend sein.“
„Hoffentlich hast du gute Ärzte!“
„Helfen dir deine Medikamente?“
„Kann das nicht Darmkrebs auslösen? Oh, wie schrecklich!“

Variante B: Dysthymie (chronische depressive Erkrankung) und Depression (wiederkehrende schwere depressive Episoden)

„Ach, das haben ja mittlerweile alle. Modekrankeit!“
„Naja, ich war auch mal traurig, das geht vorbei. Lächle einfach ein wenig.“
„Das liegt nur an deinem Mindset. Du musst halt einfach positiver denken.“
„Stell dich doch nicht so an.“
„Ah, Urlaub auf Krankenschein.“

Riesiger schwarzer Hund (Depression)
Psychische Krankheiten sind unsichtbar, also gibt es für viele Menschen keinen Grund, sie ernst zu nehmen. Es ist einfacher, sie ins Lächerliche zu ziehen oder als Faulheitsausrede abzutun.

Noch schlimmer: Während jemand mit Colitis als „tapferer Kämpfer“ gilt, wird jemand mit Depression oder Schizophrenie als „tickende Zeitbombe“ dargestellt. Daraus folgt meist:

4. Die Forderung: „Dann sperrt sie doch alle weg!“

Unter fast jeder Nachricht über einen Täter mit psychischer Erkrankung tauchen Kommentare auf wie:

„Sollen sie doch alle wegsperren, dann passiert nichts mehr!“
„Früher gab’s sowas nicht, heute hat ja jeder was.“
„Die wollen sich doch eh nur vor der Strafe drücken!“

Dieser Denkweise liegt ein gefährliches Missverständnis zugrunde.
Psychische Erkrankung =/= gefährlich.
Siehe oben…
Psychische Erkrankung =/= Schuldunfähigkeit.

Nur weil jemand Depressionen hat, bedeutet das nicht, dass er für eine Tat nicht zur Verantwortung gezogen wird. Genauso wie ein Diabetiker für einen Mord verurteilt wird, auch wenn er zum Tatzeitpunkt unterzuckert war.

Und die Forderung, alle wegzusperren?
Cool. Dann brauchen wir mehr Platz.

Etwa ein Viertel der Bevölkerung leidet irgendwann im Leben an einer psychischen Erkrankung. Das wären Millionen Menschen. Tendenz steigend!Weil psychische Erkrankungen mittlerweile öfter diagnostiziert werden bzw. überhaupt die Bereitschaft der Betroffnene gestiegen ist, darüber überhaupt zu reden. Und garantiert nicht, weil es eine „Modekrankheit“ ist. Also Hausärzte/-ärztinnen, das Personal in Kliniken und psychiatrischen Ambulanzen vergibt nicht einfach so ein „Etikett“, weil es so bequem ist, wie viele unterstellen. Meine Erfahrung sagt da etwas anderes.

Trotzdem: Wohin denn beim Wegperren mit all den Leuten? Vielleicht bauen wir einfach eine eigene Stadt dafür? Psychoville? Neurodivergentistan?

Ein weiteres Problem dieser Forderung:
Stigmatisierung führt zu weniger Hilfesuche.
Wenn jeder glaubt, dass psychisch Kranke gefährlich sind, dann wird sich niemand mehr trauen, offen zu sagen: „Mir geht’s nicht gut, ich brauche Hilfe.“ Statt Prävention gibt’s dann Verdrängung – bis es wirklich zu Problemen kommt. Suizide sind nur eine Konsequenz, oft schaffen es depressive Menschen z. B. auch gar nicht mehr, auf die Arbeit zu gehen. Folge? Arbeitslosigkeit! Eine Flucht in die Sucht ist ebenfalls eine mögliche Konseuenz.
Viele der Folgen sehen Außenstehende nicht.

5. Die Forderung mach einer Blacklist

Rechtsextreme und rechtskonservative Parteien „glänzten“ in der letzten Zeit besonders durch Forderungen nach einer Art Blacklist für psychisch erkrankte Menschen. Das verstößt nicht nur gegen jeden Datenschutz und jedes Menschenrecht, sondern lingt auch historisch verdammt nach den 1930er Jahre, die wiederum ihre Auswirkungen im Dritten reich zeigten.

Die Ironie dabei: Dieselben Parteien, die sich sonst gegen Überwachungsstaaten und Einschränkungen persönlicher Freiheiten aussprechen, haben plötzlich kein Problem damit, wenn es um psychisch Erkrankte geht. Plötzlich gilt „Sicherheit“ über allem, außer, wenn es um echte Präventionsmaßnahmen geht, die Betroffenen helfen könnten. (Meist genügt bei diesen Parteien jedoch schon der Blick ins Parteiprogramm und man merkt, dass die Freiheit nur für sie selbst gilt und auch nur so definiert wird, wie es ihnen passt. Aber das ist ein anderer Punkt.)

Warum ist diese Forderung gefährlich?

Psychische Krankheiten sind keine statische Eigenschaft. Wer kommt auf die Liste? Nur akut Erkrankte? Auch ehemals Erkrankte? Wer entscheidet, wann man „genesen“ genug ist, um nicht mehr draufzustehen?

Hinzu kommt: Wenn ich auf so einer Liste landen kann, suche ich mir überhaupt Hilfe? Wer weiß, dass eine Diagnose ihn auf eine Liste setzt, wird sich zweimal überlegen, ob er zum Arzt geht.

„Psychisch krank“ ist ein extrem weiter Begriff. Was zählt alles? Depression? Burnout? Angststörungen? Postnatale Depression? ADHS?
Wenn das kommt, dann sind plötzlich Millionen Menschen offiziell „vermerkt“.

Wenn wir anfangen, Listen für psychisch Erkrankte anzulegen, warum nicht auch für „potenziell gefährliche“ andere Gruppen? Menschen mit „schwierigen“ Meinungen? Menschen, die öfter krankgeschrieben sind? Die Logik hinter so einer Liste ist ein autoritärer Albtraum, der sich schleichend ausweiten kann.

Wenn es wirklich um Schutz und Prävention ginge, würden Politiker sich für bessere psychische Gesundheitsversorgung, schnelle Hilfe und soziale Absicherung einsetzen. Aber stattdessen wollen sie Registrierung und Kontrolle, was genau das Gegenteil von Hilfe ist.

Diese Art von Politik bringt keine Lösung, sondern mehr Angst und mehr Leid. Und das Perfide: Solange psychische Erkrankungen als „potentiell gefährlich“ ins öffentliche Bewusstsein gebrannt werden, wird sich kaum Widerstand regen, weil viele Menschen glauben, es gehe um ihre eigene Sicherheit. Sogar ehemals Erkrankte, dabei könnten sie ebenfalls auf solchen Listen landen.

6. Die wahre Gefahr sind Vorurteile

Die meisten psychisch erkrankten Menschen sind keine Gefahr für andere. Aber die Gesellschaft ist eine Gefahr für sie: durch Stigmatisierung, Vorurteile und den ewigen Mythos, dass „psychisch krank“ gleich „kriminell“ ist. Oder faul. Oder oder…

Vielleicht wäre die passendere Schlagzeile:

„Psychisch kranker Mensch begeht keine Straftat, sondern geht einfach seiner Arbeit nach und versucht, ein halbwegs normales Leben zu führen“ – aber das klickt sich halt nicht so gut. Entspricht jedoch viel mehr der Wahrheit.

Falls du oder jemand, den du kennst, mhr Informationen über das Thema Dysthymie oder Depresson benötigst, dann schaue doch mal auf dieser Webste von mir vorbei:
www.dysthergrund.de
Hier nenne ich auch Hilfenummern oder schreibe ein wenig, wie es in so einer psychiatrischen Klinik oder Reha überhaupt aussieht.

Der überfüllte Kleiderschrank des Wissens: „Ich habe so viel, aber irgendwie passt nichts!“

Der überfüllte Kleiderschrank des Wissens: „Ich habe so viel, aber irgendwie passt nichts!“

Viel hilf nicht viel

Kennst du das Gefühl, vor einem übervollen Kleiderschrank zu stehen und trotzdem nichts Passendes zum Anziehen zu finden? So geht es einigen auch mit ihrem angesammelten Wissen. Viele Menschen horten Unmengen an Wissen in Form von Büchern, Artikeln, Online-Kurse, Podcasts, doch wenn es darauf ankommt, finden sie nichts oder wissen nicht, wie sie es anwenden sollen.

Das Problem: Wissen anhäufen ohne Struktur

  • Zuviel, zu unstrukturiert:
    Neues Wissen wird oft wie ein Shoppingrausch konsumiert. Hier ein Artikel, dort ein Buch, ein Video nebenbei. Das kann auch ein Klickmarathon durch die Wikipedia sein. Doch ohne System geht der Überblick verloren.
  • Wissen ohne Anwendung:
    Gelesen, gespeichert, aber nie wirklich genutzt? Dann bleibt Wissen eine theoretische Anhäufung ohne Praxisbezug.
  • FOMO, die Angst, etwas zu verpassen:
    Viele sammeln Wissen aus Angst, nicht genug zu wissen, doch dadurch entsteht eine Art Wissensmessie-Syndrom.

Auch Bulimie-Lernen führt zum überfüllten Wissens-Kleiderschrank

  • Schnell rein, schnell raus:
    Wissen wird kurzfristig für Prüfungen oder Diskussionen „hineingestopft“, aber nicht langfristig behalten.
  • Kein echtes Verstehen:
    Es bleibt oberflächlich und wird nicht mit anderen Erkenntnissen verknüpft.
  • Vergessen nach der „Prüfung“:
    Genau wie ungetragene Kleidung, die im Schrank verstaubt, wird das Wissen nach der „Nutzung“ wieder aussortiert. Oder es bleibt teilweise, ist aber nur noch in Fragmenten vorhanden und passt nicht mehr zu all dem anderen Zeug im Kopf.
Bulimie-Lernen ist, als würde man einen Haufen Klamotten für einen einzigen Anlass kaufen, sie einmal tragen und danach nie wieder anziehen. Es bleibt nichts langfristig im Kleiderschrank oder es ist da drin, passt nicht zu anderem, verdeckt den Blick auf die anderen Teile… Bulimie-Wissen verpufft genauso schnell wieder oder ist genauso wenig langfristig verwendbar wie dieser Haufen Klamotten.

Die Folge: Das Wissenschaos

  • Widersprüchliche Informationen:
    Ohne klare Struktur geraten alte und neue Erkenntnisse in Konflikt.
  • Keine schnelle Abrufbarkeit:
    Wenn alles wild gespeichert ist, kann man es im entscheidenden Moment nicht finden.
    (Blackout bei Prüfungen zum Beispiel)
  • Paralyse durch Analyse:
    Zu viel Input führt dazu, dass Entscheidungen schwieriger fallen, weil man sich in Details verliert.
Wissenschaos

Wie man den Wissens-Kleiderschrank aufräumt

  • Themen-Schubladen anlegen:
    Wissen in sinnvolle Kategorien ordnen, z. B. nach Themen oder Anwendungsbereichen.
  • Kombinierbare Wissensstücke finden:
    Erkenntnisse verknüpfen, anstatt sie isoliert zu betrachten. Das ist auch einer der Gründe, weshalb manches an neuem Wissen leichter zu lernen ist: Es wird mit bereits vorhandenem Wissen verknüpft.
  • Regelmäßig ausmisten:
    Ältere oder überholte Informationen loslassen, um Platz für Neues zu schaffen. „Verlernen“ also.
  • Vom Wissen zur Anwendung:
    Theorie allein reicht nicht. Nutze das Wissen aktiv, um es zu festigen.

Fazit: Wissen ist wertvoll – wenn man es nutzt

Es geht nicht darum, möglichst viel Wissen zu besitzen, sondern darum, es effizient zu organisieren und anwendbar zu machen. Ein überfüllter Kleiderschrank mag beeindruckend aussehen, aber was nützt er, wenn nichts wirklich zusammenpasst? Oder wenn man die passenden Teile nicht findet?

Zum Weiterlesen über das persönliche Wissensmanagement:

Der Goldfisch-Effekt: „Habe ich das nicht schon mal gehört?“

Der Goldfisch-Effekt: „Habe ich das nicht schon mal gehört?“

Die Bubble als Goldfischglas

Goldfische haben angeblich eine Aufmerksamkeitsspanne von nur wenigen Sekunden. Das ist zwar ein Mythos, aber der moderne Mensch schlägt diesen Mythos inzwischen locker. Zumindest wenn man einem neuen Mythos glaubt. Und dank Social Media, Reizüberflutung und algorithmischer Filterblasen sind viele Menschen gefangen in einem ständigen Kreislauf von sich selbst verstärkenden Informationen. Jeder lebt in seiner eigenen kleinen Informationsblase, die perfekt an die eigenen Vorlieben angepasst ist. Wer einmal in einem bestimmten Themenspektrum durch seine Klicks angekommen ist, bekommt automatisch mehr davon – unabhängig davon, ob die Informationen korrekt oder völlig daneben sind. Das ist, als würde ein Goldfisch in einem Glas schwimmen, das nur mit einer einzigen Sorte von Futter gefüllt ist. Selbst wenn draußen eine riesige Welt voller anderer Perspektiven existiert, der Goldfisch sieht und bekommt immer nur das Gleiche.

Warum Fake News so gut funktionieren

  • Der Wiederholungseffekt:
    Je öfter wir eine Aussage hören, desto wahrer erscheint sie uns. Selbst wenn sie völliger Unsinn ist.
  • Bestätigung statt Widerspruch:
    Die Algorithmen liefern uns genau das, was wir hören wollen. Widersprüchliche Fakten? Werden ausgefiltert.
  • Die Illusion der Mehrheit:
    Wenn alle in der Bubble das Gleiche sagen, muss es doch stimmen, oder?
  • Emotion schlägt Logik:
    Schlagzeilen, die Wut oder Angst auslösen, verbreiten sich schneller als nüchterne Fakten. Das Gehirn speichert sie besonders gut ab.
  • Stärkere Gewichtung von Negativem:
    Was früher ein Überlebensinstinkt war, wird schon seit langem gerne von Zeitungen, Populisten und den Verbreitern von Fake-News ausgenutzt. Es entsteht ein „Negativity Bias“, durch den „alles“ plötzlich negativer erscheint als es eigentlich ist.
Mensch im Goldfischglas

Die Folgen des Goldfisch-Effekts

  • Menschen hinterfragen nicht mehr, woher eine Information stammt. Hauptsache, sie klingt vertraut.
  • Diskussionen zwischen verschiedenen Gruppen werden unmöglich, weil jede Seite nur ihre eigene Realität kennt.
  • Manipulation durch Fake News und Propaganda funktioniert besser als je zuvor.

Was kann man dagegen tun?

  • Neues Futter ins Glas lassen:
    Ab und zu bewusst andere Perspektiven lesen, auch wenn sie unbequem sind.
  • Skepsis bewahren:
    Nur weil man etwas oft gehört hat, heißt das nicht, dass es stimmt.
  • Fakten checken:
    Seriöse Quellen nutzen, bevor man eine Information weiterverbreitet. Wissenschaftliche Quellen sind, entgegen der Behaupungen von Populisten und Verschwörungserzählern, seriös. Werden der Versuchsaufbau, Anzahl der Stichproben usw. nicht genannt bzw. die Vorgehensweise nicht begründet, wird eine Quelle nicht als „wissenschaftlich“ in der Wissenschaft anerkannt. Das fällt allenfalls unter Pseudo-Wissenschaft.
  • Den Algorithmus überlisten:
    Durch gezielte Suche nach anderen Meinungen dem Goldfischglas entkommen.

Zum Weiterlesen