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Lernen ist ein Abenteuer.
Werde zur Heldin deines eigenen Wissensuniversums!

…oder: Wie man mit Superkräften nicht die eigene Welt in Brand steckt

Wenn Stärken sich gegen uns wenden

Ist es nicht verrückt?

Da haben wir wunderbare Stärken, die uns weit bringen können – und plötzlich werden sie zu Stolperfallen. Oder schlimmer noch: Wir wenden sie gegen uns selbst.

Ein Beispiel?
Ich bin gut im Funktionieren. Dieser Modus hat mir schon durch viele schwierige Situationen geholfen. Wenn gefühlt alles brennt, schalte ich in den Autopilot, strukturiere, priorisiere, erledige. Zack, weiter, nächster Schritt. Der Katastrophenmodus aktiviert und der Rettungsplan läuft. Das funktioniert, ich funktioniere und es hat mich schon oft durchgeboxt. Oder ich mich damit, wie auch immer.
Aber im Alltag gibt es kein „überstanden“ wie bei echten Krisen. Es gibt keine Entwarnung und kein klarer Moment, an dem deutlich wird: „Geschafft.“ Außer natürlich es handelt sich um Projekte mit festen Terminen.

Stärken für dich nutzen

Stattdessen bleibt der Modus einfach an. Tagelang, wochenlang, bei mir waren es sogar Monate und Jahre. Weil es „ja geht“. Zumindest auf dem ersten Blick oder wenn man von außen darauf schaut, denn innerlich ahnte ich es schon, war jedoch zu müde, um mich damit auseinanderzusetzen. Und genau das ist das Problem: Es geht, aber es geht auf Kosten von mir selbst. Ich merke oft erst im Nachhinein, wie erschöpft ich bin und dass ich mich mal wieder selbst übergangen habe.

Ist meine Fähigkeit, einfach zu funktionieren, also eine Schwäche?

Eigentlich nicht. Aber sie wird es, wenn ich sie in Situationen aktiviere, die keine Notfälle sind, sondern bloß der ganz normale Alltagswahnsinn aus Überforderung, zu viel Verantwortung und dem Wunsch, allem gerecht zu werden.

Die Lösung liegt nicht darin, mein inneres Notfallprogramm abzuschalten. Es ist wertvoll, wenn es gebraucht wird. Die Lösung liegt vielmehr darin, es bewusst wieder zu deaktivieren und mich zurückzuholen. Mich zu erinnern, dass ich kein System bin, das rund um die Uhr im Krisenmodus laufen muss, sondern dass ich „nur“ ein Mensch bin.

Vielleicht liegt die wahre Stärke darin, das zu erkennen und dann neue Kräfte zu entwickeln: für die eigene Selbstfürsorge und für die mentale Selbstverteidigung. Und für die Kunst, rechtzeitig auf „Stopp“ zu drücken, auch wenn’s noch „geht“.

Der Problemlöser-Reflex

Ich bin mir sicher, viele kennen diesen Reflex. Er geht oft Hand in Hand mit dem berühmten „Helfersyndrom“. Du triffst jemanden mit einem Problem – und zack! – startet dein inneres Problemlöser-Programm.

Du hörst zu, filterst Informationen, analysierst, ordnest, entwickelst im Kopf schon die ersten Lösungsansätze und versuchst, möglichst schnell wieder Struktur ins Chaos zu bringen. Klingt super? Ist es oft auch. Nur eben nicht immer.

Die Stolpersteine:

Problem 1: Vielleicht wollte sich die Person nur ausk***. Du hilfst also ungefragt.

Problem 2: Dein Problemlöser-Modus läuft im Hintergrund weiter, auch wenn dir längst gesagt wurde, dass keine Hilfe gewünscht ist. Mentale Überlastung droht.

Problem 3: Statt einfach nur einen Kaffee mit einer Freundin zu trinken, wirst du in ihr aktuelles Beziehungsdrama gezogen. Du hörst zu, leidest mit und gehst anschließend gestresst nach Hause.

Problem 4: Dein eigener Akku leert sich, ohne dass du es merkst. Du bist erschöpft von einem Problem, das gar nicht deins war.

Stell dir ehrlich ein paar Fragen:

  • Will dein Gegenüber gerade wirklich auf deine Problemlösefähigkeiten zurückgreifen?
  • Willst du selbst dieses Problem lösen oder hältst du einfach nur die Spannung nicht aus, dass etwas ungelöst bleibt?
  • Und wenn das häufiger passiert: Willst du der seelische Mülleimer sein, in den andere ihre Sorgen kippen (ohne es böse zu meinen)?

Das klingt vielleicht hart, aber lohnt sich, mal darüber nachzudenken. Denn manchmal versteckt sich hinter dem ständigen Helfen auch etwas anderes: der Wunsch, sich nicht mit den eigenen Themen beschäftigen zu müssen.

Daher eine letzte kleine Frage zum Schluss: Lenkst du dich mit den Problemen anderer vielleicht gerade von deinen eigenen ab?

Pflichtbewusstsein bis zur Selbstaufgabe

Nein, mit diesem „Pflichtbewusstsein“ meine ich nicht die klassische Obrigkeitshörigkeit oder den heldenhaften Dienst bis zum Umfallen für irgendeinen Dienstherrn. Ich meine das, was oft mit „Verantwortungsbewusstsein“ gleichgesetzt – oder zumindest in denselben Topf geworfen – wird.
Stärken für dich nutzen
Wir selbst verpflichten uns dazu, eine Aufgabe ordentlich zu Ende zu bringen. Wir selbst sorgen dafür, dass etwas funktioniert, selbst wenn wir Vorgesetzte haben, denen es vielleicht völlig egal ist, ob ein Projekt qualitativ gut abgeschlossen wird oder der Laden läuft. Wir halten stillschweigende Zusagen ein, springen ein, wenn andere aussteigen, und managen Dinge, die uns offiziell nie übertragen wurden.

Warum ich es trotzdem nicht „Verantwortungsbewusstsein“ nenne? Weil Verantwortung zu tragen bedeutet, die Konsequenzen für ein Handeln zu übernehmen. Außerdem hat uns meistens niemand offiziell diese Verantwortung übertragen. Wir übernehmen sie freiwillig aus Pflichtbewusstsein, aus einem inneren Antrieb heraus. Meist ohne Lob, ohne Anerkennung, und schon gar nicht mit entsprechender Bezahlung.

Und ja, auch im Privaten.

Für Arbeitgeber, Familienmitglieder oder andere Menschen mag das wunderbar sein. Für dich selbst…?

Natürlich ist es schön, sagen zu können: „Auf mich kann man sich verlassen.“
Das bedeutet im Kern: „Ich erledige Aufgaben und Zusagen so gut ich kann.“ Du ziehst durch, auch wenn dein Inneres längst „Nein!“ schreit. Du bringst es zu Ende, selbst wenn du dabei auf dem letzten Loch pfeifst.

Doch so ehrenwert das klingt: Du schadest dir damit selbst. Denn genau wie beim Funktionier-Modus führt dieses Verhalten dazu, dass du dich selbst übergehst und irgendwann nicht mehr kannst.

Wenn du beides hast – Pflichtbewusstsein und Funktionier-Modus – bist du regelrecht dazu auserkoren, immer mehr zu übernehmen. Immer weiter. Immer durchhalten. Bis du umkippst.

Wenn du dich hier wiedererkennst, probiere mal eine kleine Übung:

Lehne eine Woche lang bewusst Aufgaben ab, die nicht deine sind. Oder wenigstens jede zweite.
Du trainierst damit, Grenzen zu setzen. Du lernst, mehr auf dich selbst zu hören. Und keine Sorge: Die Welt wird nicht untergehen.

Der innere Kritiker: Lehrer oder Tyrann?

Warum der gleich im Anschluss auftaucht und ich Mr. Ich-mecker-alles-in-Grund-und-Boden, deinen persönlichen fiesen Fleischwolf, als „Lehrer“ bezeichne?

Naja, weil das seine Aufgabe ist. Dein innerer Kritiker, wenn er in einem gesunden Maß agiert, hilft dir beim Wachsen.
Er zeigt dir deine Schwächen, macht dich auf Wissenslücken aufmerksam oder weist dich darauf hin, wo du dein Verhalten vielleicht überdenken solltest. Ohne ihn würdest du dich nicht selbst reflektieren, nicht weiterentwickeln und nicht verbessern.
Er warnt dich vor möglichen Stolperfallen, stellt unbequeme Fragen, prüft deine Argumentation.
Kurz: In seiner besten Form ist er konstruktiv und hilfreich.

Aber wehe, er mutiert.
Dann wird aus dem inneren Lehrer ein überkritischer Korinthenkacker mit Hang zur totalen Vernichtung. Er zerlegt nicht nur das, was du gerade tust, sondern gleich noch alles, was du bisher geschafft hast und was du jemals schaffen wirst. Er ist der Fleischwolf und du das Hackfleisch.

Gerade bei pflichtbewussten Menschen hat dieser Tyrann leichtes Spiel. Er flüstert dir ein, dass nichts je gut genug ist, dass du versagt hast, dass alle anderen ohnehin besser sind, und dass du dich bitte schön doppelt so sehr anstrengen sollst, um halb so viel zu erreichen. Er untergräbt dein Selbstvertrauen. Nicht dein Selbstbewusstsein. Denn wenn du dir deiner selbst wirklich bewusst wärst, würdest du erkennen, wie überzogen seine Urteile oft sind, wie ungerecht und vor allem wie kontraproduktiv. Als ob du ohne Selbstvertrauen mehr schaffen würdest…!

Doch eigentlich meint er es gut. Er will verbessern, vorbereiten und schützen. Dein innerer Kritiker ist nur irgendwann einfach entgleist und übertreibt es seitdem gnadenlos.

Eine kleine Frage zur Zwischenreflexion:

Darfst du Fehler machen?
Gibt es deinen kleinen Meckerzwerg auch in konstruktiv und freundlich?

Und falls nicht:
Magst du ihm vielleicht mal das Schreien abgewöhnen und ihm stattdessen einen Lehrauftrag geben?

Empathie: Der Fluch des Mitfühlbonus

Empathie wird nicht umsonst so oft als Stärke genannt. Eigentlich meinen wir damit oft Mitleid und Mitgefühl, was aber etwas anders ist.

Mitleid heißt: „Oh je, das tut mir leid für dich.“ (Wir bedauern die Person und die Umstände.)
Mitgefühl meint: „Ich fühle zwar nicht das Gleiche, aber ich sehe deinen Schmerz und möchte dir helfen.“
Empathie dagegen bedeutet: „Ich fühle mit dir. Wirklich. Ich spüre, was du spürst.“

In der Psychologie Heute (hier geht’s zum Artikel) wird ein schönes Beispiel genannt: Ein Kind hat Angst vor einem kläffenden Dackel. Wir haben keine Angst, aber wollen dem Kind helfen. Das ist Mitgefühl.
Hätten wir Empathie, würden wir gemeinsam mit dem Kind Reißaus nehmen oder zitternd in der Ecke stehen.
Und genau hier liegt das Problem.

Empathie ist keine Superkraft, die man einfach nur „mehr“ haben sollte.
Sie kann, wenn sie ungebremst wirkt, zu einem inneren Chaos führen, das uns selbst handlungsunfähig macht. Wer wirklich mitfühlt, fühlt auch Schmerz, Angst, Ohnmacht und trägt sie mit sich herum, auch lange danach.

Natürlich: Empathie hilft, Menschen auf einer tieferen Ebene zu verstehen. Manche öffnen sich, weil sie spüren, dass da jemand ist, der nicht urteilt, sondern versteht. Doch diese Verbindung hat ihren Preis und wenn du keine klare Grenze ziehst, zahlst du diesen Preis.

Wenn du es schaffst, vom Mitfühlen ins Mitgefühl zu wechseln, dann kannst du helfen, ohne dich selbst dabei zu verlieren. Wenn nicht, trägst du fremde Lasten mit dir herum, oft ohne es zu merken. Du wunderst dich dann, warum du so erschöpft bist, obwohl der Tag eigentlich „ganz okay“ war.

Genau hier liegt die eigentliche Gefahr: Empathie kann dich auslaugen, wenn du nicht rechtzeitig auf dich selbst achtest.

Besonders tragisch wird es, wenn empathische Menschen im sozialen Bereich oder in der Pflege arbeiten.
Oft sind sie darin besonders gut, aber nicht besonders gut geschützt. Von außen sagt man ihnen nach, sie seien für solche Berufe wie gemacht, doch das stimmt nicht. Oder, um die Leiterin unserer Gesprächsgruppe in der Psychiatrischen Institutsambulanz zu zitieren:
„Sie sind alle sehr empathisch. Und deswegen für so einen Job nicht geeignet.“

Daher nur ein einziger Tipp:
Wenn du spürst, dass du Ruhe brauchst,  auch und gerade von anderen Menschen, dann erlaube dir selbst den Rückzug.
Du bist nicht verantwortlich für jeden Schmerz.
Du darfst dich abgrenzen.
Und du darfst lernen, dass Abgrenzung und Rückzug kein Mangel an Mitgefühl sind, sondern ein Akt der Selbstachtung.

Perfektionismus und der Overachiever-Dämon

Hey, das sind zwei alte Bekannte von mir. Sogar beim Spielen tauchen die beiden auf und treiben mich an. Aktuell ist es beim Spiel Two Point Campus, wo ich regelmäßig alle bestehenden Gebäude abreiße, um einen noch besseren Campus aufzubauen – besser strukturiert, effizienter, optimierter. Die Vorgaben, um die Aufgaben für die Sterne zu erfüllen? Jawohl, schau mal, wie ich sie überbiete. Ich sammele ein Achievement nach dem anderen und habe fest vor, alle zu erreichen. Leistung um Leistung!

Warum?

Tja, so genau weiß ich das selbst nicht. Es artet sogar beim Spielen manchmal aus und ist dann plötzlich gar nicht mehr witzig oder unterhaltsam, sondern beginnt zu nerven und anzustrengen. Was eigentlich entspannen sollte, fühlt sich an wie Arbeit.

In der Realität sind die Belohnungen meistens nicht unmittelbar, oft nicht einmal sichtbar. Trotzdem neige ich auch dort dazu, möglichst „viel“ zu leisten, um mögliche Erwartungen zu erfüllen oder zu übererfüllen, damit sich bloß niemand beschwert. Manchmal auch in der Hoffnung auf ein kleines Lob. Aber meistens einfach nur, damit es nichts zu meckern gibt.

Ich habe einen riesigen Anspruch an mich selbst, was Qualität und Tiefgang angeht. Gefühlt ist es nie genug. So wie ich selbst ja nie genug bin. Und genau hier liegt das Problem:
Ich bin so auf Leistung getrimmt, dass ich immer nur sehe, was noch besser, schneller, höher, weiter geht.

Und ja – mein innerer Kritiker ist sehr laut und sehr antreibend.

Stärken für dich nutzen
Gerade lerne ich langsam, dass ich auch weniger leisten darf. Dass ich nicht immer übertreffen muss. Und dass ein „gut genug“ zwar schwer zu greifen ist, aber trotzdem ein legitimer Maßstab sein kann.

Wie sieht es bei dir aus?
Wann ist es für dich „gut genug“?

Fazit

Und nun, als Fazit? Wollte ich hier in epischer Breite noch etwas schreiben, aber eigentlich genügt es. Ich lasse das hier jetzt „gut genug“ sein und wünsche dir einen wunderschönen Tag!