Doch die wenigsten Lebensläufe sind so. Erst im Nachhinein biegen wir sie zurecht, ordnen sie und erfinden Begründungen, obwohl wir genau wissen, dass sich vieles damals chaotisch anfühlte und wir oft völlig ratlos waren.
Später tun wir so, als sei alles genau so geplant gewesen.
Warum machen wir das?
Vielleicht, um uns selbst ein Gefühl von Kontrolle zu geben. Es ist doch schließlich unser Leben! Da müssen wir doch das Ideal erfüllen, die Zügel fest in der Hand zu halten!
Oder (vielleicht auch und), um anderen zu zeigen: Hey, guck, ich hatte IMMER alles im Griff! Das war alles Teil eines großen Plans!
Vielleicht auch, weil wir fast nur „logische“ Lebensläufe präsentiert bekommen und uns sonst unzulänglich fühlen.

Genau das macht seinen Reiz aus: Wir dürfen dazulernen, uns weiterentwickeln. All unsere Brüche und Lücken erzählen ihre eigene Geschichte. Sie formen uns.
Und vielleicht machen sie uns sogar zu besseren Menschen, denn nur wenn nicht alles rund läuft, hinterfragen wir, wachsen daran, und lernen, mit Unsicherheiten umzugehen.
Und mal ehrlich:
Welchem Kapitän würdest du mehr vertrauen, wenn ein Sturm aufzieht?
Dem, der nur bei Schönwetter auf einem braven Fluss schipperte – oder dem, der sich aufs offene Meer wagte und so manche Unwetter überstand?
Es wird Zeit, dass wir’s endlich kapieren:
Unsere Brüche sind kein Makel. Sie sind der Beweis, dass wir gelebt haben.