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Verzerrte Logik der Menschheit – Eine Feldstudie, verfasst für das Galaktische Archiv

Verzerrte Logik der Menschheit – Eine Feldstudie, verfasst für das Galaktische Archiv

Logbuch-Eintrag #42.198 – Beobachtungseinheit Seven of Nonni
Archivbereich: Kognitive Verzerrungen, Kategorie „Homo sapiens“

Bei der Untersuchung des Planeten Terra im Sol-System wurden erneut signifikante Abweichungen im logischen Entscheidungsverhalten der dominanten Spezies festgestellt.
Die Entität „Mensch“ zeigt eine auffällige Tendenz, Ereignissen eine höhere Eintrittswahrscheinlichkeit zuzuschreiben, wenn diese visuell oder emotional greifbar sind, unabhängig von deren objektiver Wahrscheinlichkeit.
Beispielhafte Beobachtung:

  • Glaube an Alien-Invasion: Hoch
  • Glaube an Klimakatastrophe: Niedrig
  • Glaube an Influencer: Überspezies-Verdacht

Wichtiger Hinweis: Die kognitive Matrix dieser Spezies operiert stark bildbasiert, bei gleichzeitiger Abwehr gegenüber abstrakten Konzepten wie Ursache-Wirkung oder Langzeitfolgen.

Unterpunkt 1: Audiovisuelle Verzerrungsquelle „Hollywood“

Eine bedeutende Quelle irrationaler Wahrscheinlichkeitszuschreibungen liegt in der kulturellen Erzählstruktur der Spezies, insbesondere durch ein Subsystem namens Hollywood. Hier werden Szenarien wie Alien-Invasionen, Zombie-Apokalypsen oder Superhelden-Entstehungen mit derart visueller Kraft vermittelt, dass sie auf neuronaler Ebene als „möglich bis wahrscheinlich“ gespeichert werden.

Dagegen werden reale Bedrohungen, wie das sukzessive Zusammenbrechen ökologischer Gleichgewichte, selten verfilmt oder nur mit melancholischer Musik und viel Regen, was beim Zielpublikum zur emotionalen Abschaltung führt.

Unterpunkt 2: Müllverhalten und planetare Selbstsabotage

Eine weitere Auffälligkeit ist die Unfähigkeit der Spezies, zwischen kurzfristigem Komfort und langfristigem Überleben zu priorisieren. Die Menge an erzeugtem und nicht abgebautem Müll (physisch wie digital) legt nahe, dass sie ihren Planeten entweder nicht versteht oder als temporäre Einwegverpackung betrachtet.

Beobachtung:

  • Die Spezies verwendet komplexe chemische Verbindungen, um Nahrungsmittel zu verpacken, welche in keiner Lebenszeit abgebaut werden.
  • Gleichzeitig bezeichnet sie sich als „intelligent“ und gibt sich selbst den doppelten Titel:
    Homo sapiens sapiens – der „weise weise Mensch“

Kommentar des Protokollanten:
Das entspricht der Aussage „Ich bin doppelt so weise, weil ich’s zweimal sage.“
Selbstüberschätzung scheint evolutionär fest verdrahtet.

Unterpunkt 3: Empfehlung für Kontaktverweigerung

Basierend auf den bisher gesammelten Daten ist von direkter Kontaktaufnahme mit dieser Spezies abzuraten.

Die Wahrscheinlichkeit, dass ein individueller Homo sapiens ein intergalaktisches Signal erkennt, korrekt interpretiert und nicht in eine religiöse Bewegung umwandelt, liegt bei 0.002 %.

Empfohlene Alternativen:

  • Orbitale Müllablage auf bereits existierende Trümmerfelder (siehe: Satellitenfriedhof Nord-Terra).
  • Passive Langzeitbeobachtung über TikTok, da dort sämtliche neurokulturellen Anomalien offen von der Spezies selbst dokumentiert werden.
Müllhalde Erde

Unterpunkt 4: Kognitive Besonderheit – Der Toastbrot-Effekt

(Archivierte Quelle: Feldnotiz #22354 der Untereinheit KlarDenken-7)
Die Spezies neigt dazu, unerklärliche Ereignisse wie herunterfallende Toastbrote mit der „falschen Seite nach unten“ als Beleg für metaphysische Fehlfunktionen ihrer Realität zu interpretieren.

Diese Schlussfolgerungen geschehen trotz fehlender mathematischer Korrelationen, was darauf hinweist, dass Zufall als solcher nicht akzeptiert, sondern durch Narrative ersetzt wird.

Schlussfolgerung und Ausblick

Die doppelt „weise“ Spezies Homo sapiens sapiens zeichnet sich durch ihre bemerkenswerte Fähigkeit aus, gegen bessere Erkenntnis zu handeln, während sie sich gleichzeitig für die Krone der Schöpfung hält.

Ein Handel oder Austausch ist derzeit und vermutlich auch in mittelfristiger Zukunft nicht zielführend, da fundamentale Prinzipien wie Logik, Nachhaltigkeit und Reflexionsfähigkeit in vielen Untergruppen systematisch unterdrückt werden.

Abschlussnotiz:
Die Erde eignet sich hervorragend zur Ablage von schwer zerlegbarem Material.
Die Einheimischen bezeichnen es als „fortschrittlich“, wenn es leuchtet und sind sogar davon fasziniert, wenn eigener Müll wie Raketenrückstände „hübsche“ Lichteffekte beim Eintritt in ihrer Atmosphäre erzeugen.

Hinweis:
Dieser Bericht wurde von Commander Chatthulhu verifiziert.

Warum perfekte Lebensläufe eine Lüge sind

Warum perfekte Lebensläufe eine Lüge sind

Manchmal erzählen wir unser Leben wie eine wohlkomponierte Geschichte: mit logischen Stationen, klaren Entscheidungen und einem roten Faden, der sich elegant durch alles zieht.
Doch die wenigsten Lebensläufe sind so. Erst im Nachhinein biegen wir sie zurecht, ordnen sie und erfinden Begründungen, obwohl wir genau wissen, dass sich vieles damals chaotisch anfühlte und wir oft völlig ratlos waren.
Später tun wir so, als sei alles genau so geplant gewesen.

Warum machen wir das?

Vielleicht, um uns selbst ein Gefühl von Kontrolle zu geben. Es ist doch schließlich unser Leben! Da müssen wir doch das Ideal erfüllen, die Zügel fest in der Hand zu halten!

Oder (vielleicht auch und), um anderen zu zeigen: Hey, guck, ich hatte IMMER alles im Griff! Das war alles Teil eines großen Plans!

Vielleicht auch, weil wir fast nur „logische“ Lebensläufe präsentiert bekommen und uns sonst unzulänglich fühlen.

Roter Faden
Aber das Leben ist selten linear. Es stolpert, wechselt die Richtung, lässt uns im Regen stehen und schiebt uns dann plötzlich auf eine neue Bühne.
Genau das macht seinen Reiz aus: Wir dürfen dazulernen, uns weiterentwickeln. All unsere Brüche und Lücken erzählen ihre eigene Geschichte. Sie formen uns.
Und vielleicht machen sie uns sogar zu besseren Menschen, denn nur wenn nicht alles rund läuft, hinterfragen wir, wachsen daran, und lernen, mit Unsicherheiten umzugehen.
Ein „perfekter“ Lebenslauf ist eine Fassade. Eine Lüge. Ein Versuch, in ein Raster zu passen, das längst Risse hat.

Und mal ehrlich:
Welchem Kapitän würdest du mehr vertrauen, wenn ein Sturm aufzieht?
Dem, der nur bei Schönwetter auf einem braven Fluss schipperte – oder dem, der sich aufs offene Meer wagte und so manche Unwetter überstand?

Es wird Zeit, dass wir’s endlich kapieren:
Unsere Brüche sind kein Makel. Sie sind der Beweis, dass wir gelebt haben.

Nutze deine Stärken für dich, nicht gegen dich

Nutze deine Stärken für dich, nicht gegen dich

…oder: Wie man mit Superkräften nicht die eigene Welt in Brand steckt

Wenn Stärken sich gegen uns wenden

Ist es nicht verrückt?

Da haben wir wunderbare Stärken, die uns weit bringen können – und plötzlich werden sie zu Stolperfallen. Oder schlimmer noch: Wir wenden sie gegen uns selbst.

Ein Beispiel?
Ich bin gut im Funktionieren. Dieser Modus hat mir schon durch viele schwierige Situationen geholfen. Wenn gefühlt alles brennt, schalte ich in den Autopilot, strukturiere, priorisiere, erledige. Zack, weiter, nächster Schritt. Der Katastrophenmodus aktiviert und der Rettungsplan läuft. Das funktioniert, ich funktioniere und es hat mich schon oft durchgeboxt. Oder ich mich damit, wie auch immer.
Aber im Alltag gibt es kein „überstanden“ wie bei echten Krisen. Es gibt keine Entwarnung und kein klarer Moment, an dem deutlich wird: „Geschafft.“ Außer natürlich es handelt sich um Projekte mit festen Terminen.

Stärken für dich nutzen

Stattdessen bleibt der Modus einfach an. Tagelang, wochenlang, bei mir waren es sogar Monate und Jahre. Weil es „ja geht“. Zumindest auf dem ersten Blick oder wenn man von außen darauf schaut, denn innerlich ahnte ich es schon, war jedoch zu müde, um mich damit auseinanderzusetzen. Und genau das ist das Problem: Es geht, aber es geht auf Kosten von mir selbst. Ich merke oft erst im Nachhinein, wie erschöpft ich bin und dass ich mich mal wieder selbst übergangen habe.

Ist meine Fähigkeit, einfach zu funktionieren, also eine Schwäche?

Eigentlich nicht. Aber sie wird es, wenn ich sie in Situationen aktiviere, die keine Notfälle sind, sondern bloß der ganz normale Alltagswahnsinn aus Überforderung, zu viel Verantwortung und dem Wunsch, allem gerecht zu werden.

Die Lösung liegt nicht darin, mein inneres Notfallprogramm abzuschalten. Es ist wertvoll, wenn es gebraucht wird. Die Lösung liegt vielmehr darin, es bewusst wieder zu deaktivieren und mich zurückzuholen. Mich zu erinnern, dass ich kein System bin, das rund um die Uhr im Krisenmodus laufen muss, sondern dass ich „nur“ ein Mensch bin.

Vielleicht liegt die wahre Stärke darin, das zu erkennen und dann neue Kräfte zu entwickeln: für die eigene Selbstfürsorge und für die mentale Selbstverteidigung. Und für die Kunst, rechtzeitig auf „Stopp“ zu drücken, auch wenn’s noch „geht“.

Der Problemlöser-Reflex

Ich bin mir sicher, viele kennen diesen Reflex. Er geht oft Hand in Hand mit dem berühmten „Helfersyndrom“. Du triffst jemanden mit einem Problem – und zack! – startet dein inneres Problemlöser-Programm.

Du hörst zu, filterst Informationen, analysierst, ordnest, entwickelst im Kopf schon die ersten Lösungsansätze und versuchst, möglichst schnell wieder Struktur ins Chaos zu bringen. Klingt super? Ist es oft auch. Nur eben nicht immer.

Die Stolpersteine:

Problem 1: Vielleicht wollte sich die Person nur ausk***. Du hilfst also ungefragt.

Problem 2: Dein Problemlöser-Modus läuft im Hintergrund weiter, auch wenn dir längst gesagt wurde, dass keine Hilfe gewünscht ist. Mentale Überlastung droht.

Problem 3: Statt einfach nur einen Kaffee mit einer Freundin zu trinken, wirst du in ihr aktuelles Beziehungsdrama gezogen. Du hörst zu, leidest mit und gehst anschließend gestresst nach Hause.

Problem 4: Dein eigener Akku leert sich, ohne dass du es merkst. Du bist erschöpft von einem Problem, das gar nicht deins war.

Stell dir ehrlich ein paar Fragen:

  • Will dein Gegenüber gerade wirklich auf deine Problemlösefähigkeiten zurückgreifen?
  • Willst du selbst dieses Problem lösen oder hältst du einfach nur die Spannung nicht aus, dass etwas ungelöst bleibt?
  • Und wenn das häufiger passiert: Willst du der seelische Mülleimer sein, in den andere ihre Sorgen kippen (ohne es böse zu meinen)?

Das klingt vielleicht hart, aber lohnt sich, mal darüber nachzudenken. Denn manchmal versteckt sich hinter dem ständigen Helfen auch etwas anderes: der Wunsch, sich nicht mit den eigenen Themen beschäftigen zu müssen.

Daher eine letzte kleine Frage zum Schluss: Lenkst du dich mit den Problemen anderer vielleicht gerade von deinen eigenen ab?

Pflichtbewusstsein bis zur Selbstaufgabe

Nein, mit diesem „Pflichtbewusstsein“ meine ich nicht die klassische Obrigkeitshörigkeit oder den heldenhaften Dienst bis zum Umfallen für irgendeinen Dienstherrn. Ich meine das, was oft mit „Verantwortungsbewusstsein“ gleichgesetzt – oder zumindest in denselben Topf geworfen – wird.
Stärken für dich nutzen
Wir selbst verpflichten uns dazu, eine Aufgabe ordentlich zu Ende zu bringen. Wir selbst sorgen dafür, dass etwas funktioniert, selbst wenn wir Vorgesetzte haben, denen es vielleicht völlig egal ist, ob ein Projekt qualitativ gut abgeschlossen wird oder der Laden läuft. Wir halten stillschweigende Zusagen ein, springen ein, wenn andere aussteigen, und managen Dinge, die uns offiziell nie übertragen wurden.

Warum ich es trotzdem nicht „Verantwortungsbewusstsein“ nenne? Weil Verantwortung zu tragen bedeutet, die Konsequenzen für ein Handeln zu übernehmen. Außerdem hat uns meistens niemand offiziell diese Verantwortung übertragen. Wir übernehmen sie freiwillig aus Pflichtbewusstsein, aus einem inneren Antrieb heraus. Meist ohne Lob, ohne Anerkennung, und schon gar nicht mit entsprechender Bezahlung.

Und ja, auch im Privaten.

Für Arbeitgeber, Familienmitglieder oder andere Menschen mag das wunderbar sein. Für dich selbst…?

Natürlich ist es schön, sagen zu können: „Auf mich kann man sich verlassen.“
Das bedeutet im Kern: „Ich erledige Aufgaben und Zusagen so gut ich kann.“ Du ziehst durch, auch wenn dein Inneres längst „Nein!“ schreit. Du bringst es zu Ende, selbst wenn du dabei auf dem letzten Loch pfeifst.

Doch so ehrenwert das klingt: Du schadest dir damit selbst. Denn genau wie beim Funktionier-Modus führt dieses Verhalten dazu, dass du dich selbst übergehst und irgendwann nicht mehr kannst.

Wenn du beides hast – Pflichtbewusstsein und Funktionier-Modus – bist du regelrecht dazu auserkoren, immer mehr zu übernehmen. Immer weiter. Immer durchhalten. Bis du umkippst.

Wenn du dich hier wiedererkennst, probiere mal eine kleine Übung:

Lehne eine Woche lang bewusst Aufgaben ab, die nicht deine sind. Oder wenigstens jede zweite.
Du trainierst damit, Grenzen zu setzen. Du lernst, mehr auf dich selbst zu hören. Und keine Sorge: Die Welt wird nicht untergehen.

Der innere Kritiker: Lehrer oder Tyrann?

Warum der gleich im Anschluss auftaucht und ich Mr. Ich-mecker-alles-in-Grund-und-Boden, deinen persönlichen fiesen Fleischwolf, als „Lehrer“ bezeichne?

Naja, weil das seine Aufgabe ist. Dein innerer Kritiker, wenn er in einem gesunden Maß agiert, hilft dir beim Wachsen.
Er zeigt dir deine Schwächen, macht dich auf Wissenslücken aufmerksam oder weist dich darauf hin, wo du dein Verhalten vielleicht überdenken solltest. Ohne ihn würdest du dich nicht selbst reflektieren, nicht weiterentwickeln und nicht verbessern.
Er warnt dich vor möglichen Stolperfallen, stellt unbequeme Fragen, prüft deine Argumentation.
Kurz: In seiner besten Form ist er konstruktiv und hilfreich.

Aber wehe, er mutiert.
Dann wird aus dem inneren Lehrer ein überkritischer Korinthenkacker mit Hang zur totalen Vernichtung. Er zerlegt nicht nur das, was du gerade tust, sondern gleich noch alles, was du bisher geschafft hast und was du jemals schaffen wirst. Er ist der Fleischwolf und du das Hackfleisch.

Gerade bei pflichtbewussten Menschen hat dieser Tyrann leichtes Spiel. Er flüstert dir ein, dass nichts je gut genug ist, dass du versagt hast, dass alle anderen ohnehin besser sind, und dass du dich bitte schön doppelt so sehr anstrengen sollst, um halb so viel zu erreichen. Er untergräbt dein Selbstvertrauen. Nicht dein Selbstbewusstsein. Denn wenn du dir deiner selbst wirklich bewusst wärst, würdest du erkennen, wie überzogen seine Urteile oft sind, wie ungerecht und vor allem wie kontraproduktiv. Als ob du ohne Selbstvertrauen mehr schaffen würdest…!

Doch eigentlich meint er es gut. Er will verbessern, vorbereiten und schützen. Dein innerer Kritiker ist nur irgendwann einfach entgleist und übertreibt es seitdem gnadenlos.

Eine kleine Frage zur Zwischenreflexion:

Darfst du Fehler machen?
Gibt es deinen kleinen Meckerzwerg auch in konstruktiv und freundlich?

Und falls nicht:
Magst du ihm vielleicht mal das Schreien abgewöhnen und ihm stattdessen einen Lehrauftrag geben?

Empathie: Der Fluch des Mitfühlbonus

Empathie wird nicht umsonst so oft als Stärke genannt. Eigentlich meinen wir damit oft Mitleid und Mitgefühl, was aber etwas anders ist.

Mitleid heißt: „Oh je, das tut mir leid für dich.“ (Wir bedauern die Person und die Umstände.)
Mitgefühl meint: „Ich fühle zwar nicht das Gleiche, aber ich sehe deinen Schmerz und möchte dir helfen.“
Empathie dagegen bedeutet: „Ich fühle mit dir. Wirklich. Ich spüre, was du spürst.“

In der Psychologie Heute (hier geht’s zum Artikel) wird ein schönes Beispiel genannt: Ein Kind hat Angst vor einem kläffenden Dackel. Wir haben keine Angst, aber wollen dem Kind helfen. Das ist Mitgefühl.
Hätten wir Empathie, würden wir gemeinsam mit dem Kind Reißaus nehmen oder zitternd in der Ecke stehen.
Und genau hier liegt das Problem.

Empathie ist keine Superkraft, die man einfach nur „mehr“ haben sollte.
Sie kann, wenn sie ungebremst wirkt, zu einem inneren Chaos führen, das uns selbst handlungsunfähig macht. Wer wirklich mitfühlt, fühlt auch Schmerz, Angst, Ohnmacht und trägt sie mit sich herum, auch lange danach.

Natürlich: Empathie hilft, Menschen auf einer tieferen Ebene zu verstehen. Manche öffnen sich, weil sie spüren, dass da jemand ist, der nicht urteilt, sondern versteht. Doch diese Verbindung hat ihren Preis und wenn du keine klare Grenze ziehst, zahlst du diesen Preis.

Wenn du es schaffst, vom Mitfühlen ins Mitgefühl zu wechseln, dann kannst du helfen, ohne dich selbst dabei zu verlieren. Wenn nicht, trägst du fremde Lasten mit dir herum, oft ohne es zu merken. Du wunderst dich dann, warum du so erschöpft bist, obwohl der Tag eigentlich „ganz okay“ war.

Genau hier liegt die eigentliche Gefahr: Empathie kann dich auslaugen, wenn du nicht rechtzeitig auf dich selbst achtest.

Besonders tragisch wird es, wenn empathische Menschen im sozialen Bereich oder in der Pflege arbeiten.
Oft sind sie darin besonders gut, aber nicht besonders gut geschützt. Von außen sagt man ihnen nach, sie seien für solche Berufe wie gemacht, doch das stimmt nicht. Oder, um die Leiterin unserer Gesprächsgruppe in der Psychiatrischen Institutsambulanz zu zitieren:
„Sie sind alle sehr empathisch. Und deswegen für so einen Job nicht geeignet.“

Daher nur ein einziger Tipp:
Wenn du spürst, dass du Ruhe brauchst,  auch und gerade von anderen Menschen, dann erlaube dir selbst den Rückzug.
Du bist nicht verantwortlich für jeden Schmerz.
Du darfst dich abgrenzen.
Und du darfst lernen, dass Abgrenzung und Rückzug kein Mangel an Mitgefühl sind, sondern ein Akt der Selbstachtung.

Perfektionismus und der Overachiever-Dämon

Hey, das sind zwei alte Bekannte von mir. Sogar beim Spielen tauchen die beiden auf und treiben mich an. Aktuell ist es beim Spiel Two Point Campus, wo ich regelmäßig alle bestehenden Gebäude abreiße, um einen noch besseren Campus aufzubauen – besser strukturiert, effizienter, optimierter. Die Vorgaben, um die Aufgaben für die Sterne zu erfüllen? Jawohl, schau mal, wie ich sie überbiete. Ich sammele ein Achievement nach dem anderen und habe fest vor, alle zu erreichen. Leistung um Leistung!

Warum?

Tja, so genau weiß ich das selbst nicht. Es artet sogar beim Spielen manchmal aus und ist dann plötzlich gar nicht mehr witzig oder unterhaltsam, sondern beginnt zu nerven und anzustrengen. Was eigentlich entspannen sollte, fühlt sich an wie Arbeit.

In der Realität sind die Belohnungen meistens nicht unmittelbar, oft nicht einmal sichtbar. Trotzdem neige ich auch dort dazu, möglichst „viel“ zu leisten, um mögliche Erwartungen zu erfüllen oder zu übererfüllen, damit sich bloß niemand beschwert. Manchmal auch in der Hoffnung auf ein kleines Lob. Aber meistens einfach nur, damit es nichts zu meckern gibt.

Ich habe einen riesigen Anspruch an mich selbst, was Qualität und Tiefgang angeht. Gefühlt ist es nie genug. So wie ich selbst ja nie genug bin. Und genau hier liegt das Problem:
Ich bin so auf Leistung getrimmt, dass ich immer nur sehe, was noch besser, schneller, höher, weiter geht.

Und ja – mein innerer Kritiker ist sehr laut und sehr antreibend.

Stärken für dich nutzen
Gerade lerne ich langsam, dass ich auch weniger leisten darf. Dass ich nicht immer übertreffen muss. Und dass ein „gut genug“ zwar schwer zu greifen ist, aber trotzdem ein legitimer Maßstab sein kann.

Wie sieht es bei dir aus?
Wann ist es für dich „gut genug“?

Fazit

Und nun, als Fazit? Wollte ich hier in epischer Breite noch etwas schreiben, aber eigentlich genügt es. Ich lasse das hier jetzt „gut genug“ sein und wünsche dir einen wunderschönen Tag!

Einzelsites versus Multi-Sites – Welche Lösung passt zu dir?

Einzelsites versus Multi-Sites – Welche Lösung passt zu dir?

Hast du schon mal etwas von Multi-Sites gehört? Falls nein, hier ist ein kurzes Video, das es erklärt.

Hast du dich schon mal gefragt, ob eine Multi-Site für dein Projekt sinnvoll ist? Oder ob du besser bei Einzelsites bleibst, auch wenn du zwichendurch über all die einzelnen Updates und Backups fluchst?

Diese Entscheidung ist nicht nur eine Frage der Technik, sondern auch eine strategische Überlegung. Vielleicht hilft dir bei der Entscheidung das kurze Video.

Im Video erfährst du:
✅ Was eine Multi-Site ist und wie sie sich von Einzelsites unterscheidet
✅ Die Vorteile & Nachteile beider Systeme, von Flexibilität bis Sicherheit
✅ Wann sich eine Multi-Site lohnt und wann sie keine gute Idee ist

Jetzt das Video anschauen und schlauer werden!

Falls du lieber liest, hier ein kurzer Überblick:

Einzelsites: maximal flexibel, aber aufwendiger

Eine Einzelsite ist eine eigenständige Website mit eigener Datenbank. Du hast volle Kontrolle, kannst jedes Design individuell anpassen und bei einem Problem bleibt der Schaden auf eine Seite begrenzt.

Der Nachteil? Mehr Verwaltungsaufwand, da jede Site einzeln geupdatet, gesichert und verwaltet werden muss.

Multi-Site versus Einzelsites

Multi-Site: zentral verwaltet, aber mit Risiken

Eine Multi-Site verbindet mehrere Websites unter einer einzigen Installation – praktisch für große Netzwerke oder Unternehmen mit vielen ähnlichen Seiten.
Updates und Backups sind einfacher, da sie nur einmal erfolgen müssen. Alle „Sites“ teilen sich eine Datenbank, was jedoch bei Hackerangriffen oder Fehlern alle „Sites“ der Multi-Site verwundbar macht. Auch kommt es darauf an, wie viel Traffic du hast.

Ob du eine Multi-Site oder „richtige“ Einzelsites nutzen solltest, hängt also von deinen Anforderungen ab.

Warum du nicht „faul“ bist, auch wenn es sich so anfühlt

Warum du nicht „faul“ bist, auch wenn es sich so anfühlt

Kennst du das?

Du hast Dinge erledigt. Eine Mail geschrieben, eine Aufgabe abgehakt, vielleicht sogar etwas geplant oder organisiert. Und trotzdem sitzt du da und denkst: „Irgendwie habe ich heute nichts gemacht.“ Vielleicht kommt sogar das schlechte Gewissen hoch: „Ich war faul, ich hätte mehr tun können.“

Aber stimmt das wirklich?
Nein. Dein Gefühl lügt dich an!

Warum sich Produktivität oft nicht wie Produktivität anfühlt

Unser Gehirn ist ein fieser Trickser. Besonders dann, wenn es um das Gefühl geht, produktiv gewesen zu sein. Warum fühlt sich „etwas tun“ oft wie „nichts tun“ an?

  1. Kognitive Verzerrung:
    Erledigte Dinge verschwinden sofort aus unserem Fokus. Was noch nicht erledigt ist, erscheint dagegen riesig. Unser Gehirn belohnt uns nicht für das, was wir geschafft haben, sondern schiebt den Blick gnadenlos auf die noch offene To-Do-Liste.
  2. Sichtbare vs. unsichtbare Arbeit:
    Wer ein Regal aufgebaut oder den Keller entrümpelt hat, sieht den Fortschritt sofort. Wer aber Konzepte erstellt, Mails schreibt oder Informationen verarbeitet, hat nichts „Handfestes“ vor sich. Auch die von vielen ungeliebte Buchhaltung fällt darunter.
    Der Effekt? Die eigene Leistung wird als weniger wertvoll empfunden.
  3. Die Messlatte ist zu hoch:
    Wenn du denkst, dass produktiv sein bedeutet, jeden Tag riesige Meilensteine zu reißen, wirst du dich oft „faul“ fühlen. Dabei besteht echte Produktivität aus vielen kleinen Schritten, die zusammen ein großes Bild ergeben. Leider werden wir von von klein auf in die Richtung getrimmt, dass Meilensteine mehr wert sind als Kontinuität, obwohl sie auf Dauer erst die „echten“ Erfolge bringt.

Die Gesellschaft macht es nicht besser

Wir wachsen mit der Vorstellung auf, dass Arbeit nur dann wertvoll ist, wenn sie mühevoll aussieht. Wer schwitzt, rackert oder dauergestresst ist, „arbeitet hart“. Wer rennt, wird gebraucht.

Wer dagegen nachdenkt, plant oder etwas strategisch vorbereitet, sieht von außen betrachtet oft nur „beschäftigungslos“ aus. Zwar hat es sich mittlerweile herumgesprochen, dass auch Büroarbeit eine Arbeit ist, doch wenn jemand nicht körperlich müde, sondern geistig müde ist, wird es immer noch heruntergespielt. Hinzu kommt, dass in zahlreichen Betrieben Überstunden und viele Termine als Maßstab für Fleiß genommen werden.

Kein Wunder also, dass wir uns selbst so oft einreden, nicht genug zu tun.

trotz getaner Arbeit faul fühlen

Wie du dein Gehirn austricksen kannst

Wenn dein Kopf dir wieder mal ein schlechtes Gewissen macht, weil du „nichts geschafft“ hast, dann teste das hier:

  • Die „Have-Done-Liste“ statt der To-Do-Liste:
    Schreib nicht nur auf, was du noch tun musst, sondern auch, was du schon erledigt hast. Du wirst überrascht sein, wie viel da zusammenkommt.
  • Den Fokus verschieben:
    Anstatt dich auf das zu konzentrieren, was du noch nicht geschafft hast, frag dich: „Was habe ich heute gelernt oder verbessert?“ Auch gedankliche Prozesse sind wertvoll.
  • Erkenne den Selbstbetrug:
    Das Gefühl, „faul“ zu sein, ist oft einfach ein Denkfehler. Wenn du etwas getan hast, dann hast du etwas getan – Punkt. Dein Gehirn muss das nicht erst offiziell bestätigen.

Fazit: Du bist nicht faul. Dein Kopf ist nur unfair zu dir!

Das Gefühl, nichts geschafft zu haben, ist oft nur eine Illusion. Die Wahrheit ist: Du hast gearbeitet, gedacht, organisiert – es fühlt sich nur nicht so an, weil dein Gehirn lieber das Unerledigte sieht.

Also sei nicht so streng mit dir. Es zählt, was du tust, auch wenn es sich nicht immer so anfühlt.

Die Have-Done-Liste: Ein einfacher Trick für mehr Selbstanerkennung

Oft sehen wir nur das, was wir noch tun müssen, und übersehen dabei völlig, was wir bereits geschafft haben. Genau hier setzt die Have-Done-Liste an: Anstatt nur To-Dos aufzuschreiben, hältst du fest, welche Aufgaben du bereits erledigt hast.

Das hilft, um:
✔ Selbstbestätigung zu erhalten („Ich habe tatsächlich einiges geschafft!“)
✔ Die Motivation zu steigern („Mein Fortschritt ist sichtbar!“)
✔ Den eigenen Blick auf Produktivität zu verändern („Auch kleine Schritte zählen!“)

Hier findest du eine kleine visuelle Anleitung zur Have-Done-Liste:
Die Have-Done_Liste als PDF

Bin ich das Alien – oder ist die Welt einfach falsch gepatcht?

Bin ich das Alien – oder ist die Welt einfach falsch gepatcht?

Falsche Spielregeln, fehlerhafte Realität

Oft habe ich das Gefühl, dass ich einfach nicht dazu gehöre. Die scheinbaren Regeln dieser Welt, die mich umgibt, verstehe ich nicht.

Da werden auf schwierige Fragen einfachste Lösungen aus dem Hut gezaubert und ich denke mir: „Ähm, nö… Da fehlen noch Punkt X und Y und Z. So ist das nicht richtig.“
Ständig soll ich mich für Schwarz oder Weiß entscheiden, dabei sehe ich dazwischen zig Graustufen und halte beide Extreme für falsch.
Oder mir wird etwas erzählt, was alle um mich herum völlig normal finden. Aber ich sehe und spüre, dass selbst die erzählende Person merkt, dass da etwas nicht stimmt. Den Hintergrund herauszufinden ist jedoch unglaublich kräftezehrend und führt oft dazu, dass ich als Quertreiber gelte, der es einfach nicht „mal gut sein lassen kann“.

Versuche ich hingegen, mich an diese seltsame Welt anzupassen, werde ich rasend schnell müde und überreizt. Zahlen, Fakten, Geschichten, Bilder, Musik – all das mag ich, verstehe ich, bereichert mich. Doch Menschen sind mir ein Rätsel.

Ich komme mir vor, als wäre ich eine Spielfigur in einem Spiel, das ich nicht ändern kann.
Kommt dir das bekannt vor?

Willkommen im Debug-Modus der Realität

Stell dir vor, du bist ein Charakter in einem Multiplayer-Spiel. Um dich herum huschen unzählige andere Spieler herum – oder sind es NPCs? So genau kannst du das gar nicht sagen. Aber egal, wer sie sind, bei ihnen scheint alles reibungslos zu laufen. Sie leveln sich mühelos durchs Leben, bestehen selbst die schwierigsten Quests mit Leichtigkeit: Afterwork-Partys mit einem Haufen Smalltalk, Büro-Meetings voller Buzzwords, gleichzeitig perfekt und authentisch wirken, und das alles, während sie noch genügend Ressourcen übrig haben, um sich nebenbei selbst zu optimieren.

Du hingegen? Du fragst dich, ob du mit einer Beta-Version des Spiels unterwegs bist, die voller Bugs steckt. Während du noch versuchst, einen halbwegs logischen Questverlauf zu rekonstruieren oder dir den Nacken massierst, weil dir der ganze Bockmist eher Kopfschmerzen als Fortschritt beschert, stoßen die anderen mit Champagner an und feiern ihre glänzenden Erfolge. Dass überall riesige Plotlöcher in der Story klaffen? Interessiert offenbar niemanden.

Dein Spiel hingegen läuft vollkommen anders: Du hangelst dich von einem Bug zum nächsten, triggerst unfreiwillig Glitches in der sozialen Interaktion und fragst dich regelmäßig, ob du gleich einen Fatal Error auslöst. Und wenn du Pech hast, friert das gesamte System ein, du bekommst einen mentalen Bluescreen – und darfst den ganzen Kram von vorne beginnen.

Was läuft hier verkehrt?

  • Bist du verbuggt?
  • Hat dein Charakter einfach unpassende Skills?
  • Oder ist das Spiel selbst schlecht designt?

Tief durchatmen, Debug-Modus aktivieren – und weiter geht’s.

Alien oder Weltenfehler weil Welt falsch gepatscht

Die typischen Anzeichen, dass du in einem Paralleluniversum festhängst

(☑️ Kreuze an, was auf dich zutrifft.)

Du stellst ständig Dinge in Frage, die für andere völlig normal sind.

Smalltalk fühlt sich an wie eine unnötige Tutorial-Sequenz, die du immer skippen willst.

Du hast das Gefühl, dass die Regeln des Spiels für dich nicht gelten. Oder dass du sie einfach nicht verstehst.

Dir kommt vieles absurd oder sinnlos vor, während andere sich problemlos anpassen.

Du brauchst eine andere Art von Input als die meisten Menschen – tiefgründiger, skurriler oder spielerischer.

Deine Logik kollidiert ständig mit dem, was als „normal“ gilt.

Du siehst Widersprüche in Aussagen und Verhaltensweisen, die niemand zu bemerken scheint.

Anpassung kostet dich massiv Energie, während andere sie scheinbar mühelos hinbekommen.

Menschen sagen Dinge, die für dich keinen Sinn ergeben. Und wenn du nachhakst, bist du das Problem.

Je mehr du angekreuzt hast, desto mehr geht es dir wie mir.
Darf ich dir ein Geheimnis verraten? Ja, du bist anders. Aber weißt du was? Das ist kein Bug. Das ist dein Feature!

Die Wahrheit: Ja, du bist anders und das ist dein Feature!

Natürlich wäre es sehr oft leichter, „normal“ zu sein.

Aber um Morticia Addams zu zitieren: „Normal is an illusion. What is normal for the spider is chaos for the fly.”

Oder noch schöner: „Darling girl, when are you going to realize that being normal is not necessarily a virtue? It rather denotes a lack of courage!“ Das sagte in Practical Magic Tante Frances zu Sally, die sich nichts mehr wünschte, als eine ganz normale Frau zu sein.

Simulation
Klar, „normal“ wäre leichter. Aber was ist „normal“? Wo ist etwas „normal“? Und ist es wirklich besser, wenn alle wie Klone durch die Welt laufen, denen ein einziger Weg und eine einzige Perspektive einprogrammiert wurde? Ziemlich langweilige Welt, oder?

Jede Perspektive ist wertvoll, auch deine. Sogar die Perspektiven, die uns nicht gefallen, da sie uns zum Diskutieren und nachdenken bringen. Vielleicht nicht diejenigen zum nachdenken, die nur Recht behalten wollen, aber wenn du dich schon fragst, ob du falsch bist, dann kannst du nicht zu diesen Menschen gehören.

Ja, viele bleiben an der Oberfläche und fühlen sich mit ihren Schubladen und einfachen Antworten wohl. Du siehst dagegen tiefer, erkennst Muster, spürst, wenn etwas nicht stimmt und hinterfragst. In der Welt gibt es „Anpasser“, die für eine Grundstabilität sorgen, und „Grenzensprenger“, die etwas voran bringen. Es braucht beide.

Jetzt denke mal genau nach:

Welche Spezialfähigkeiten hast du, die viele andere nicht haben?

Vielleicht bist du keine fehlerhafte Spielfigur, sondern eine Sonderedition mit erweiterten Features. Vielleicht sollst du sogar auffallen und anders sein, denn sonst wärst du doch nur eine Standardversion, oder?

Und mal ehrlich – willst du das wirklich?

Anpassung versus Selbstverrat: Die Kunst des bewussten Glitchens

Du bewegst dich ständig in einem Spannungsfeld zwischen zwei Extremen: totale Anpassung oder totaler Widerstand. Ja, genau diese Schwarz-Weiß-Logik, die ich in der Einleitung schon angesprochen habe. Als gäbe es nur die Wahl zwischen:

  • Völlige Anpassung, bis du dein eigenes System – dich selbst – verlierst.
  • Kompletter Widerstand, bis du alle als Feinde siehst, allein bist und dich am Frust aufreibst.

Ziemlich absurde Optionen, oder? Dabei gibt es so viel mehr als nur Schwarz oder Weiß. Es gibt Graustufen! Und du kannst dich jeden Tag und in jeder Situation neu entscheiden, welchen Ton du wählst.

Das ist der eigentliche Trick:
Strategisches Anpassen, wo es sinnvoll ist, und gezieltes Glitchen, wo du deinen Unterschied feiern kannst. Manchmal auch eine clevere Mischung: ein bisschen anpassen, aber doch ein wenig anders machen, und so neue Verbündete oder ungeahnte Wege entdecken.

Ein Beispiel für strategisches Anpassen:
Du kannst die „Smalltalk-Tutorials“ einfach überfliegen, aber trotzdem die Basics mitspielen, um durchs Leben zu navigieren.

Ein simples „Guten Morgen“ und ein Lächeln oder ein „Bitte“ und „Danke“ kosten dich kaum Energie, und doch werden sie oft seltener genutzt als die tausend Buzzwords, die auf Netzwerkveranstaltungen durch den Raum fliegen. Woran das liegt? Keine Ahnung. Vielleicht ein Bug im System.

Ein Beispiel für gezieltes Glitchen:
Setze deinen Humor, deine Eigenheiten und deine besonderen Denkweisen bewusst ein, anstatt sie zu verstecken.

Denn seien wir ehrlich: Gerade die Dinge, die du als Macken empfindest, können genau das sein, was dich erinnerungswürdig macht.

Darum frage dich immer:
Wo ist ein Cheat erlaubt?
Und wo solltest du dich einfach durchs Level kämpfen?

Die Welt ist nicht für Leute wie dich gemacht – oder vielleicht genau für dich?

Viele Menschen rennen wie NPCs durch ihr Leben und bemerken gar nicht, dass sie ein kaputtes Spiel am Laufen halten. Solange sie damit wirklich glücklich sind, ist das völlig in Ordnung.

Stell sie dir einfach wie die ganzen Townies in The Sims vor:
Sie laufen ziellos umher, meist gut gelaunt, führen belanglose Gespräche und gehen ihrem Alltag nach. Und du? Du steuerst deinen eigenen Charakter durch diese Welt, erkundest sie, versuchst, Sinn in ihr zu finden.

Manchmal willst du einfach nur deine Ruhe, aber selbst im tiefsten Dschungel stolperst du plötzlich über ein paar Townies (keine Ahnung, wie sie da hingekommen sind, aber gut…). Doch im Grunde behindern sie nicht wirklich dein Spiel. Zur Not kannst du sie nach Hause schicken. 😏

Sims
Und dann gibt es diese seltenen Begegnungen:
Menschen, die du magst. Vielleicht sogar andere „Aliens“ oder Glitch-Liebhaber. Für sie und für das große Spiel bist du wichtig. Denn mal ehrlich: Dieses Spiel gibt es nur für dich. Oder habe ich da etwas falsch verstanden? Vielleicht sollte ich mal den nächsten Townie fragen…

Fakt ist:
Ohne dich passiert in deinem Leben nun mal nichts. Also gestalte es so, dass es zu dir passt.

Praktische Tipps, um aus dem Bug ein Feature zu machen:

  • Suche Nischen, die zu dir passen.
    (Berufe, Freundeskreise, Online-Communities… Es gibt deine Leute!)
  • Erstelle deine eigene „Alien-Kultur“.
    (Pflege bewusst Routinen, Rituale & Denkweisen, die für dich sinnvoll sind.)
  • Erkenne deine Stärken und nutze sie.
    (Was macht dich einzigartig? Setze es gezielt ein!)
  • Sei dein eigener Bugfixer.
    (Erlaube dir, zwischen Anpassung und Rebellion zu wechseln, ohne dich selbst zu verlieren.)
  • Stelle dir manche Menschen als NPCs mit schlechten Gesprächsoptionen vor. Sie wurden so programmiert, das ist nichts Persönliches.
    (Sehr hilfreich in frustrierenden Gesprächen!)
  • Wenn dir plötzlich ein Drache vor die Nase gesetzt wird, analysiere ihn:
    Gibt es einen alternativen Weg?
    Kannst du dich mit einer Horde drachenjagender Zwerge zusammenschließen?
    Oder wirst du einfach Freundschaft mit dem Drachen schließen?
    (Kurz: Es gibt immer mehrere Wege. Nicht alle sind gut, aber du entscheidest.)
  • Der Kobayashi-Maru-Test: Das unfaire Spiel ohne Siegchance.
    Manchmal steckst du in einer Situation, in der du „verlieren“ sollst.
    James T. Kirk bestand den Test, indem er die Regeln hackte.
    Musst du dich also wirklich an die Spielregeln halten?
Gedankenausflug und Beispiel zum letzten Punkt (dem Kobayashi-Maru-Test), um ihn zu verdeutlichen

Ein heftiges Beispiel dafür sind Mobbing, Bossing (Mobbing durch Vorgesetzte) & Co. Denn manchmal bist du nicht nur in einem schlecht designten Spiel, sondern in einem manipulierten System, das dir bewusst keine Chance gibt.

Ziel: Dich kleinhalten, dich in die Enge treiben, dafür sorgen, dass du dich nicht wehren kannst.
Die Regeln sind so gemacht, dass du verlieren sollst. Aber muss man sich dann noch an alle Regeln halten?

Ein Beispiel für das „Cheaten“:
Gespräche heimlich aufzeichnen ist in Deutschland rechtlich problematisch, weil es ohne Einwilligung gegen das Datenschutz- und Persönlichkeitsrecht verstößt. Aber… Auch wenn die Aufnahmen nicht vor Gericht nutzbar sind, könnten sie verhindern, dass Außenstehende den Tätern blind glauben.
Die bloße Existenz solcher Beweise (auch ohne Veröffentlichung!) kann Täter abschrecken. Oft reicht es, ihnen subtil klarzumachen, dass du dich wehren kannst.

Regelhack:
Statt heimlich aufnehmen: Direkt nach einem Mobbing-Vorfall eine schriftliche Notiz an die Person schicken (z. B. per Mail): „Bezüglich unseres Gesprächs von heute um 14:30 Uhr…“
Ergebnis: Du hast einen Zeitstempel.
Du zwingst sie, sich festzulegen.
Falls es zu einem späteren Streit kommt, kannst du darauf verweisen.

Manchmal gibt es keinen fairen Sieg. Aber du entscheidest, ob du nach unfairen Regeln spielst – oder ob du wie Kirk das System hackst.

Willst du wirklich ein Townie sein?
Oder doch lieber der Designer deines eigenen Spiels?

Fazit: Die Realität ist vielleicht falsch gepatcht, aber du bist in Ordnung

Realitätsglitch
  • Vielleicht bist du ganz einfach eine Sonderedition. Du sollst überhaupt nicht „Standart“ sein.
  • Das bedeutet also nicht, dass du in diesem Spiel nicht trotzdem deinen Weg finden kannst.
  • Die spannendsten Charaktere sind immer die, die nicht perfekt in die Welt passen, sondern „anders“ sind. Welche, die die Welt auf ihre Weise hacken.

Bonus: Selbsttest – Bin ich ein Alien oder ist die Welt falsch gepatcht?

Du gehst auf eine Party. Was tust du?
a) Sofort lostanzen.
b) Gespräche über das Wetter führen.
c) Den Sinn der Party hinterfragen und versuchen, das Sozialsystem zu analysieren.

Du siehst jemanden mit einem T-Shirt, das ein obskures Nerd-Referenz enthält. Was tust du?
a) Weitergehen.
b) Denken: „Aha, ein Nerd.“
c) Sofort ansprechen und den Insider-Joke weiterführen.

Wie oft hast du dich gefragt, ob die Realität ein Bug ist?
a) Noch nie.
b) Manchmal.
c) Täglich, und ich sammle Beweise.

Testergebnis:

0–3 Punkte:
Herzlichen Glückwunsch! Du scheinst optimal ins System zu passen. Entweder bist du ein perfekt getarntes Alien, das seine Tarnung perfektioniert hat – oder du hast die Bugs einfach akzeptiert und lebst damit. Weiter so!

4–7 Punkte:
Hmm… Du hast einige verdächtige Glitches entdeckt. Vielleicht bist du ein Hybrid zwischen Standard-Spielercharakter und Alien? Oder du hast dich einfach zu gut an die Fehler im System angepasst.

8–10 Punkte:
Willkommen im Debug-Modus! Du bist entweder ein vollständig bewusster Glitch im System oder das Spiel ist einfach völlig kaputt. Aber hey – wer sagt, dass das was Schlechtes ist? Vielleicht bist du genau dazu da, neue Wege zu finden. Lade deinen persönlichen Patch herunter und spiel das Spiel nach deinen Regeln!

Moment… Da gab’s keine Punkte? Du erwartest ein logisches Testergebnis? In einem fehlerhaften System?
Willkommen in der Realität!

Ob du nun ein Alien bist oder die Welt einfach falsch gepatcht wurde, vielleicht ist das gar nicht die entscheidende Frage. Vielleicht ist es eher so: Du hast bemerkt, dass hier was nicht stimmt. Und das allein macht dich schon besonders.

Also, was machst du jetzt mit diesem Wissen? Glitch weiter oder schreibe deinen eigenen Patch?

💾 [Patch herunterladen] (leider nicht verfügbar)

Homo depressivus: Die geheime Bedrohung

Homo depressivus: Die geheime Bedrohung

Oder: Warum psychische Erkrankungen immer als Gefahr dargestellt werden, während körperliche Krankheiten Mitleid bekommen

Schon wieder eine Meldung, in der extra betont wird: „Der Täter ist pychisch erkrankt.“ Was soll das? Ist es immer noch nicht bekannt, dass es eine ganze Bandbreite an psychischen Erkrankungen gibt und nur die wenigsten „Täter machen“? Ich habe noch nie gehört, dass ein Täter „körperlich erkrankt“ ist. Warum?

Eins wird damit klar: Ich muss schon wieder zu einer speziellen Spezies gehören, die kein Teil dieser Gesellschaft ist. So wie viele andere auch. In Zahlen sind das laut der Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie,
Psychosomatik und Nervenheilkunde e. V. (DGPPN) 27,8% der deutschen Bevölkerung. Hier nachzulesen: Basisdaten Psychische Erkrankungen, Stand April 2024

Ich gehöre somit zur Spezies „Homo depressivus“. „Sapiens Sapiens“ ist ja bereits durch all die besetzt, die „normal“ sind, also keine psychische Erkrankung haben. Oder?
Zeit, diese Spezies genauer zu beschreiben. Und nicht wundern, wir haben Verwandte und einige von uns sind sogar Mischwesen, die mehr als „nur“ eine Depression haben.

1. Spezies-Profil: Homo depressivus

Lateinischer Name: Homo depressivus

Alternative Bezeichnungen:
„Der/Die unsichtbare Gefährliche“, „Der/Die Selbstmitleidige“, „Faulpelz mit Attest“

Erkennungsmerkmale:
Hat wahlweise ein unsichtbares Messer zwischen den Zähnen oder eine Spotify-Playlist voller trauriger Lieder.

Häufige Mutationen:
Dysthymia persistens (chronisch düstere Grundstimmung, auch „Dysthymie“ genannt), Anxiety primaris (ständig mit Worst-Case-Szenarien beschäftigt)

Eng verwandt: Bipolaris extremis (fährt Achterbahn ohne Sicherheitsgurt)

Gefahrenpotenzial:
Laut Medienberichten potenziell extrem gefährlich. Laut Statistik deutlich ungefährlicher als der durchschnittliche Montagmorgen im Straßenverkehr.

Häufige (Vor-)Urteile:
Homo depressivus „macht das doch nur für Aufmerksamkeit“ (Tatsächlich zieht er sich eher in seine Höhle zurück, weil er nicht als Belastung wahrgenommen werden will.)

„Die sind doch alle gefährlich!“ (Tatsächlich ist Homo depressivus deutlich häufiger Opfer als Täter.)

„Ist doch nur eine Modekrankheit!“ (Schon in der Antike beschrieben, aber klar, TikTok ist Schuld.)

Das erklärt trotzdem nicht, weshalb eine psychische Erkrankung in den Nachrichten ständig betont wird. Daher gleich auf zur nächsten Frage:

2. Warum ist „psychisch krank“ immer eine Schlagzeile?

Man stelle sich folgende Nachrichten vor:

„Mann ersticht Ehefrau – litt an chronischer Migräne“

„Rentner schlägt Nachbarn zusammen – hatte Bluthochdruck“

„Junger Mann begeht Attentat – litt an Diabetes“

Klingt absurd? Ja. Aber sobald es eine psychische Erkrankung ist, wird sie zur Ursache hochstilisiert.

Warum? Weil sich psychische Erkrankungen perfekt als Buhmann eignen. Es ist ein einfacher Schuldiger, der es den Medien ermöglicht, komplexe gesellschaftliche Probleme auf eine Schlagzeile zu reduzieren. „Psychisch krank“ klingt wie eine Erklärung, während es in Wahrheit oft nichts mit der Tat zu tun hat.

Die Realität? Menschen mit psychischen Erkrankungen sind deutlich häufiger Opfer als Täter. Laut Studien erleiden sie dreimal häufiger Gewalt als der Durchschnitt, aber das macht eben keine Schlagzeilen.
Menschen mit psychischen Erkrankungen sind sogar eher eine Gefahr für sich selbst, zumindest wenn man den Schätzungen glaubt. Das Statistische Bundesamt nennt für 2023 69.445 Personen, die eine psychische Erkrankung oder Verhaltensstörungen hatten und Suizid begangen. Schätzung, die Dunkelziffer ist höher. Hier nachzulesen: Statistik Todesfälle Depression (im Text darunter wird die Gesamtzahl mit 69.445 beziffert).

3. Die Doppelmoral: Psychische vs. Körperliche Krankheiten

Ein Selbstexperiment: Erzähle verschiedenen Menschen, dass du eine chronische Krankheit hast. Und wechsle dann die Diagnose.
(Ich habe beides, also kenne ich aus eigener Erfahrung die Reaktionen auf beide Erkrankungen.)

Variante A: Colitis ulcerosa (Autoimmuerkrankung, chronisch-entzündliche Darmerkrankung)

„Oh, weia! Wie geht’s dir damit?“
„Das muss doch echt belastend sein.“
„Hoffentlich hast du gute Ärzte!“
„Helfen dir deine Medikamente?“
„Kann das nicht Darmkrebs auslösen? Oh, wie schrecklich!“

Variante B: Dysthymie (chronische depressive Erkrankung) und Depression (wiederkehrende schwere depressive Episoden)

„Ach, das haben ja mittlerweile alle. Modekrankeit!“
„Naja, ich war auch mal traurig, das geht vorbei. Lächle einfach ein wenig.“
„Das liegt nur an deinem Mindset. Du musst halt einfach positiver denken.“
„Stell dich doch nicht so an.“
„Ah, Urlaub auf Krankenschein.“

Riesiger schwarzer Hund (Depression)
Psychische Krankheiten sind unsichtbar, also gibt es für viele Menschen keinen Grund, sie ernst zu nehmen. Es ist einfacher, sie ins Lächerliche zu ziehen oder als Faulheitsausrede abzutun.

Noch schlimmer: Während jemand mit Colitis als „tapferer Kämpfer“ gilt, wird jemand mit Depression oder Schizophrenie als „tickende Zeitbombe“ dargestellt. Daraus folgt meist:

4. Die Forderung: „Dann sperrt sie doch alle weg!“

Unter fast jeder Nachricht über einen Täter mit psychischer Erkrankung tauchen Kommentare auf wie:

„Sollen sie doch alle wegsperren, dann passiert nichts mehr!“
„Früher gab’s sowas nicht, heute hat ja jeder was.“
„Die wollen sich doch eh nur vor der Strafe drücken!“

Dieser Denkweise liegt ein gefährliches Missverständnis zugrunde.
Psychische Erkrankung =/= gefährlich.
Siehe oben…
Psychische Erkrankung =/= Schuldunfähigkeit.

Nur weil jemand Depressionen hat, bedeutet das nicht, dass er für eine Tat nicht zur Verantwortung gezogen wird. Genauso wie ein Diabetiker für einen Mord verurteilt wird, auch wenn er zum Tatzeitpunkt unterzuckert war.

Und die Forderung, alle wegzusperren?
Cool. Dann brauchen wir mehr Platz.

Etwa ein Viertel der Bevölkerung leidet irgendwann im Leben an einer psychischen Erkrankung. Das wären Millionen Menschen. Tendenz steigend!Weil psychische Erkrankungen mittlerweile öfter diagnostiziert werden bzw. überhaupt die Bereitschaft der Betroffnene gestiegen ist, darüber überhaupt zu reden. Und garantiert nicht, weil es eine „Modekrankheit“ ist. Also Hausärzte/-ärztinnen, das Personal in Kliniken und psychiatrischen Ambulanzen vergibt nicht einfach so ein „Etikett“, weil es so bequem ist, wie viele unterstellen. Meine Erfahrung sagt da etwas anderes.

Trotzdem: Wohin denn beim Wegperren mit all den Leuten? Vielleicht bauen wir einfach eine eigene Stadt dafür? Psychoville? Neurodivergentistan?

Ein weiteres Problem dieser Forderung:
Stigmatisierung führt zu weniger Hilfesuche.
Wenn jeder glaubt, dass psychisch Kranke gefährlich sind, dann wird sich niemand mehr trauen, offen zu sagen: „Mir geht’s nicht gut, ich brauche Hilfe.“ Statt Prävention gibt’s dann Verdrängung – bis es wirklich zu Problemen kommt. Suizide sind nur eine Konsequenz, oft schaffen es depressive Menschen z. B. auch gar nicht mehr, auf die Arbeit zu gehen. Folge? Arbeitslosigkeit! Eine Flucht in die Sucht ist ebenfalls eine mögliche Konseuenz.
Viele der Folgen sehen Außenstehende nicht.

5. Die Forderung mach einer Blacklist

Rechtsextreme und rechtskonservative Parteien „glänzten“ in der letzten Zeit besonders durch Forderungen nach einer Art Blacklist für psychisch erkrankte Menschen. Das verstößt nicht nur gegen jeden Datenschutz und jedes Menschenrecht, sondern lingt auch historisch verdammt nach den 1930er Jahre, die wiederum ihre Auswirkungen im Dritten reich zeigten.

Die Ironie dabei: Dieselben Parteien, die sich sonst gegen Überwachungsstaaten und Einschränkungen persönlicher Freiheiten aussprechen, haben plötzlich kein Problem damit, wenn es um psychisch Erkrankte geht. Plötzlich gilt „Sicherheit“ über allem, außer, wenn es um echte Präventionsmaßnahmen geht, die Betroffenen helfen könnten. (Meist genügt bei diesen Parteien jedoch schon der Blick ins Parteiprogramm und man merkt, dass die Freiheit nur für sie selbst gilt und auch nur so definiert wird, wie es ihnen passt. Aber das ist ein anderer Punkt.)

Warum ist diese Forderung gefährlich?

Psychische Krankheiten sind keine statische Eigenschaft. Wer kommt auf die Liste? Nur akut Erkrankte? Auch ehemals Erkrankte? Wer entscheidet, wann man „genesen“ genug ist, um nicht mehr draufzustehen?

Hinzu kommt: Wenn ich auf so einer Liste landen kann, suche ich mir überhaupt Hilfe? Wer weiß, dass eine Diagnose ihn auf eine Liste setzt, wird sich zweimal überlegen, ob er zum Arzt geht.

„Psychisch krank“ ist ein extrem weiter Begriff. Was zählt alles? Depression? Burnout? Angststörungen? Postnatale Depression? ADHS?
Wenn das kommt, dann sind plötzlich Millionen Menschen offiziell „vermerkt“.

Wenn wir anfangen, Listen für psychisch Erkrankte anzulegen, warum nicht auch für „potenziell gefährliche“ andere Gruppen? Menschen mit „schwierigen“ Meinungen? Menschen, die öfter krankgeschrieben sind? Die Logik hinter so einer Liste ist ein autoritärer Albtraum, der sich schleichend ausweiten kann.

Wenn es wirklich um Schutz und Prävention ginge, würden Politiker sich für bessere psychische Gesundheitsversorgung, schnelle Hilfe und soziale Absicherung einsetzen. Aber stattdessen wollen sie Registrierung und Kontrolle, was genau das Gegenteil von Hilfe ist.

Diese Art von Politik bringt keine Lösung, sondern mehr Angst und mehr Leid. Und das Perfide: Solange psychische Erkrankungen als „potentiell gefährlich“ ins öffentliche Bewusstsein gebrannt werden, wird sich kaum Widerstand regen, weil viele Menschen glauben, es gehe um ihre eigene Sicherheit. Sogar ehemals Erkrankte, dabei könnten sie ebenfalls auf solchen Listen landen.

6. Die wahre Gefahr sind Vorurteile

Die meisten psychisch erkrankten Menschen sind keine Gefahr für andere. Aber die Gesellschaft ist eine Gefahr für sie: durch Stigmatisierung, Vorurteile und den ewigen Mythos, dass „psychisch krank“ gleich „kriminell“ ist. Oder faul. Oder oder…

Vielleicht wäre die passendere Schlagzeile:

„Psychisch kranker Mensch begeht keine Straftat, sondern geht einfach seiner Arbeit nach und versucht, ein halbwegs normales Leben zu führen“ – aber das klickt sich halt nicht so gut. Entspricht jedoch viel mehr der Wahrheit.

Falls du oder jemand, den du kennst, mhr Informationen über das Thema Dysthymie oder Depresson benötigst, dann schaue doch mal auf dieser Webste von mir vorbei:
www.dysthergrund.de
Hier nenne ich auch Hilfenummern oder schreibe ein wenig, wie es in so einer psychiatrischen Klinik oder Reha überhaupt aussieht.